Problem von Maria - 35 Jahre

http://mein-kummerkasten.de/289761/Genug-von-der-Familie-und-Mutterdarsein.html

Hallo Bernd,

danke für Deine Antwort.

Das große Problem ist, daß die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oft zu Lasten der Frau geht. Arbeitet ein Mann länger oder auf Montage, wird das in der Regel als kein Problem gesehen. Tut dies hingegen eine Frau oder sogar eine Mutter, wird sie oft als Rabenmutter abgestempelt oder gefragt, warum sie überhaupt Kinder bekommen hat. Ganz schön unfair, oder?

Dann Dein Vorschlag zur Teilzeit: Teilzeit bedeutet Altersarmut für eine Frau. Warum? Ich muß als Frau heutzutage selbst für mein Alter vorsorgen. Und bei einem Teilzeitjob bekommt frau weniger Geld, zahlt weniger Beiträge und hat dementsprechend weniger Rente. Ich denke, es ist naiv, wenn als Frau sich auf seinen Ehemann als Altersvorsorge verläßt, denn eine Ehe kann in die Brüche gehen. Ich bin heutzutage froh, wenn ich einen Vollzeitjob bekomme.

Die Frage, wer der Hauptverdiener ist, stellt sich für mich nicht. Ich suche keine berufliche Veränderung aus einer Lust heraus, sondern weil ich beruflich weiterkommen möchte. Möchtest Du die nächsten 20, 30, 40 Jahre lang genau die gleichen Aufgaben an dem gleichen Arbeitsplatz machen?
Ich weiß nicht, wie Deine finanzielle Situation aussieht, Fakt ist aber, daß man für eine Familie fast immer zwei Einkommen braucht.
Pendeln und Umzüge sind heute kein Thema mehr, sondern Standard. Ich kenne keinen, der nicht wenigstens eine halbe Stunde als Anfahrtsweg zur Arbeit benötigt.

""ich will keine Mutter und Ehefrau mehr sein!"
so sehr kommt der Satz herüber wie ein Satz Deines eigenen bockigen Kindes. In Gedanken sehe ich Dich bei diesem Satz mit verschränkten Armen, verkniffenen Mund und mit dem Fuß aufstampfend."

Nein, das ist kein Satz, das ist ein Hilfeschrei von Überforderung und mangelnder Unterstützung.

Du hast gute Ratschläge mit der kinder- und familienfreien Zeit gemacht, aber einige Deiner Ratschläge sind zu sehr aus "männlicher" Sicht.

LG
Maria


Bernd Anwort von Bernd

Hallo Maria,

Es tut mir leid, das ich nicht vermocht habe, es Dir aus "partnerschaftlicher" Sicht zu vermitteln.
Vielleicht habe ich in Deinem Hilfeschrei zuviel Ablehnung gelesen? Habe mir vorzustellen versucht, wie ich reagieren würde, wenn ich Dein Ehemann wäre, dessen Ehefrau Du nicht mehr sein willst?
Dein Sohn, der sicherlich keinem von euch beiden helfen kann, besser miteinander zu planen und zu agieren?

Zu Altersvorsorge durch Einzahlung auf die Konten der "die Rente ist sicher"- Verwaltung habe ich eigene (andere) Ansichten!
Zu einem Familienleben mit Singleplanung habe ich eine eigene Ansicht!

Als Mann bin ich in exakt Deinem Alter aus einem sicheren Beruf bei damals fast garantiertem Renteneinstieg mit 50 - 55(Bergbau) örtlich meiner Liebe gefolgt (bin umgezogen). Und habe mich beruflich neu orientiert. Danach mit vielen Fallgruben, letztendlich mit einer nicht geplanten Selbstständigkeit. Irgendwie bin ich außer dem "meinem Gefühl folgen" danach immer nur der Notwendigkeit gefolgt. Deine Frage kann ich also nicht wahrhaftig beantworten. Außer: in 40 Jahren will und werde ich nichts mehr arbeiten :-)

Ich will Dir sicherlich nicht zu nahe treten. Aber es widerstrebt mir, eine gemeinsame Zukunft mit einem Menschen überhaupt erst zu planen, der in jedem Punkt zuerst daran denkt, dass die "Rückfallebene" auch komfortabel genug sein sollte.
Ein Kuss, wenn es mich schon im nächsten Augenblick nicht mehr braucht?
Die Zukunft, die eigentlich ohne mich durchgeplant ist?
Da braucht es ja kein Vertrauen mehr!
Partnerschaft ohne Vertrauen?
Airbag-gesichtertes Aufeinanderzugehen?
Beim "Aufprall" weiß niemand mehr so genau, ob es gerade dann noch Liebe oder nur Sex oder schon hasserfüllte Feindschaft ist?

Fehlt nur noch das bungie-jumping auf der anderen Seite, um auch zu erleben, dass es ohne Risiko ja keinen wirklichen Spass und kein wirkliches Glück gibt?

Gibt es das nicht: dass man sich eingestehen darf, wenn die Liebe nicht mehr ausreicht.
Dass aber der Respekt, die Dankbarkeit für die geschenkte schöne gemeinsame Zeit und das daraus resultierende Vertrauen weiterhin bestehen bleibt?

Gibt es keine Trennung mehr ohne Anwälte und Finanzamt als einzige Gewinner?

Naivität und Vertrauen sind für mich keine Gegensätze! Dürfen es niemals werden!
Wie schon gesagt (geschrieben): es gibt keinen Unterschied zwischen Rabenvätern und Rabenmüttern!
Beiden gemeinsam ist (nach meiner Meinung): wenn sie sich miteinander und untereinander nicht darauf verständigen können, was der von ihnen gegründeten Familie zuträglich ist, sind beide nicht erwachsen genug!

Was andere dazu sagen kümmert mich absolut nicht!

Du und Dein Ehemann! Ihr könnt euch der gemeinsamen Verpflichtung nicht entziehen! Und diese Verpflichtung gilt natürlich nicht nur eurem Sohn, sondern auch euch gegenseitig!

Maria,
Du wirst von mir keinen Freibrief bekommen, Ehe und Mutterschaft zu begraben!
Interessant wäre für mich, ob es in der (möglichen) Karriere Deines Mannes einen Punkt gibt, von dem Du sagst, dass er einen Knick hingenommen hat, um euch "zu dienen"? Oder andersherum? Hat er ähnlich Deinem Schreiben schon etwas durchgesetzt, wovon Du hier gerade träumst? Wann und wo hat sich Dein Mann zuletzt beruflich verändert? Nach wieviel Jahren?

Maria!

Ich will, dass Du mit Deinem Mann redest!

Und es wäre schön, wenn Du es nicht beginnst mit :"ich will nicht mehr"!
sondern mit: "ich will es anders! Es muß anders werden!"

Scheiß was drauf, wenn alle Anderen was von "Rabenmutter" schwafeln! Wichtig ist doch nur, was Du mit Deinem Mann zusammen sagt! Wozu ihr steht und was ihr gemeinsam realisiert!

Nicht Dein Mann! Nicht Du!

Ihr beide!

Ihr habt ihn geschaffen! Ihr müßt ihm Rede und Antwort stehen!

Und eines ist für mich unumstritten: euer Sohn stellt euch genau die Fragen, die ihr vergessen habt, euch selbst vorher zu stellen!
Was Du tun kannst und tun solltest: beziehe Deinen Mann in die Beantwortung mit ein!

Es soll nicht Deine Antwort sein!

Alles Liebe,

Bernd