Problem von Malte - 16 Jahre

Sind das Depressionen? Feedback: Florian

Hallo Flarian,

ersteinmal vielen Dank, dass Du dir die Zeit genommen hast, mein Problem anzugehen.
Du hast Recht es ist, dass ich das Gefühl herunterschlucke/verdränge, da ich einfach keine Lust habe, dass Klassenkameraden das merken und dann nur solche Anmerkungen kommen, wie die die Du geschrieben hast. ("Stell dich nicht so an" etc.).
Ich versuche deine Tipps ernst zu nehmen, und immer wenn ich esse(n will) mich zu fragen: Habe ich wirklich Hunger ?
Als Update: Das Gefühl wird imer schlimmer (hoffe das verbessert sich die nächsten Tage/Wochen/Monate). Ich habe letztens einen Zug an einer Zigarette genommen, um zu gucken, wie das ist. Und ich weis nicht wieso, aber es tat gut. Dieses Gefühl vom etwas anderen neuen. Ich will nicht rauchen, nur manchmal übertonen die Gefühle meinen Verstand und ich möchte dann gerne eine Zigarette. Ich kaufe keine und werde es warscheinlich auch nicht, nur trotzdem ist dieses Gefühl da.
Ich muss mit jemanden darüber reden, der aus meinen Umfeld mal zuhört. Ich habe es mal versucht, aber dann kamen nur Verbesserungsvorschläge, die mich noch wieter runter gezogen haben.
Hast du dazu einen Tipp?

Danke nochmals !
MfG
Malte

Florian Anwort von Florian

Hallo Malte,


es freut mich zunächst zu hören, dass Dir meine Tipps zusagen und Du diese ab sofort umsetzen wirst. Du wirst sehen, dass durch die Akzeptanz Deiner negativen Gefühle in Deinem bisheriges (Ess-)Verhalten und Deinem Selbstbewusstsein eine entscheidende Wirkung hinterlassen werden. Auch bei dem psychischen Drang nach einer Zigarette wird diese Methode einwirken. Denn durch die Anerkennung und Respektierung von negativen Gedanken, als Bestandteil des Lebens, schwindet auch dieser Drang. Es ist im Grunde wie bei dem Versuch die Gefühle durch Essen abzutöten, was ja zukünftig nach und nach verschwinden wird.


Das Deine Gesprächspartner versuchen Dir Verbesserungsvorschläge zu unterbreiten ist normal. Damit wollen sie versuchen Dir einen Stoss in die, ihrer Meinung nach, richtige Richtung zu geben. Nur ist deren richtige Richtung nicht zwangsläufig auch die eigene. Und häufiger geht es uns eigentlich nur darum Gehör zu erhalten, also einen Zuhörer und keinen Ratgeber zu haben.

Ich habe gleich mehrere Vorschläge für Dich, je nachdem was Du gerade brauchst.

Gehen wir einmal davon aus, Du willst einfach nur Deine Sorgen loswerden und brauchst dabei im Grunde keine Dialog. Eine Methode dafür wäre alle Probleme und alle Gedanken die dazu in den Sinn kommen, ohne direkte Reflexion (also nochmaliges Lesen) und ohne bewusst die Gedanken dazu steuern zu wollen, einfach aufzuschreiben. Das ganze genau 10 Minuten lang (keine Sekunde länger!) oder bis einen davor nichts mehr einfällt (nicht bewusst nach neuen Problemen suchen!).
Dies nennt sich expressives Schreiben. Durch das Aufschreiben aller Probleme die einen gerade in den Sinn kommen, entsteht ein Ventil in dem Du alle Deine schlechten Gedanken mit einem Streich rausbringst. Das Bewusstsein denkt dann in der Regel seltener daran und Grübeleien, die sich sonst breitmachen könnten, werden so im Vorfeld erledigt. Deine Gedanken können ruhen und sich wieder richtig konzentrieren.
Am Ende solltest Du Dein Schreiben dann wegwerfen, um nicht mehr die Möglichkeit zu haben das Geschriebene nochmal lesen zu können. Es verwirrt sonst mehr, als es nützt.

Solltest Du jedoch mehr Wert darauf legen einen Dialog zu führen, gibt es mehrere Möglichkeiten. Wenn derjenige mit dem Du sprechen willst, Dir nicht bekannt sein muss/soll so kannst Du z.B. bei einem Sorgentelefon (z.B. 0800 111 000 111 oder 0800 111 000 222 / beide gebührenfrei) anrufen. Diese sind auf das aktive zuhören ausgebildet, allerdings kann es manchmal dauern bis man durchkommt.
Möglich wäre auch der Besuch eines Psychotherapeuten oder eines Coach. Ersteres hat den Vorteil einer akademischen Ausbildung und in der Regel von der Krankenkasse übernommen zu werden. Man muss jedoch auf Wartezeiten gefasst sein, bis eine Sitzungsperiode beginnt. Der Coach wiederum hat den Vorteil das man i.d.R. schnell dran kommt und dieser selten mit direkten Verbesserungsvorschlägen ankommt, sondern eher zuhört und Dir die Möglichkeit der freien Entfaltung gibt. Du erarbeitest quasi Deinen eigenen Verbesserungsvorschlag und wirst bei der Durchführung überwacht. Der Nachteil hier ist, dass dieser nicht von den Krankenkassen übernommen wird und die Kosten z.T. über 100 Euro pro Sitzung gehen können.

Wenn Du aber Wert darauf legst, wenn ein Dialog dann auch mit den Dir bekannten bzw. verwandten Leuten, dann solltest Du zu Beginn des Gesprächs vielleicht darauf hinweisen, dass diese Person zunächst nur zuhören soll. Dabei solltes Du beachten, diesen in einem ruhigen Moment anzusprechen und nicht wenn dieser gerade gestresst oder stark abgelenkt ist. Du solltest während des Gesprächs Sätze vermeiden wie: "Ich weis nicht was ich tun soll." oder "Was soll ich nur machen?". Diese laden zu den ungewünschten Verbesserungsvorschlägen praktisch ein.
Verwende stattdessen, wenn Du weist was Du tun willst, Sätze wie: "Ich weis genau was zu tun ist aber mache mir Sorgen, dass eventuell etwas schief geht." oder wenn Hilfe gesucht wird: "Ich bereite mich gerade vor dieses Problem anzugehen, brauche aber etwas Unterstützung in der Umsetzung.".
Es ist zudem immer angebracht sich zu bedanken, wenn Dir jemand zu gehört und sich somit Zeit für Dich genommen hat. Dies kann man z.B. in Form eines Lobes sagen: "Es tut gut, dass Du mir zugehört hast." oder "Deine Unterstützung bedeutet mir viel.". Mehr braucht es nicht.

Wenn Du das alles beachtest, kannst Du das Gespräch gewisser Maßen lenken und die Akzeptanz schaffen, zukünftig nicht mehr so viele Belehrungen als Verbesserungsvorschläge zu erhalten.


Ich hoffe das Dir diese Tipps weiterhelfen können. Du kannst, wenn Du es wünscht, gerne wieder ein Update oder ein Feedback schicken. Ich werde versuchen es möglichst zeitnah zu beantworten.


Weiterhin alles Gute

Florian