Bulimie/Magersucht glauben sie nicht mehr
Also, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll... Also seit ca. 4 jahren esse ich immer weniger und seit 3 monaten erbreche ich mein essen wieder! ich habe es 2 freundinnen aus meiner klasse erzählt. doch die eine hat es einfach weiter gesagt! und die behauptet jetzt mit einer anderen, dass ich das ganze übertreib, dass sie eine "richtige" magersüchtige kennen und die es ganz anders macht (also mit niemanden drüber redet und so), dass sie mit einem erwachsenen drüber geredet haben und der es auch nicht glaubt, dass es unglaubwürdig ist. und das nennen sich freunde? was soll ich tun damit sie mir glauben? ich denke, sie haben schon der gesamten klasse gesagt, dass ich mir das nur ausgedacht habe, damit ich aufmerksamkeit bekomme. wir haben dass über briefe im unterricht geschrieben, aber sie wollen sie mir nicht geben! ich will aber nicht, dass sie jemand liest! was soll ich denn tun? ich bin echt verzweifelt!
Anwort von Bernd
Liebe Unbekannte,
sicherlich geht es niemandem von Deinen Freundinnen darum, dass Du ihnen etwas beweist! Keiner von denen will doch, dass Du krank bist!
Und mit Deiner Krankheit können Deine Freundinnen sicherlich auch nicht wirklich verbinden, was das bedeutet:
Wenn du sagst, dass Du eine Magen-Darm-Infektion hast, könnten sie sich darunter etwas konkretes vorstellen! Du wirst drei Tage nicht zur Schule kommen, weil Du die Zeit auf der Toilette verbringst! Und das war es dann!
Wenn Du den Finger verbrüht hast: sie werden Dir Eis oder ein gekühltes Gelkissen darauf legen und wissen, dass es nach in paar Tagen wieder in Ordnung ist!
Wenn Du Dich geschnitten hast: werden sie Dir einen Verband anlegen oder in Pflaster draufpeppen!
Auf all das wird jeder eine Antwort haben! Eine Lösung, die Dir hilft!
Warum Deine Freundinnen so reagieren? Ich kann es mir nur so vorstellen, dass sie mit der einfachen Information: Du hast Bulimie/Magersucht, nichts anfangen können, was ihnen das Gefühl gibt, Dir helfen zu können! Es wird sie machtlos und hilflos machen! Sie wissen nicht, was sie tun sollen!
Es ist eigentlich die gleiche Art der Hilflosigkeit, wie Du selbst sie empfinden wirst, solange Du nicht versuchst, die Gründe zu erforschen! Warum Du keinen Appetit hast! Warum Du Dich erbrichst!
Ich weiß nicht, ob Du auch schon mal etwas ähnliches erlebt hast?:
Meine Oma hatte uns wochenlang von ihren Zahnschmerzen erzählt. Und jedes mal, wenn wir ihr sagten, dass es Zeit wäre, zum Zahnarzt zu gehen, sagte sie, dass es ja vielleicht hoffentlich morgen wieder besser wird!
Natürlich wurde es nicht besser! Aber jeder von uns wurde täglich ungeduldiger, weil wir ja eigentlich wußten, was zu tun war! Aber wir waren auf ihre Einsicht angewiesen! Sie mußte es wollen!
Dir will ich mit dieser Geschichte sagen, dass es nicht darauf ankommt, ob Dir Deine Freundinnen glauben, wenn Du es ihnen erzählst!
Sie wollen, dass Du gesund wirst! Und da hilft es am ehesten, wenn Du Dir professionelle Hilfe suchst!
Die Freundinnen werden Dich sicher in Deinen Fortschritten gegen die Krankheit folgen und Dich ermutigen!
Aber sie haben als Deine Freunde nur eine Chance, wenn Du für Dich beschließt, dass Du gesund werden willst!
Also einen Schritt weiter, als Du bislang gegangen bist: bisher hast Du erkannt, dass Du krank bist! Es ist der wichtigste Schritt! Aber leider eben erst der Erste!
Wenn Du alle Hilfe zuläßt, die Dir gegeben wird!
Dann bist Du wirklich weiter!
Du wirst es an Deinen Freunden erkennen!
Alles Liebe,
Bernd