Problem von Anonym - 19 Jahre

Sorgen um die Schwester

Hallo liebes Kummerkastenteam,

Ihr habt mir schoneinmal ganz toll mit einem Problem geholfen, deshalb wende ich mich jetzt wieder an euch.

Mein Problem ist folgendes:

Ich bin letztes Jahr von zuhause ausgezogen um in einer weiter entfernten Stadt zu studieren. Deshalb bin ich nur selten daheim, höchstens alle 4 Wochen und während des Semester meist noch seltener. Meine Eltern scheinen damit ganz gut klar gekommen zu sein, meine kleine Schwester (11 Jahre alt) jedoch eher nicht. Meine Mutter erzhählt mir in letzter Zeit immer häufiger, dass meine Schwester Probleme in der Schule hat. Nicht nur Notentechnisch, sondern auch mit ihren Klassenkameraden. In der Grundschule und auch schon im Kindergarten war meine Schwester immer sehr beliebt, wurde zu jedem Geburtstag eingeladen, hatte einfach viele Freunde. Es gab kaum einen Nachmittag an dem keine Freundin zu spielen da war. Doch das hat sich jetzt ziemlich geändert. Anfangs, als sie auf das Gymnasium kam, schien noch alles ganz okay, aber jetzt habe ich erfahren, dass sie kaum Freunde mehr hat (außer eine Freundin, die sie aber auch nicht sooo toll findet anscheinend) und außerdem noch gemobbt wird!
Laut meiner Mutter hat das damit angefangen, dass die Klasse immer ein Mädchen beschimpft hat, dass meine Schwester aber sehr gerne mag. Sie hat sich dann schützend vor dieses Mädchen gestellt und hat gesagt, dass die anderen aufhören sollen und seitdem ist sie das neue "Opfer".

Ich kann das Verhalten, der Kinder eigentlich überhaupt nicht nachvollziehen, da meine Schwester eine sehr offene und freundliche Person ist. Aber, das stimmt schon, sie kann sich einfach nicht zu Wehr setzen. Auch als ich noch zuhause gelebt habe und es mal eine Streiterei zwischen uns gab, hatte sie keinen blöden Spruch oder etwas in der Art entgegenzusetzen. Sie weiß einfach nicht wie sie handeln soll, wenn die anderen sich über sie lustig machen.
Meine Mutter hat auch schon mit diversen Lehrern gesprochen, doch die haben die Mobberei noch nicht mal bemerkt. Es sind von Lehrern Sätze gefallen wie: "Die Maria ist doch ein fröhliches Kind und versteht sich mit allen gut" , NUR das Problem ist, dass keiner mehr mit ihr spielen will oder etwas unternehmen.

Mir ist schon bewusst, dass alle Kinder in dem Alter etwas durchdrehen und ihre eigenen Dinge verfolgen und kaum Rücksicht auf andere nehmen, aber warum dieses Verhalten von ihnen?

Könnt ihr mir irgendeinen Rat geben wie ich sie stärken kann? Mein Verhältnis zu ihr ist gut, aber da so ein großer Altersunterschied herrscht, weiß ich manchmal nicht wie ich zu ihr durchdringen soll...Meine Schwester ist einfach noch sehr kindlich, die anderen hingegen wollen schon sehr erwachsen sein. Einen Schulwechsel finden meine Eltern inzwischen sogar sinnvoll, aber ist sowas wirklich nötig? Ich bin einfach ratlos und mache mir große Sorgen um sie. Inzwischen geht es ihr auch körperlich nahe und sie mag eigentlich schon gar nicht mehr zur Schule gehen...Könnt ihr mir helfen?

Liebe Grüße,

eine Sorgende Schwester

Monika Anwort von Monika

Liebe Unbekannte,

ich finde es erstmal toll, dass du dich, auch wenn du nun weiter weg wohnst, dein Studium und dein eigenes Leben hast, noch so für deine kleine Schwester und ihre Sorgen und Nöte interessierst!
Da kann deine Schwester ja schon mal drauf bauen eine tolle große Schwester zu haben, die immer zu ihr steht.

Ich würde dir und deiner Familie raten, dass ihr euch an eine Erziehungsberatungsstelle wendet. Dort werden erstens Gespräche geführt und man kann schauen was genau deine Schwester so belastet. Vielleicht ist es neben der Schule ja noch was anderes. Immerhin hat sich nun ja auch ihr gewohntes familiäres Umfeld sehr verändert seitdem du weg bist. Das kann sie auch belasten und dazu führen, dass sie nicht mehr so gut auf andere Kinder zugehen kann und sich mehr verschließt.
Außerdem gibt es dort auch oft Gruppenangebote, wo es darum geht neue Kompetenzen zu erlernen, also wie gehe ich auf andere zu wie kann ich mich wehren etc. und wenn sie mit Kindern zusammenkommt, die ein ähnliches Problem haben können sich schnell neue Freundschaften ergeben und ihr Selbstbewusstsein wird wieder größer.

Zudem ist das Mobbing auch ein Problem der Schule! Das heißt diese muss sich darum kümmern, dass es aufhört. Gemeinsame Gespräche mit den tätern und Opfern führen, Sanktionen erteilen, Klassengemeinschaft stärken etc. Also auch hier nochmal nachhaken und die Lehrer zumindest sensibilisieren - vielleicht merken sie ja dann doch etwas.

Du als große Schwester kannst eigentlich nur ein offenes Ohr haben. Wenn du da bist versuch was mit ihr zu unternehmen, das ihr Spaß macht und das sie auf andere Gedanken bringt. Falls sie sich dir öffnet und von Mobbing berichtet kannst du ihr natürlich auch Tipps geben wie sie sich wehren könnte. Sag ihr wie du reagieren würdest und frag sie wie du sie unterstützen kannst. Manchmal hilft hier auch ein Rollenspiel. Also lass sie mal in die Rolle ihrer Mitschülr schlüpfen und du reagierst dann darauf.
Sie ist gerade am Anfang der Pubertät - und das ist nie leicht. Vielleicht kannst du dich ja auch an diese Zeit zurückerinnern. Man ist verunsichert, der Körper verändert sich und manche in der Klasse sind einfach weiter als andere. Das wird sich aber im Alter wieder legen.

Zeig ihr, dass du sie toll findest, genau so wie sie ist!
Und dass sie eine Schwester hat die hinter ihr steht!

Alles Gute für euch!
Liebe Grüße
Monika