Problem von Fenya - 22 Jahre

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Hallo Caro!

Ich dachte, als ich dein Problem gelesen hatte, darauf muss ich einfach antworten, denn ich bin vor Lachen fast vom Stuhl gefallen.

Keine Sorge, ich mache mich nicht über dein Problem lustig, aber deine Beschreibung passt nahezu exakt auf einige meiner früheren Gedanken und teilweise auf solche die ich heute noch, öfters als mir lieb ist, hege.

Zu Anfang an erstmal Entwarnung, du drehst weder durch noch driftest du, deiner Beschreibung nach, in Depressionen ab. Das ist ne ganz andere Kiste, da spreche ich, leider, aus Erfahrung.

Um es mal ganz einfach auszudrücken, du bist 15, also mitten in der Pubertät. Weißt du was da in deinem Hirn abgeht? Der Begriff da gehen einem die Hormone mit durch, ist nicht einfach daher gesagt.
In deinem Kopf findet grade ein Umbauprozess statt, dagegen war der Bau der Berliner Mauern n Witz. Auf gut deutsch dein Gehirn tickt manchmal etwas neben der Spur. Das bedeutet NICHT das du bekloppt bist oder unzurechnungsfähig oder unkontrolliert. Das ist ein völlig normaler Prozess, erklärt aber deine Stimmungsschwankungen, da Teile deines Gehirns Substanzen produzieren zu Zeitpunkten, die einem Außenstehenden, und manchmal einem selbst völlig Banane vorkommen.

Ich hab dir dazu mal einen schönen Link vom SPiegel zu einem Artikel (ich hoffe das ist hier erlaubt). Da steht einiges über die Baustelle Gehirn eines Teenagers: http://www.spiegel.de/spiegelwissen/a-693968-2.html

Also keine Angst der ganze Zirkus legt sich wieder. Ich bin jetzt 22 und kann mich noch gut an diese Stimmungsschwankungen erinnern. Da ich in den Teen-Jahren leider einige unangenehme Erfahrungen gemacht habe, lief das ganze bei mir sogar manchmal noch extremer ab. Also du bist nicht der schwerste Fall :)

Und bei mir hat es auch wieder aufgehört. Ich habe heute zwar immer noch manchmal Stimmungsschwankungen, vorallem bei Stress. Dann kommt diese "Hau kaputt"-Mentalität sehr stark hervor. Naja Möbel stehen noch ;)
Ein gutes Mittel vorallem gegen diese Wut ist Sport. Oder Brüll in dein Kissen oder kauf dir ein billiges Stofftier, dass du hässlich findest und massakrier das.

Dieses Gefühl von lasst mich alle in Ruhe und ich will Aufmerksamkeit, beschreibt eigentlich am besten, den Zwiespalt in dem sich Teens befinden. Einerseits gehts Richtung Erwachsenenalter, andererseit motzt das innere Kind, dass es nen heißen Kakao und ne Umarmung will. Dafür kannst du garnix. Da hilft nur warten bis es vorbei geht.

Und auch diese Mir is alles wurscht Phasen sind normal, Du findest dich in deine Rolle ein, testest neues aus und dabei läuft sowas halt mal bissl ausm Ruder. Solange du nur unzusammenhängendes Zeugs fasselst, ist das okay. SOlltest du irgendwann im Pyama mit Alufolienhütchen und ner Packung Gummibärchen auf dem Garagendach sitzen.... Dann hol dir mal Hilfe :)
Alles andere ist okay, solange du dich oder andere nicht in Gefahr bringst. Um dich zu trösten, mir wird heute noch gesagt, dass ich öfters nur unzusammenhängenden Quark labber. Bei mir scheint das eine Charaktereigenschaft zu sein.... Oder mein Gehirn baut sich auch noch um....Oder ich bin einfach irre. Naja alles net so schlimm.

Diese Gedanken darüber was du getan/gesagt hast und warum, sind auch völlig normal. Um mal bei tollen Wissenschaftsbegriffen zu bleiben, das nennt sich Metakognition. Dabei denkst du darüber nach was du denkst und tust. Also das Denken über das Denken. Klingt verwirrend ist es auch. Aber das ist eine gute Sache, denn wenn du dich selbst reflektierst, kannst du Beweggründe für so manches herausfinden und stehst dann nicht so verwirrt da wie manch anderer Teen.
Ein Beispiel:
Warum habe ich gerade zu meiner Mutter gesagt, sie soll mal dahingehen wo der Pfeffer wächst, das ist MEIN Zimmer!
Antwort eines Selbstreflektierers: Weil ich mich abgrenzen will und selbstständig für meinen Bereich zuständig sein will.
Antwort eines Sesselwärmers: Kein Bock... gähn, am Kopf kratz, müde an die weiße Wand schiel etc.
Also sehe es positiv.

Die Punkte die Jasmin angesprochen hat, solltest du trotzdem im Auge behalten. Grade das mit jemand Reden ist wichtig.
Siehst du, hier ist das Denken über das eigene Denken auch wichtig. So weißt du wann etwas vollends aus dem Ruder zu laufen droht und kannst vorher Hilfe suchen.

Was mir seeeehr geholfen hat in der Pubertät war das Führen eines Tagebuchs. Muss garnicht täglich oder besonders toll sein, aber es hilft einfach deine Probleme und gedanken einer nicht antwortenden Person anzuvertrauen. Einmal wird man einfach viel von der Seele los, andererseits kann es auch der Systematisierung der Gedanken in der Großbaustelle Hirn helfen.

Also Kopf hoch! Ist alles normal und geht vorbei (in ein paar Jahren).

Und wenn garnix mehr geht, hol dir ne Schoki und roll dich in deine Lieblingsdecke. Das hilft immer ;)

Grüßle Fenya

Jasmin Anwort von Jasmin

Hallo Fenya,

vielen lieben Dank für dieses ausführliche Feedback! Ein schönes Beispiel für das hormonelle Chaos :)
Die Idee mit dem Tagebuch finde ich sehr schön und kann den Vorschlag nur unterstützen. Manchmal hilft es einfach, seine Probleme aufzuschreiben und das ganze Gefühls-wirrwarr loszuwerden.

Werde es direkt mal weiterleiten.

Danke und auch dir alles Gute!
Jasmin