Problem von Tammy - 15 Jahre

Bruder mit soziopathischen/psychopathischen Tendenzen

Hallo liebes Kummerkasten-Team ich bin Tammy, ich bin 15 Jahre alt und gehe in die siebte Klasse. In meiner Familie gibt es keine Probleme, meine Mutter und mein Vater behandeln mich gut und kommen auch untereinander sehr gut miteinander zurecht, jedoch ist da mein älterer Bruder, T., um den ich mir große Sorgen mache, denn ich glaube er ist ein Psycho- oder Soziopath (ich weiß nicht genau was der Unterschied zwischen beiden ist).

Also T. ist 19 Jahre alt geht in die dreizehnte Klasse und schreibt auch recht gute Noten (obwohl ich weiß dass er betrügt), ist ziemlich gutaussehend und kann sehr charmant, witzig und gesellig sein (obwohl das alles nur gespielt ist).

Schon im frühen Kindesalter hat er mich stets terrorisiert, also er hat mich nie geschlagen oder so, seine Schikane war immer auf psychischer Ebene, zum Beispiel hat er mir stehts gruselige Bilder auf mein Kopfkissen gelegt. Manchmal sogar TOTE Tiere!

Auch in der Vorschule fiel er immer negativ auf, das überraschende dabei war dass er die anderen Kinder nicht geschlagen hat, sondern sie nur belogen oder reingelegt hat. Meine Eltern haben erzählt er habe mal zu einem seiner damaligen Mitschüler gesagt die Lehrerin würde ihn mehr mögen würde er sich mit einer Schere in die Hand stechen, was dieser dann auch sogar tat!!!

In der ersten Klasse lieferte er dann immer mehr solcher Untaten ab und fiel ausserdem noch durch seine schlechten Noten auf. Meine Eltern haben daraufhin seinen IQ testen lassen das Ergebnis war zwischen 120 und 125 ich kann mich nicht mehr an die genaue Zahl erinnern.

So viel zu dem was meine Eltern mir erzählt haben ich möchte euch einige meiner persönlichen Erfahrungen mit T. erzählen.

Aufällig ist dass T. fast immer in der gleichen Tonlage spricht und immer eine leichtes Grinsen im Gesicht trägt, als ob er immer dabei ist etwas auszuhecken, egal wie schrecklich das Thema ist T. scheint immer sehr ruhig zu sein und macht sogar noch Witze darüber. Egal wie schlimm die Lage ist er macht einfach über alles Witze über Krebskranke, Rollstuhlfahrer, etc... ich bin keine Feindin von Sarkasmus aber T. geht einfach zu weit.

T. Freundeskreis ist auch sehr eigenartig. T. hat keine Probleme damit Freunde zu finden, da er genau weiß wie er sich verhalten muss damit die Leute ihn mögen, aber diese Freunde gehen wieder so schnell wie sie gekommen sind. Wenn ich T. mal frage warum Freund X uns nicht mehr besuchen kommt sagt er immer: "Er hat einfach seinen Nutzen verloren!" und trägt dabei immer dieses heimtückische Grinsen.

Mit Mädchen geht T. sogar noch widerwärtiger um. Er hatte schon mehrere Freundinnen aber das wundert mich nicht er weiß ja schließlich genau welche Knöpfe er zu drücken hat um zu bekommen was er will. Immer wenn ich mich mal mit einer seiner Freundinnen unterhalte tut es mir immer leid wenn sie mir erzählten wie "nett" und "romantisch" er doch ist und dass sie sich durch ihn "viel besser" fühlen und kurze Zeit danach, wenn T. sie entjungferte, heulend vor der Haustür stehen und fragen warum er grundlos schlussmachte. Als ich ihn dann einmal fragte "Warum?" setzte er wieder dieses Grinsen auf und er sagte etwas das ich nie vergessen werde (ich versuche ihn jetzt so gut wie ich mich erinnern kann zu zitieren): "Ich nutzlosen Weiber seid nur für etwas zu gebrauchen und zwar zum Befriedigen von uns Männern! Einige Frauen wissen das, aber es gibt einige unter euch die meinen etwas Besonderes zu sein und geliebt werden zu müssen! Denen muss eine Lektion erteilt werden damit sie lernen wo sie hingehören!" Ich schwöre als ich diesen Satz hörte musste ich mich erbrechen! Wie kann man nur so sein??? Wie kann man nur so mit den Gefühlen anderer spielen?

Und jetzt kommt das schlimmste, vor einem Jahr stand die Polizei vor unserer Haustür und behauptete T. wäre in irgendeiner Drogensache verwickelt. Sie konnten nichts davon fest beweisen aber ich würde mich nicht wundern wenn das stimmet. In der Gerichtsverhandlung trat er dann in seinem besten Anzug als mannierlicher braver Junge auf und wurde auch nicht verurteilt. Er war schon immer ein guter Schauspieler, stets täuscht er falsche Gefühle vor und lügt jeden an und manipuliert wo es nur geht um seine Mitmenschen herzlos auszunutzen.

Bitte helft mir ich weiß nicht was ich tun soll! T. ist ein herzloses Monster aber er ist auch mein großer Bruder und ich liebe ihn genauso wie den Rest meiner Familie, wenn noch ein Funken Hoffnung besteht ihm zu helfen muss ich es wissen!!!

Und was mir am meisten Angst macht: Kann es sein dass ich einmal genauso werde wie mein Bruder wenn ich älter werde?

Bitte ich brauche Hilfe!!!

LG Tammy

Delia Anwort von Delia

Hallo Tammy

Schön, dass du uns dein Vertrauen schenkst.

Damit du dich nicht wunderst, sage ich es dir gleich: Ich habe den Namen deines Bruders gekürzt, das dient einfach nur dazu, dass deine Zuschrift möglichst anonym bleibt.

Ob dein Bruder wirklich ein Psychopath oder Soziopath ist, kann dir hier niemand mit Sicherheit sagen. Das könnte nur jemand bewerten, der sich mit dem Thema sehr gut auskennt und sich einige Zeit mit deinem Bruder beschäftigt hat.

Die Situationen, die du schilderst, zeigen aber, dass er zumindest einige Tendenzen in diese Richtung zeigt und ich kann verstehen, dass dir das große Sorgen bereitet und du nicht weißt, wie du damit umgehen sollst.

Du fragst, ob man deinem Bruder helfen kann, das finde ich schwierig zu beantworten. Soziopathie/Psychopathie ist keine Krankheit in dem Sinne wie z.B. Borderline und ist somit nicht wirklich heilbar. Zudem ist beim Betroffenen ein Leidensdruck erforderlich, damit er zur Therapie geht. Dieser Leidensdruck ist bei den meisten Krankheiten auch gegeben, doch so wie du es erzählst, scheint dein Bruder nicht unglücklich über seine Situation zu sein. Oder merkst du, dass ihm sein Verhalten selbst zu schaffen macht und er deswegen Probleme hat oder unglücklich wirkt? Wenn es ihm mit seinem Verhalten gut geht, brauchst du dir erstmal keine Sorgen um ihn zu machen. Wobei die Sache mit der Polizei nicht zu verharmlosen ist, sollte so etwas noch einmal vorkommen, besteht die Gefahr, dass er auf die schiefe Bahn gerät weil er denkt, er könnte sich aus allem rauswinden. Das dem nicht so ist, würde er dann mit der Zeit schon merken.

Hast du denn mal mit deinen Eltern über deine Vermutung gesprochen? Sie kennen deinen Bruder ja schon seit seiner Geburt und sind sicherlich auch schon auf sein Verhalten aufmerksam geworden und haben sich bestimmt schon ihre eigenen Gedanken darüber gemacht. Es würde dir bestimmt mehr Sicherheit geben und die Verwirrung verringern, wenn du offen mit deinen Eltern über dieses Thema sprechen könntest.

Auch machst du dir Sorgen ob du mal genauso werden kannst. Ich bin natürlich kein Therapeut und ich bin auch nicht in dem Thema ausgebildet, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es unmöglich ist, einfach so zum Psychopathen/Soziopathen zu werden. Soweit ich weiß, ist Soziopathie/Psychopathie bei den Betroffenen von Geburt an vorhanden, auch wenn es im Kindesalter meist nicht als solches wahrgenommen wird, weil Kinder sich einfach noch sehr stark voneinander unterscheiden können und noch kein ausgeprägtes Verständnis von Moral haben, dieses wird erst im Laufe der Kindheit und im Jugendalter erworben. Außerdem bist du ja selbst gegen seine Einstellung was z.B. Frauen und Freundschaften betrifft, das zeigt, dass du gewisse Moralvorstellungen hast und nicht wie dein Bruder bist. Du brauchst dir also keine Sorgen zu machen, dass du mal genauso wirst wie er.

Ich denke, dass es für dich persönlich wichtig ist, dass du dich von dem Verhalten und den Ansichten deines Bruders distanzierst. Das ist natürlich schwer, schon allein weil du mit ihm im gleichen Haus wohnst. Du musst jedoch auch immer daran denken, dass du nicht für ihn und das was er tut verantwortlich bist. Ich würde dir auch davon abraten, dich offen gegen ihn zu stellen, das führt zu keiner Lösung sondern höchstens zu enormen Stress in der Familie.

Ich bitte dich: Rede mit deinen Eltern über deine Gefühle und Befürchtungen. Und wenn sie versuchen, das Ganze als harmlos abzutun oder dich nicht ernst nehmen, sage ihnen ganz klar, dass du dir große Sorgen machst und dass sie als eure Eltern dazu verpflichtet sind, dir wenigstens zuzuhören und sich Gedanken darüber zu machen. Zusammen als Familie könnt ihr dann sehen, wie es weitergehen soll. Wenn deine Eltern eine ähnliche Vermutung haben wie du, ist es auch möglich, dass ihr euch von einem Psychotherapeuten beraten lässt, um vielleicht zu lernen, wie ihr besser mit deinem Bruder umgehen könnt.

Gern kannst du uns nochmal schreiben und berichten wie das Gespräch mit deinen Eltern gelaufen ist oder ob sich in eurer Familie bzw. bei deinem Bruder etwas verändert hast. Wenn du möchtest, dass ich die Zuschrift beantworte, brauchst du nur meinen Namen im Titel oder im Text zu erwähnen.

Ich wünsche dir und deiner Familie alles Gute
Delia