Problem von Marie - 16 Jahre

schizophrene Mutter, Angst

Vor ungefähr 3 Jahren wurde meine Mutter das erste mal krank. Damals hatte sie das Burnout-Syndrom, dass dann zu schweren Depressionen wurde. Als sie in eine Psychiatrische Klinik eingewiesen wurde, besserte sich ihr Zustand und ein paar Monate später kam sie wieder nach Hause. Von da an war eigentlich alles wieder normal. Sie hatte sich zwar stark verändert, aber wir kamen alle miteinander klar. Vor ungefähr 2 Monaten wurde es dann aber wieder schlimmer. Meine Mutter glaubte, dass sie wieder ein Burnout erlitt, doch die Ärzte diagnostizierten eine bipolarmanische Schizophrenie. Seit dem geht hier alles durcheinander. Meine Mutter hat meinen Vater aus dem gemeinsamen Haus rausgeschmissen, weil sie sich einbildet, dass er sie umbringen möchte. Sie weigert sich ihre Medikamente zunehmen obwohl mehrere Ärzte ihr dazu raten. Sie terrorisiert mich und meine Schwester(19) mit Sms und Anrufen und beschimpft uns, beleidigt uns und ist gegen meine Schwester sogar schon körperlich vorgegangen. Jeden Zweiten Abend ist die Polizei bei uns zu Hause, da es hier immer wieder eskaliert. Sie hat sogar ohne Beweise eine einstweilige Verfügung gegen meinen Vater erklärt. Als sie meine Schwester brutal angegriffen hat, wurde sie von der Polizei mitgenommen und hat auch die Polizisten angegriffen. Dann wurde sie wieder in die Klinik gebracht, in der sie schon einmal war. Von dort wurde sie allerdings wieder entlassen, weil ein Richter der Meinung war sie wäre nicht krank. Das Problem ist, dass sie durch ihre Schizophrenie manchmal völlig normal wirkt. Deswegen kann sie z.B. den Richter davon überzeugen, dass es ihr gut geht. Als sie dann bei Sozialpsychologischen Krisendienst anrief, und sagte sie würde nun zu uns nach Hause fahren und meinen Vater umbringen, suchte die Polizei nach ihr und als sie sie gefunden haben, brachten sie sie wieder in die Klinik. Aus der ist sie jetzt allerdings einfach abgehauen und hat gegenüber meinem Vater wieder eine Morddrohung ausgesprochen. Ich weiß nicht wie es weiter gehen soll, oder wie wir meine Mutter helfen können. Ich bin total verzweifelt und habe erneut angefangen mich zu ritzen (das habe ich auch schon gemacht als meine Mutter das erste mal Krank wurde, hatte aber wieder damit aufgehört). Ich weiß einfach nicht mehr was wir machen können, ich weine mich fast jeden Abend in den Schlaf, ich treffe mich nicht mehr mit Freunden oder Lade sie ein, weil ich Angst habe dass sie etwas von dem ganzen Stress mitbekommen. Ich habe gar kein Leben mehr und ich weiß nicht was ich tun soll.

Dana Anwort von Dana

Liebe Marie!

Danke, dass du dich uns anvertraut hast. Ich habe mir dein Problem mal geschnappt, weil ich jemanden im Familienkreis hatte, der auch schizophren ist. Hatte deshalb, weil ich durch Trennung nicht mehr zu diesem Familienteil gehöre.

Ich kenne dein Problem sehr genau, die Attacken, die Drohungen und auch die völlig klaren Momente, wo die Person absolut normal wirkt und sehr klug und intelligent. Das Problem: solange sie sich nicht selbst einweisen lässt, wird die Behandlung sehr schwierig, da sie eine noch mündige Person ist. Eine Person entmündigen zu lassen, ist ein sehr schwerer Prozess, der meist abgelehnt wird. Was aber geht, ist die Abtrennung der Kinder, wegen dieser Verhältnisse und die Betreuung durch das Jugendamt.

Ich würde euch raten, mal alles zu sammeln an Arztberichten, was ihr finden könnt, mit der Klinik zu sprechen, alles aufzuschreiben, was euch einfällt und damit dann zum Jugendamt zu gehen. Schützt euch! Eure Mutter ist krank und sollte von euch auf keinen Fall abwertend behandelt werden, das sind biochemische Prozesse, die ihr Dinge vorgaukeln, die nicht da sind. Sie kann da nichts für. Klar, dass sie sich nicht eingestehen will, so krank zu sein, dazu gehört sehr viel Mut und Einsicht. Schwieriges Thema. Aber ihr könnt für euch sorgen.

Die schizophrene Frau in meiner damaligen entfernteren Familie hatte sieben Kinder, die alle in Pflegefamilien untergebracht wurden und ein völlig neues Leben beginnen durften, was allen sehr gut tat. Inzwischen sind fast alle erwachsen, haben die Schule erfolgreich abgeschlossen und zT ein Studium oder eine Ausbildung begonnen. Kontakt zu den Eltern ist kaum mehr vorhanden, auf freiwilliger Basis aber möglich.

Das Jugendamt ist in solchen Fällen manchmal etwas schwerfällig, aber wenn ihr ihnen Beweise (Arztberichte, Polizeiberichte etc) mitbringt und erklärt, was alles passiert, dann sollte das ausreichen, dass sie sich eurer annehmen. Auch euer Vater muss sich schützen, weil man nicht weiß, was passiert, wenn diese Anfälle länger andauern und sie vielleicht aus Drohungen Taten folgen lässt.

Wichtig ist, dass ihr mit den behandelnden Ärzten sprecht, mit ihr selbst...dass ihr versucht, alles daran zu setzen, dass eure Mutter die Therapie weiter macht. Sie müsste in einen geschlossenen Teil einer psychiatrischen Klinik, medikamentös eingestellt werden und eine ganze Weile in Dauerbehandlung. So schnell ist das alles nicht in den Griff zu kriegen. Da sie das aber wohl momentan nicht einsehen will (vielleicht tut sie es ja, wenn ihr ihr mal ehrlich sagt, dass ihr vor ihr Angst habt und das so nicht mehr wollt), müsst ihr wenigstens für euch selbst sorgen und euch selbst schützen. Es ist EUER Leben und eure Zukunft. So wie das momentan läuft, ist das für euch ja wirklich kein Leben mehr.

Zusätzlich wäre es sicher gut, sich genau über diese Art der Schizophrenie kundig zu machen. Auch da sollten die Ärzte eurer Mutter Hilfestellung geben können. Wendet euch an sie! Holt euch so viel Hilfe, wie ihr bekommen könnt!

Habt Mut, haltet zusammen, macht diese Dinge gemeinsam, du und deine Schwester...und haltet durch.

Alles Liebe - und tut mir leid, dass ich nicht mehr tun kann, als euch die Wege vorzuschlagen. Gehen müsst ihr sie selbst.

Dana