Problem von anonym - 15 Jahre

Stress mit den Eltern

Liebes Kummerkasten-Team,
vor 2 Jahren habe ich auf eine Wirtschaftsschule gewechselt und seitdem stehe ich nur noch unter Druck. Egal ob in der Schule oder zu Hause.. Meine Eltern meinen ich bin faul weil ich oft nur das mache was mir gefällt. Ist ja auch richtig oder nicht, ich meine es ist mein Leben und ich darfs so gestalten wie ich will. Und gerade jetzt in den Ferien muss ich für eine wichtige Prüfung Deutsch, Mathe und Englisch lernen. Seit dem Ferienbeginn habe ich jeden Tag immer 2-4 Stunden für diese Fächer geübt und habe versucht meinen Eltern klar zu machen das ich wirklich etwas für die Schule gemacht habe. Aber alles was dann immer kommt ist: "Anscheinend noch nicht genug." Und immer wenn ich mich dann für 3 Stunden ausruhe und das mache was ich will kommt: "LERN LIEBER WAS ANSTATT DIE GANZE ZEIT NUR AM LAPTOP ZU SITZEN!" Woher wollen sie wissen dass ich wenig gemacht habe? Immerhin saß ich 4 Stunden an meinen Schulsachen und habe wirklich was gemacht. Immer wenn ich zu hause helfe, werde ich trotzdem angemeckert. Das ist falsch, und das habe ich auch nicht richtig gemacht. Anstatt das sie mir mal vorher sagen wie das und das Richtig geht. Meine Eltern sehen immer nur die negativen Dinge. Ich finds einfach doof dass sie immer an mir rumnörgeln. Was kann ich tun damit meine Eltern aufhören sich bei allen dingen die ich tue sich zu beschweren? Dankeschön jetzt schonmal für die Antwort!
Liebe Grüße

Dana Anwort von Dana

Liebe Unbekannte!

Du hast ein Problem mit deinen Eltern, was du mit zig Jugendlichen teilst. Zwischen deinen Eltern und dir gibt es ein Kommunikationsdefizit. So denken deine Eltern, du machst werweißwas und DU denkst aber, dass sie dich ungerecht behandeln - aber zusammen kommt ihr nicht, weil sie dir nur Vorwürfe machen und dich unter Druck setzen und du dich dann dagegen wehrst. An das eigentliche Problem kommt man so dann gar nicht.

Ich möchte dir empfehlen, dich in einer ruhigen Minute mal mit deinen Eltern zusammen zu setzen und sie um ein erwachsenes und vernünftiges Gespräch zu bitten. Sag ihnen, dass dir etwas daran liegt, dass das Verständnis zwischen ihnen und dir besser wird. Erkläre ihnen, wie du fühlst, wie es dir geht, bitte um Kompromisse, schließe sie nicht AUS sondern EIN in deine Gedanken.

Punkte des Gesprächs sollten sein:

- ich liebe euch wirklich! (das ist wichtig, um die "Türen" zu öffnen)
- wir verstehen uns leider öfter falsch, weil wir zu wenig miteinander reden.
- ich fühle mich von euch öfter ungerecht behandelt, was das Lernen und meine Freizeit angeht.
- ich möchte mit euch klären, was IHR unter gutem Lernen versteht und was ICH drunter verstehe und ob wir da einen gemeinsamen Nenner finden.
- ich möchte auch gerne Zeit für mich haben, die ich ohne schlechtes Gewissen so nutzen kann, wie ich das brauche und will.
- manchmal habe ich den Eindruck, ich mache insgesamt nichts richtig. Was fehlt euch denn an mir? Was müsste ich zugeben, damit es euch besser geht? Und was könnt ihr mir zugeben, damit ich mich besser fühle?
- wie kriegen wir also eure Ansprüche und meine Wünsche unter einen Hut?

Regeln des Gesprächs sollten sein:

- jeder lässt den anderen ausreden
- es gibt KEINE lauten Worte, keine Beschuldigungen, keinen Ärger
- es wird sachlich argumentiert, auf einer erwachsenen Ebene (das gilt für deine Eltern, aber auch für dich)
- keiner sollte mit Vorwürfen kommen, nur mit produktiven Vorschlägen.

Glaube mir, es ist manchmal wirklich sinnvoll, die Kindrolle und Elternrolle einfach mal wegzulassen. Man ist sonst immer im Zwiespalt Eltern-Kind/Erziehende-zu Erziehende und kann nicht frei reden. Das bedeutet für deine Eltern, dass sie dir ruhig zuhören müssen, aber auch für dich, dass du deine Worte mit Bedacht wählst, nicht gleich ausflippst, wenn deine Eltern nicht so reagieren, wie du das gerne hättest und ihr ruhig und freundschaftlich bleibt. RESPEKT ist das Zauberwort. Wenn ihr es schafft, respektvoll dieses Gespräch zu führen und im Nachhinein auch respektvoll gegenüber einander zu bleiben, ist meist schon alles geschafft.

Wenn deine Eltern wollen, dass es dir gut geht und du willst, dass es deinen Eltern gut geht und ihr dafür alles tut, damit das so ist, dann sind eigentlich alle zufrieden. Und das Interessante: es funktioniert! Man bricht sich kein Bein ab, wenn man ein wenig mehr für die Schule macht (man hat dann auch ein besseres Gefühl) und man bricht sich auch keinen Zacken aus der Krone, wenn man im Haushalt das ein oder andere mithilft, damit es den Eltern besser geht. Dann sind diese nämlich auch entspannter und sehen einiges nicht mehr so eng. Sie wollen insgesamt eh nur dein Bestes und sind deshalb so hinterher und genervt, weil du dann wahrscheinlich auch ab und an motzig reagierst (weil du dich unverstanden fühlst). Daher muss einfach alles mal auf den Tisch und dann kann es neu weiter gehen.

Ich wünsche dir, dass deine Eltern sich auf das Gespräch einlassen und dass klar wird, wie ihr in Zukunft miteinander umgehen könnt.

Alles Liebe und viel Erfolg dabei!

Dana