Problem von Laura - 16 Jahre

Meine Mutter trinkt...

Hallo liebes Kummerkasten-Team..
Ich hoffe ihr habt für mich ein offenes Ohr und könnt mir einen Rat geben..
Alles fing damit an, dass meine Oma (Mutter meiner Mutter) 2008 verstorben ist. Dadurch ist meine Mutter depressiv geworden und nimmt täglich etliche Medikamente.. Nun.. und seid Anfang des Jahres habe ich beobachtet wie meine Mutter ab und zu im Wohnzimmer saß und sich ein paar Biere getrunken hat.. Da dachte ich an noch nichts schlimmes. Doch seid einiger zeit trinkt sie jeden zweiten Tag. Es ist immer so, dass sie an einem Tag trinkt, am nächsten Tag muss sie sich wahrscheinlich davon erholen und übernächsten Tag trinkt sie wieder..
Ein weiterer Hinweis auf ein Alkoholproblem ist, dass sie die Gläser und Flaschen versteckt, es abstreitet etwas getrunken zu haben (obwohl man das nicht übersehen kann) und streitet ab das es Wein in ihrem Glas wäre..
Gerade gab es einen Streit zwischen mir und ihr.. Ich hab gemerkt, dass sie wieder getrunken hat.. hab das Glas gefunden.. und dann hat sie es heimlich ausspülen wollen.. Ich habe sie darauf angesprochen und habe sie gefragt ob sie mich wirklich für so dumm hält das ich es nicht merken würde. Erst blieb sie noch locker, aber als ich dann angefangen habe sie damit zu konfrontieren und ihr gesagt habe das ich mit jemandem darüber reden werde, ist sie etwas lauter geworden und hat gemeint, dass ich ihr also jetzt in den Rücken fallen würde und ich unverschämt wäre.. Ich weiß, dass sie es nicht so gemeint hat, dass kommt alles durch die Sucht.. Aber langsam kann ich nicht mehr.
Ich liebe meine Mutter, würde sie nie verlassen, aber sie muss einsehen das sie sich Hilfe suchen muss.. Ich weiß, dass sie es selbst wollen muss..
Aber ich denke sie will es nicht.

Bitte helft mir, ich weiß nicht was ich tun soll..
Liebe Grüße, Laura.

Bernd Anwort von Bernd

Liebe Laura,

was Du beobachtet hast, deutet wirklich darauf hin, dass Deine Mutter ein Problem mit Alkohol hat: Vorräte beschaffen und "heimlich trinken" sind Alarmzeichen!

Wie weit Deine Mutter da hineingerutscht ist, kann keiner von hier aus beurteilen (der Tag Pause zwischendurch kann sicherlich nur richtig bewertet werden, wenn man weiß, wie hoch die "Dosis" an den anderen Tagen ist.

So, wie auch einige Ärzte Herzpatienten sogar dazu raten, 1/8 bis 1/4 Rotwein am Abend zu "geniessen", mag der Rat vielleicht gut sein. Kann aber auch leicht die persönliche Entschuldigung dafür werden, wenn es dann doch regelmässig mehr wird?

Den besten Überblick über das wahre Ausmaß wirst Du wohl nur bekommen können, wenn Du Deiner Mutter nicht zuerst Vorwürfe machst und ihr das Gefühl gibst, ihr "hinterherzuschnüffeln"?
Du weißt, wie ich es meine? Nimm es bitte niemals als Vorwurf!
Ein Suchtkranker ist schlimmer, als ein pubertierender Teenager! Er sieht noch eher alles erst als Vorwurf! ("Keiner versteht mich! Alle sind sie gegen mich! Jeder will mir was!")

Und wie bei Teenagern hilft es vielleicht nicht nur, es zu verstehen! Es hilft erst, wenn man auf den Menschen zu- und auf ihn eingeht!

Kannst Du es Dir vorstellen, dass ihr beide miteinander einige male in der Woche (vielleicht "zufällig" jeden Tag, wenn sie anfällig ist?)
Ein paar Stunden damit verbringt, euch gegenseitig eure Probleme und auch schönen Erlebnisse "freundschaftlich" mit zu teilen? (Mir kommt es dabei auf das "Teilen" an.)

Wenn Deine Mutter noch nicht wirklich stark abhängig ist, wird vielleicht 1/8 Rotwein während eines Gespräches zwischen Mutter und Tochter (ohne Deinen gehobenen Zeigefinger) sicher Positives bewirken! Und vielleicht die "heimlich getrunkene" Gallone und vielleicht sogar auch die eine oder andere Psychopille mehr als ersetzen?

Wenn es nicht so ist. Oder wenn Dir dazu die Zeit oder Geduld fehlt?

Und um Dir vielleicht auch die weitaus professionelleren Ratschläge anzuhören:

http://www.blaues-kreuz.de/

und

http://www.anonyme-alkoholiker.de/index.php

geben auch tatkräftige Unterstützung für Angehörige, einen gangbaren Weg mit ihren kranken Liebsten zu finden!

Es mag Dir vielleicht vorher wie ein stiller Vorwurf geklungen haben als ich geschrieben hatte:

"... wenn Dir dazu die Zeit oder Geduld fehlt?"

Ist es wirklich nicht!

Weil psychische Erkrankungen unserer Liebsten uns selbst oft bis an den Rand der Selbstzerstörung führen können!
Und da ist es dann wirklich auch manchmal unvermeidbar, dass wir "loslassen" um nicht mit in die Tiefe gerissen zu werden!

Ich finde es toll, dass Du Dir Sorgen um Deine Mutter machst!

Vergiss vor lauter Sorge nicht, dass Du selber jederzeit "sicheren Boden" unter Deinen Füssen brauchst!
Und das ganz besonders, wenn Du jemand anderem helfen willst!

Es ist eine verkehrte Welt!

Eigentlich brauchst Du doch alle Liebe, Sorge, Fürsorge und Geborgenheit, die Dir Deine Eltern doch so sehr schuldig sind :-(

Es gibt soviele "Verführungen", denen auch Du noch oft ausgesetzt sein wirst! Alkohol wird für Dich hoffentlich keine mehr sein können!
Bleibe bitte auch in allen anderen Bereichen eine kritische, gefühlvolle und starke junge Frau!

Alles Liebe,

Bernd