Problem von Columbine - 17 Jahre

Depression und Anhänglichkeit

Hallo!

Ich leide seit längerem an schweren Depressionen, Panikattacken und Borderline.
Wenn meine Depressionen extrem werden, verapüre ich eine tiefe Anhänglihkeit zu beatimmten Personen (immer verschieden) und will sie rund um die Uhr bei mir haben. Mich würde es mal interessieren, woher eine solch tiefe Anhänglichkeit ohne diveren Grund entsteht.


Danke im Voraus.

Florian Anwort von Florian

Hallo Columbine,


bei Menschen mit dieser Kombination von psychischen Krankheitsbildern, kommt eine solche Anhänglichkeit durchaus häufiger vor. Dabei geht es weniger um die Person selbst, als um das was er für Dich repräsentiert.

Bei Situationen in denen Angst oder hoher Stress vorherrschen, benötigt jeder Mensch Sicherheit in dem was er in dieser Situation tun wird. Diese Sicherheit holen sich viele nicht von sich selbst, sondern von anderen Menschen. Daher wird bei einer Massenpanik jeder versuchen in die gleiche Richtung zu laufen, ungeachtet dessen ob dies wirklich sinnvoll nicht oder nicht. Unser Gehirn hofft einfach, dass die Mehrheit der Menschen schon weis was sie da tut. Auch bei anderen Fällen von Angst oder Stress, wo nur wir uns selbst bedroht fühlen, orientieren wir uns an anderen Personen. Dann jedoch in der Regel an Menschen die für uns Autorität ausstrahlen. Ob sie das durch ihren Beruf (z.B. Polizisten), ihr Aussehen (z.B. großer Mann mit breiten Schultern) oder aufgrund anderer Merkmale tun ist egal. Sobald wir glauben eine Person besitzt Autorität ist dieser die erste Ansprechperson bei Problemen und Notfällen.
Die Orientierung an solche Persönlichkeiten ist daher vollkommen normal und geschieht meist aufgrund von Notfällen bzw. Situationen bei denen wir uns unsicher fühlen oder glauben sie nicht selbstständig lösen zu können. Ist diese Situation vorbei sinkt auch die Bereitschaft sich unterzuordnen und sich an dieser Person zu orientieren.

Soweit der normale Ablauf. Bei Personen mit regelmäßigen Panikattacken sowie Depressionen wiederum ist das Sicherheitsgefühl und das Selbstwertgefühl jedoch soweit angeschlagen, dass sie sich selbst fast gar nichts mehr zutrauen und sich überall unwohl und unsicher fühlen. Sie leiden also darunter fast schon permanent in Situationen zu leben die Angst und Stress bedeuten. Entsprechend orientieren sie sich nicht nur für eine relativ kurze Dauer an solchen Personen, sondern nahezu permanent. Die ständige Unsicherheit erfordert eine ständige Unterstützung durch andere Personen. Diese Person verschafft das Sicherheitsgefühl das man selbst gerne jederzeit hätte. Daher will man am liebsten auch permanent bei diesem Menschen bleiben und macht dies auch soweit es möglich ist. Man wird anhänglich und fast schon abhängig von dieser Person.

Bei einer Borderlinestörung kommt noch ein weiterer Umstand hinzu. Diese Menschen neigen besonders dazu eine Person zu idealisieren, also als eine vollkommene Persönlichkeit ohne Fehler zu sehen. Dies sorgt für eine noch stärkere Anhanglichkeit und auch für eine besondere Gefahr: Denn dieses überbewertete Bild kann diese Person nicht standhalten. Da jede Person Fehler und negative Eigenschaften besitzt wird er denjenigen mit Borderlinestörung früher oder später enttäuschen (häufig auch ohne es zu bemerken). Diese Enttäuschung schlägt sich dann wiederum in Missgunst und Hass auf diesen aus, wodurch das Bild von einem Ideal hin zu einem Schandfleck wird. Aus Zuneigung und Anhänglichkeit kann so schnelle Abneigung werden.
Dies ist natürlich auch bei Personen ohne Borderline möglich. Auch hier wird aus Enttäuschung schnell Hass. Jedoch war die zuvor vorherrschende Anhänglichkeit und Abhängigkeit geringer, somit die Reaktion auf die Enttäuschung ebenfalls geringer.


Ich hoffe ich konnte Dir verständlichmachen welchen Grund es für Deine Anhänglichkeiten gibt und wie sich Dein Krankheitsbild dabei mitwirkt.


Alles Gute

Florian