Problem von Anonym - 15 Jahre

Ich hasse mein Leben

Hallo,
erst mal danke, wer auch immer sich das durchliest. Mit meinen Freunden kann ich darüber nicht reden, und das ist der Punkt: ich habe Freunde, aber egal, wie viele Leute mich zu lieben scheinen oder um mich herum sind, ich hab immer das Gefühl, dass sie mich nicht wirklich kennen. Ich kann mich niemandem wirklich auföffnen und fühle mich deswegen immer alleine, egal, ob ich Leute hab, die mir beistehen. Ich weiß, dass das mein Problem ist, aber ich kanns einfach nicht. Ich kann mich nicht öffnen und ich kann nicht aufhören, mich mies zu fühlen. Ich weiß gar nicht mehr, was es heißt, glücklich zu sein. Manchmal wache ich auf und denk mir einfach nur: 'was mache ich eigentlich hier?'
Und auch wenn ich nie wirklich plane mich umzubringen oder irgendwas dergleichen, ich will tot sein. Oder schlafen, für immer. Mich überfordert mein Leben und ich hab mich komplett verschlossen, mein Herz und meine Gedanken. Und ich schaffs einfach nicht alleine aus diesem Loch raus. Manchmal habe ich Lichtblicke, on denen es mir gut geht und ich nach vorne schaue, aber dann schwingt meine Laune wieder um.. Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll, und ich kann auch mit niemaden darüber reden..

Florian Anwort von Florian

Hallo Ratsuchende


Dir fehlt es bei Deinen Beziehungen mit anderen Menschen an einen gewissen Tiefgang. Du brauchst Menschen um Dich herum mit denen Du Dich über persönlichste Angelegenheiten austauschen, Sorgen teilen und den ein oder anderen Ratschlag bekommen kannst. Dabei hilft es weniger sich möglichst viele Freunde zu suchen, sondern bestehende Freundschaften auszubauen und die Beziehungen zu erweitern. Andernfallst hat man zwar viele Freundschaften, die jedoch nur oberflächlich und ohne den nötigen Tiefgang sind. Dort tauscht man sich dann über alltägliche Kleinigkeiten wie z.B. Klatsch und Tratsch, Mode, Musik oder sonstige Hobbys aus. Persönliche Inhalte wie Gefühle, Sorgen oder auch Erfolgserlebnisse kommen dort nicht zur Sprache und man will es auch nicht unbedingt zur Sprache bringen, weil man nicht genau vorhersagen kann wie diese Personen darauf reagieren würden.

Du solltest also versuchen bestehende Freundschaften einmal genauer zu betrachten und herausfinden, mit welchen Deiner Freunden Du Dich mit solchen sensiblen Themen austauschen kannst. Oder wenn dies nicht möglich ist, neue Freundschaften aufbauen mit denen dies möglich wäre. Diese Freundschaften bauen sich in der Regel nicht dadurch auf, indem man für den anderen da ist. Also wenn Deine Freunde z.B. Probleme haben, Du Dich ihrer annimmst, sie danach fragst und versuchst sie zu unterstützen und zu helfen. Merken sie das Du für sie da bist, werden sie auch für Dich da sein und Dich bei Deinen Problemen unterstützen. Dies sorgt auch zugleich für die passende Atmosphäre um sich selbst zu öffnen und seine Gedanken und Gefühle äußern zu können. Du öffnest Dich also dann ganz automatisch und ohne Dir Gedanken oder Sorgen darum machen zu brauchen.


Deine derzeitige depressive Phase ist durchaus auch ein Resultat dieser fehlenden tieferen Beziehungen. Denn ohne Zugehörigkeitsgefühl und ohne Anerkennung durch andere Menschen fühlt man sich natürlich einsam und alleine. Und Einsamkeit ist für einen Menschen, der soziale Beziehungen braucht, ein Grund Traurig zu sein. Denn jeder Mangel, egal ob es Nahrungsmangel, Mangel an Schlaf, Sicherheit oder eben an Zugehörigkeit, sorgt für schlechte Laune in Form von Traurigkeit, Wut oder Angst. Beseitigst Du diesen Mangel hat das Gefühl seine Arbeit getan und geht von ganz alleine weg.
Die Isolation die daraus resultiert ist dabei jedoch der falsche Weg. Denn so entfernst Du Dich von allen sozialen Beziehungen und verhinderst so den Ausbau von Beziehungen. Das bedeutet Du musst die Isolation, ungeachtet der Angst, verlassen und Dich aktiv darum bemühen Deine Beziehungen auszubauen um auf eine solche tiefere Beziehung zu gelangen.


Dies kannst Du wiederum dadurch erreichen, indem Du Dir Deine Frage "Was mache ich eigentlich hier?" zu Ende denkst und sie beantwortest. Ob die Antwort nämlich "Nichts" heißt oder welche sonstige Antwort Du Dir auch immer gibst ist einzig von Dir abhängig. Du entscheidest was Du tust. Niemand sonst. Man kann es Dir vielleicht vorzuschreiben versuchen, aber ob Du Dich an diese Vorschrift hälst ist einzig und allein Deine Entscheidung.
Und selbst wenn Du glaubst, dass manche Deiner Handlungen keinen Sinn ergeben, so bedeutet dies nicht das kein Sinn und kein Zweck dahinter liegt. Jede Handlung erfüllt einen Zweck und einen Sinn, ob wir uns dafür entscheiden etwas zu tun oder etwas nicht zu tun. Egal wie schlecht oder wie gut wir etwas finden, es erfüllt immer einen Sinn. Er ist vielleicht nicht immer sofort sichtbar, aber trotzdem vorhanden. So auch Dein Leben und so auch Deine Handlungen: Alles erfüllt einen Sinn, selbst wenn er gerade nicht zu erahnen scheint.
Also mach etwas aus Deinem Leben, was für Dich Sinn ergibt. Entscheide Dich für die Richtung die Du in Deinem Leben einschlagen willst, es ist niemals falsch und niemals richtig, aber immer sinnvoll.



Ich hoffe ich konnte Dir damit helfen.


Alles Gute


Florian