Problem von manu - 43 Jahre

Bin nach 15 jahren gekündigt worden

Hallo ihr Lieben,
bin total verzweifelt. Ich habe im nov.12 eine Abmahnung bekommen, wegen div.Fehler.Muss dazu sagen, das es wirtschalfliche Probleme gibt. Viele Kunden gehen in Insolvenz oder suchen gründe um aus den Vertrag auszutreten. Ende März habe ich die fristlose Kündigung bekommen. Bin darauf sofort zum Anwalt um eine Kündigungsklage einzureichen. Tja, beim Gütetermin habe ich eine Abfindindung rausholen können, viel weniger als eigentlich nach 15 Jahren. Habe bereits 5 Vorstellungstermine gehabt,aber es hat leider nicht geklappt. Ab 1.07. bin ich arbeitslos und habe Angst davor wie es weiter geht. Bin doch erst 43 aber für den Arbeitsmarkt zu alt. Habe Angst davor das meine Ehe das nicht standhält, Kinder haben wir keine. Niemand weiß von meine Situation ausser mein Mann. Ich fange sogar schon an Bier zu trinken (heimlich) wenn mein Mann im Bett ist. Langsam bin ich in einer Phase wo ich aufgeben will und keine Hoffnung sehe. Mein Zeugnis war grottenschlecht ausgestellt (ist in Bearbeitung). Ich habe mich in letzter Zeit in vielen Foren durchgelesen wie schlecht es anderen geht. Ich glaube das ich die Kraft nicht habe. Danke schon mal an alle die sich meinem PROBLEM widmen. LG.

Delia Anwort von Delia

Hallo liebe Manu,

schön, dass du uns dein Vertrauen schenkst.

Schön finde ich es ebenfalls, dass du nach deiner Kündigung sofort reagiert hast und dir einen Anwalt gesucht hast um dich zu wehren. Es ist natürlich schade, dass es lediglich eine Abfindung geworden ist, aber du hast die Situation immerhin nicht stillschweigend akzeptiert.

Der Beruf hat in unserer Gesellschaft eine wichtige Rolle, man identifiziert sich mit seiner Arbeit und wenn man jemanden neues kennen lernt geht der Smalltalk oft in Richtung der Arbeitsstelle. Die Arbeit wird nicht nur als Mittel zum Überleben angesehen, sondern als Statussymbol. Dieses Vorgang ist vielen Menschen unbewusst und er wird den meisten erst dann schlagartig deutlich, wenn sie plötzlich keine Arbeitsstelle mehr haben. Das Selbstbild gerät ins Wanken, man schämt sich eventuell vor anderen und fühlt sich wertlos und weiß teilweise auch nicht was man mit seiner Zeit anfangen soll. Du musst dir aber darüber klar werden, dass dich nicht nur dein Beruf ausmacht. Du bist so viel mehr und selbst wenn du nicht arbeitest, bist du immernoch ein Teil dieser Gesellschaft und deine Persönlichkeit und dein Handeln macht dich weit mehr aus, als die Institution, die dir am Ende des Monats das Geld überweist.
Du bist Ehefrau, Freundin, Tochter, eventuell Schwester und noch einiges mehr, die Rolle der Mitarbeiterin ist nur eine von vielen Rollen in deinem Leben. Lass diese eine Rolle nicht dein gesamtes Selbstwertgefühl verunsichern.

Ich kann allerdings gut verstehen, dass du Angst hast. Ich persönlich bin nicht der Meinung, dass du zu alt für den Arbeitsmarkt bist. Natürlich wird es nicht leicht, das möchte ich damit auch nicht sagen. Selbst jungen Menschen fliegen heute die Jobangebote nicht zu, daher wird deine Jobsuche wohl schon einige Zeit in Anspruch nehmen. Aber du musst auch bedenken, dass du eine Menge Arbeitserfahrung und Lebenserfahrung besitzt und das ist dein persönliches Kapital.

5 Vorstellungstermine ohne Aussicht auf einen Job sind natürlich entmutigend, aber denke einmal so, immerhin hast du es bis zum Vorstellungstermin geschafft. Deine Bewerbung wurde nicht sofort abgelehnt. Sicher, das gewünschte Ziel wurde (noch) nicht erreicht, aber du scheinst auf einem ganz guten Weg zu sein. Halte durch und versuche es weiter!

Außerdem schreibst du, dass du dich durch viele Foren liest und du dich dadurch erst recht mies fühlst. Dabei musst du aber bedenken, dass in diesen Foren in der Regel vor allem die Leute schreiben, die eben keinen Arbeitsplatz finden und frustriert sind. Diejenigen, die wieder einen Job gefunden haben, melden sich in solchen Foren eher selten, das heißt, du siehst im Internet vor allem die negative Seite. Es ist also kein objektiver Überblick, sondern nur ein vergleichsweise kleiner Ausschnitt. Lass dich davon nicht so verunsichern.

Solltest du tatsächlich nach langem Suchen keine Arbeitsstelle finden, könntest du dir überlegen, ob du dich nicht auf etwas anderes umschulen lassen möchtest. Informationen dazu bekommst du in der Regel beim Arbeitsamt. Ich persönlich kenne einige Frauen ab 40 aufwärts, die sich von früheren Berufen wie z.B. Bürokauffrau etc. auf die Betreuung von Senioren haben umschulen lassen und mit ihrem jetzigen Beruf zufrieden sind. Das heißt jetzt natürlich nicht, dass diese Art von Beruf etwas für dich sein muss, es soll dir nur zeigen, dass es noch weitere Möglichkeiten gibt.

Also: Lass dich nicht entmutigen! Es ist ein Schock, nach 15 Jahren an der gleichen Arbeitsstelle plötzlich entlassen zu werden und es kann einem erstmal den Boden unter den Füßen wegziehen. Es ist auch okay, sich eine Zeit lang mies zu fühlen und sich etwas gehen zu lassen. Aber du musst jetzt wieder aufstehen und dich daran machen, dein Leben weiterzuführen. Und Alkoholkonsum ist da definitiv keine Lösung!
Deine Lebensplanung ist ins Wanken geraten, aber sowas passiert mit Plänen. Sie gehen schief oder etwas unvorhergesehenens passiert und dann muss man wieder alles umschmeißen und einen neuen Plan machen. Das dir das jetzt mit 43 vielleicht schwerer fällt als mit Anfang 20 ist vollkommen normal, aber es ist trotzdem zweifellos möglich!

Ich wünsche dir alles Gute und viel Kraft und Erfolg auf deiner Jobsuche,

Delia