Problem von Lisa - 15 Jahre

Mama gestorben

Meine mutter ist vor ca. drei Monaten gestorben. Ich kann meinen Kummer nicht richtig raus lassen. Selbst wenn ich vor dem Grab stehe kommt nichts. Ich habe seit dem 13.03 vielleicht wenn's hoch kommt vier mal geweint. Alle sagen ich soll das nicht in mich rein fressen. Ich würde auch gerne mit meiner besten Freundin reden aber die sagt immer wenn ich anfange darüber zu reden das wir nicht was anderes machen können und distanziert sich immer weiter von mir weil sie nicht weis was sie dann machen soll. Was soll ich machen?

Johannes Anwort von Johannes

Hallo liebe Lisa,

als ich deine Mail gerade gelesen habe, begann ich tatsächlich selber ziemlich traurig zu werden. Zuerst einmal möchte ich dir mein herzliches Beileid zu dem Tod deiner Mutter aussprechen. Mit solch einer Situation ist es niemals leicht umzugehen. Ich finde, dass in Todesfällen für Angehörige die richtigen Worte zu finden oft nicht leicht ist. Schließlich möchte man ja auch nichts falsches sagen. Vielleicht hilft es dir, wenn du mit jemandem darüber sprichst, dem du vetraust und dir mal alles von der Seele redest. Häufig sagen enge Anghörige von Toten, dass sie alles verloren haben. Ich persönlich kann da allerdings nicht zustimmen. Natürlich ist es so, dass deine Mutter nicht mehr auf dieser Welt ist und das tut mir auch unendlich leid. Auf der anderen Seite kannst du dir sagen, dass sie in deiner Welt bzw. in deinem Leben immer eine große Rolle spielt und für den Rest deines Lebens einen großen Platz in deinem Herzen einnimmt. Im ersten Moment klingt es für dich vielleicht ein wenig komisch, aber du kannst auch jederzeit mit deiner Mutter reden. Sage ihr, wie sehr sie dir fehlt und wie traurig du über ihren Tod bist. Wenn du Fragen hast, stell ihr deine Fragen. Dabei ist es nicht unbedingt das Wichtigste, Antworten zu erhalten, sondern dass du dich mit dem Thema auseinandersetzt und nicht versuchst, es zu verdrängen. Ich würde es an deiner Stelle einfach mal ausprobieren. Schließlich hast du nichts zu verlieren. So ein Erlebnis, was man irgendwo auch als Trauma bezeichnen kann, hinterlässt natürlich tiefe seelische Wunden, die sehr schwer zu verheilen sind. Du wirst allerdings feststellen, dass dieser Schmerz von Zeit zu Zeit immer schwächer und schwächer wird. Versuche dich mal auf diesen Gedanken einzulassen.

Ich glaube, dass es das mitunter Schlimmste ist, was einem passieren kann, wenn die eigene Mutter nicht mehr da ist. Ich versuche mich gerade in deine Lage hineinzuversetzen. Natürlich wäre ich sicherlich auch fertig mit den Nerven. Was ich dir damit sagen will: Du hast ein Recht auf Trauer und getröstet zu werden.
Ich denke, dass es dir helfen wird, wenn du mit deinem Vater über den Tod deiner Mutter sprichst. Ich könnte mir vorstellen, dass er den Todesfall auch sehr mitgenommen hat (ist ja verständlich). So könnt ihr euch beide zusammmen austrauern, aber euch auch gegenseitig Halt geben.

Bitte versuche wie gesagt den Tod deiner Mutter nicht zu verdrängen, sondern rede mit Leuten darüber, denen du vertraust. Du schreibst, dass sich deine beste Freundin von dir distanziert, wenn du mit ihr über den Tod deiner Mutter sprechen möchtest. Weiterhin schreibst du, dass sie nicht weiß, was sie dann machen soll. Das wäre auch meine Idee gewesen, nämlich, dass sie damit selber total überfordert ist und nicht weiß, wie sie sich dir gegenüber am besten verhalten soll. Bitte denke nicht, dass sie das böse meint. Ich meine, wissen kann ich es natürlich nicht, aber sie sprichst bestimmt nicht aus dem Grund nicht mit dir darüber, weil du ihr egal bist. Du könntest versuchen, mit einer anderen Freundin zu reden. Familienangehörige können natürlich auch eine hilfreiche Unterstützung sein. Das sind alles Möglichkeiten, deinen Kummer herauszulassen. Jeder geht mit Trauersituationen auch anders um. Habe also Geduld mit dir.
Wenn wirklich gar nichts mehr geht, kannst du dir mal überlegen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Hierzu würde ich dir gerne unsere Soforthilfe ans Herz legen:
http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/31/Wie-finde-ich-einen-Psychologen.html
Besonders kann ich dir diesen Artikel empfehlen:
http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/13/Wie-gehe-ich-mit-dem-Tod-um.html
Sich Unterstützung zu holen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke. Und ein Mensch, der verzweifelt ist und diese Verzweiflung auch zeigt, kriegt Hilfe.

Liebe Lisa: Ich wünsche dir, dass du den wirklich sehr tragischen Tod deiner Mutter bald etwas besser verarbeitet hast. Jeder Mensch hat gewisse Höhen und Tiefen im Leben. Tiefen gehören leider auch zum Leben dazu. Ich bin mir sicher, dass es auch viele sehr schöne Momente in deinem Leben gab und auch noch geben wird. Du bist noch so jung und hast dein ganzes Leben noch vor dir. Du schaffst das. Ich glaube an dich!

Ein seelischer Schmerz ist zwar manchmal schrecklich, aber er zeigt auch dass man lebendig ist. Man weiß auch: Schmerzen werden schwächer. Das ist vielleicht die Hoffnung.


Alles Liebe,

Johannes