Problem von Riku - 15 Jahre

Bitte schnell antworten

Hallo Kummerkasten Team,

ich habe vor zwei Tagen von meiner Freundin erfahren das sie sich ritzt nur weil sie in ihrer Schule gemobbt wird. Wir gehen zwar nicht auf die gleiche Schule aber ich weiß warum sie gemobbt wir. Nur weil sie die einzige deutsche in ihrer Schule ist und weil sie Pickeln hat, ich finde es ist unverschämpt das sie sie mobben, sie ist so ein liebes nettes Mädchen und hat es nicht verdient so behandelt zu werden ich habe ihr versprochen als bester Freund für sie immer da zu sein und ihr zu helfen wenn was ist deswegen hat sie mir das auch mit denn Ritzen erzählt. Ich kenne sie jetzt schon mehr als 5 Jahre und weiß das es nicht ihre schuld ist das sie gemobbt wir, aber seit dem das alles angefangen hat ist sie sehr zurückhaltend geworden und ich habe langsam Angst das sie ihre drohung sich umzubringen war macht.

Also könnt ihr mir helfen was ich jetzt tun kann und wie ich jetzt mich verhalten soll bis jetzt verhalte ich mich so wie immer und habe mich nicht verändert. Mach ich bis jetzt überhaupt alles richtig? Wenn nein warum?
Bitte beantwortet es so schnell wie möglich ich treffe sie erst wieder morgen,
weil sie heute lange Schule hat.

Gruss Riku

Carmen Anwort von Carmen

Lieber Riku,

vielen Dank, dass du dich an uns wendest. Ich finde es sehr schön, wie du dich für deine Freundin einsetzt. Es ist gut, dass du ihr gesagt hast, du willst immer für sie da sein. An deinem Verhalten ihr gegenüber musst du ersteinmal nichts verändern. Achte bloß darauf, ob sie sich sehr tief ritzt und ob die Wunden versorgt werden. Es ist wichtig, dass sie dir vertrauen kann und du sie unterstützt. Mit dem Ritzen versucht deine Freundin dem seelischen Schmerz (sicherlich hauptsächlich das Mobben) ein Ventil zu geben und ihn mit körperlichem Schmerz zu "ersetzen/überdecken". Falls du ein bisschen mehr über Selbstverletztendes Verhalten und den Umgang damit wissen willst : www.rotelinien.de.

Allerdings braucht es mehr als nur einen sehr guten Freund um etwas an der Situation zu verändern. Es gibt trotzdem viel, dass du, am besten mit deiner Freundin zusammen, tun kannst. Ersteinmal ist es unheimlich wichtig, dass sie aus der Mobbingsituation herauskommt. Mobben verletzt und macht kaputt. Viele Menschen schämen sich, weil sie gemobbt werden. Das ist Quatsch. Besonders Jugendliche in eurem Alter wählen sich zufällig ein Ziel um ihre eigene Frustration loszuwerden und sich mächtig zu fühlen. Ich rate euch,zusammen mit einem Erwachsenen darüber zu reden. Es kommt auf das Verhältnis deiner Freundin zu ihren Lehrern und ihrer Familie an, wen ihr dazu wählt. Mit dir als Unterstützung sollte sie erklären, inwiefern sie gemobbt wird und das sie sich deswegen ritzt. Es ist die Aufgabe eines Lehrers seine Schüler vor Mobbing zu schützen, allerdings fällt es vielen nicht auf, oder sie sind einfach überfordert. Sollte es einen Lehrer geben, dem deine Freundin vertraut oder der als Vertrauenslehrer arbeitet, macht es Sinn mit ihm zu reden. Andernfalls sprecht mit ihren Eltern. Es ist wirklich so, dass einem oft effektiv geholfen wird, sobald man sich öffnet und jemandem anvertraut. Ritzen ist schließlich ein ernsthaftes Zeichen dafür, wie schlecht es deiner Freundin geht. Die Suizidandrohung noch viel mehr! Das sollten Eltern und Lehrer gleichermaßen erkennen.

Die Lehrer können die Situation in der Schule vielleicht entspannen, es könnte auch helfen eine neutrale Person, wie einen Schulpsychologen oder Schulsozialarbeiter einzuschalten. Aber es kann gut sein, dass es mehr Sinn macht, über einen Schulwechsel nachzudenken. Dies ist zwar die letzte Möglichkeit, aber auch die befreiendste. Deine Freundin sollte sich bewusst machen, dass nicht alle Klassen so sind.Vielleicht kann sie sogar auf deine Schule gehen? Ein Schulwechsel ist garnicht soo kompliziert und von den Eltern leicht zu organisieren. Schließlich steht sie auch gerade vor einem neuen Schuljahr.

Zuletzt rate ich dir, deiner Freundin professionelle Hilfe vorzuschlagen. Ein Psychotherapeut kann ihr helfen vom Ritzen loszukommen und mit Krisensituationen besser umzugehen. Eine Therapie ist nicht peinlich, man geht ja auch ganz selbstverständlich zum Arzt, wenn man sich das Bein gebrochen hat. Und bei Selbstmordgedanken dann eben zum Psychotherapeuten, besser früher als wenn das Ritzen schon zur Sucht wird. Einen Therapeuten kann sie über ihren Hausarzt oder Google finden.

Und egal, wie wichtig dir deine Freundin ist: Achte auch auf dich selbst! Mach dich beim Helfen nicht kaputt.

Du kannst uns gerne wieder schreiben, wie alles gelaufen ist oder falls du nochmal Hilfe brauchst.
Alles Gute euch beiden,
Carmen