Problem von Anonym - 19 Jahre

Wie bzw. was kann ich tun?

Hallo!

Ich bin ein junger Transsexueller. Ich bin als Frau geboren und bin auf dem Weg ein Mann zu werden. Doch mein Leben fing alles andere als Leicht an.

Mit 14 versuchte mein Stiefvater mich zu vergewaltigen, wofür bis heute keine Entschuldigung kam, meine Mutter glaubt mir nicht und ich bin so ziemlich alleine. Ich lebe aktuell bei meiner Oma die von meiner Transsexualität weiß und mich unterstützt.
Mit 16 Jahren habe ich mich das erste mal in den Arm geschnitten, ich war geschockt das ich fähig war sowas zu tun. Schnell merkte ich das es mir "gut" tut.
Meine Mutter war als sie das heraus fand, der Ansicht ich wolle nur Aufmerksamkeit, mehr nicht. Ich ging zum Psychater, der allerdings sagte nur:

"Du wurdest noch nie genäht. Also bist du kein Ritzer. Alles Ok, dass geht von selber wieder weg"

Und tatsächlich, ich hörte auf! Viele Jahre lang geschah nichts, ich war zwar nicht happy aber ich schnitt mich nicht.
Ich war zwar alleine, ohne Freunde, ohne eine Person die mich liebt aber ich war frei vom Schneiden.


Doch jetzt seit ein paar Tagen, bricht alles ein. Ich bin am Ende. Mit jedem neuen Morgen spüre ich diese gottverdammte Einsamkeit, niemand ist da der mir sagt das er froh ist das ich Lebe. Ich lache oft aber nur um zu zeigen: "Mir geht es gut" doch wenn ich alleine bin, bin ich wütend, sauer und hasse mich selber und meinen Körper.

Dann vor genau 3 Tagen habe ich die Kontrolle verloren. Ich habe ein Teppichmesser auseinander genommen und mir mit der Klinge in 2 Tagen 20 mal in den Arm geschnitten; gespührt habe ich bei den Schnitten nichts. Einige sind sogar richtig tief geworden.
Ja genäht werden musste ich noch nie daher würde ich selber sagen das ich kein Ritzer bin. Sondern nur einer der sich in den Arm schneidet aber jeder Zeit wieder stoppen könnte. Gut momentan gelingt mir das weniger. Aber ich kann es jeder Zeit wieder schaffen denke ich.

Nur mein größtes Problem ist: Ich fange im September eine Ausbildung zum Rettungsassistenten an und möchte bis dahin entgültig vom Schneiden los kommen.

Habt ihr vielleicht ein paar Tipps für mich?? Für Tipps jeder Art wie ich von dieser Schneiderei wieder los komme? Wie gesagt Ritzen tue ich mich nicht, nur hin und wieder leicht schneiden, ich will das aber nicht mehr der Ausbildung wegen und weil mich die Narben stören.


Vielen lieben Dank für eure Antwort :)

Narges Anwort von Narges

Hallo
Erst einmal ein großes Lob an dich, dass du versuchst an das Problem anzugehen! Damit meine ich vor allem, dass du dich traust deinen Weg zu gehen, als Mann, aber auch, dass du dich endgültig von den Selbstverletzungen loszukommen.
Du suchst nach einem Tipp, um von dem Ritzen loszukommen. Erst mal ist es wichtig dem Grund für dieses Verhalten nachzugehen. Weshalb ritzt du dich? Für das Ritzen gibt es verschiedene Auslöser. Meistens sind es belastende Ereignisse, in denen man sich überfordert fühlt. Aus deiner Mail kann man gut herauslesen, dass du mit der momentanen Situation nicht glücklich bist. Du befindest dich in einer schwierigen Phase. Einmal fühlst du dich mit deinem Körper nicht im Reinen und zum anderen fühlst du dich einsam und alleine gelassen. Gut ist, dass du dich dem ersten Problem stellst. Dass du dich einsam fühlst ist verständlich. Du findest die nötige Unterstützung nicht bei deiner Mutter.
Mit 16 hast du dich das erste Mal geritzt. Es ist wichtig, dass du verstehst, dass sich das Selbstverletzten, egal in welcher Art und Weise und wie tief die Wunde auch sein mag, nicht gut für den Körper ist. Das Problem ist, dass du dich nach dem verletzen, „besser“ fühlst. Dein Körper schüttet in diesem Moment nämlich Glückshormone aus, weshalb du auch keinen großen Schmerz empfindest. Auf Dauer wird das dazu führen, dass du diesen Drang, dich zu ritzen, immer wieder verspüren wirst. Das ist ein Teufelskreis, den du alleine nur schwer überwinden kannst. Den ersten Schritt hast du nun gewagt. Du versuchst dir Ratschläge zu holen, und willst wieder ein normales Leben führen. Doch wie ich schon geschrieben habe, ist es alleine kaum überwindbar, vor allem wenn man noch so jung ist und auf Unterstützung und Halt angewiesen ist.
Eine Möglichkeit wäre mit deiner Mutter ein klärendes Gespräch zu führen. Ich rate dir aber zunächst davon ab. Ich bin der Meinung, dass du dich zunächst auf dich selbst konzentrieren solltest. Eine große Stütze dabei ist deine Großmutter. Vielleicht solltest du mit ihr über deine Probleme, Gefühle und Wünsche sprechen.
Das was ich dir vermutlich geschrieben habe, ist nicht das was du direkt wolltest, du wolltest einen Tipp, wie du so schnell wie möglich davon lost kommst. Ich sage dir das nur ungerne, aber es gibt kein Patentmittel dagegen. Du musst dich deinen Gefühlen stellen, denn hier liegt der Ursprung.
Du bist nicht einsam. Du hast deine Großmutter, die dich dabei unterstützt dein Leben so zu führen, wie du es willst. Also führe dein Leben auch so wie du willst. Suche dir Menschen mit denen du dich über so etwas unterhalten kannst. Neue Freunde. Dein neuer Ausbildungsplatz ist doch ideal dafür. Brich aus der dieser Einsamkeit heraus. Du bist noch so jung und hast dein Leben noch vor dir. In der Vergangenheit hattest du es nicht immer leicht, aber sieh nach vorne! Du hast noch so viel vor dir, also werde glücklich.
Sollte noch irgendetwas ungeklärt sein, kannst du dich jederzeit melden. Bis dahin wünsche ich dir viel Erfolg für diesen Weg. Narges