Problem von Pascal - 16 Jahre

Nur noch Streit in der Familie

Hallo Leute,

ich fange jetzt einfach mal an zu schreiben, also entschuldigt bitte die mögliche Unordnung.

Ich gehe jetzt in die 10. Klasse des Gymnasiums. Leider habe ich dort sehr große Probleme mit Sprachen, Naturwissenschaften sind jedoch kein Problem für mich. Jedoch bringe ich deshalb auch sehr schlechte Noten in Deutsch oder Englisch mit nach Hause. Ich bin mir auch dieses Problems bewusst und versuche auch, etwas daran zu ändern. Jedoch heißt es immer wenn ich mal wieder eine Schulaufgabe verhauen habe: "Pascal, was hast du denn jetzt schon wieder gemacht, hast du nichts gelernt oder warum bist du so schlecht... "oder so ähnlich. Das Problem ist, dass meine Mutter gar nicht realisiert, welche Probleme ich damit habe und dass ich ja versuche, etwas daran zu ändern. Dann heißt es auch gleich wieder, ich sei faul oder nehme die Schule nicht ernst, was definitiv nicht stimmt.
Denn meine sehr guten Noten in den Naturwissenschaften nimmt sie gar nicht wahr. Aber das nur so nebenbei am Rande, denn jetzt komme ich zu meinem eigentlichen Problem.

- Meiner Mutter-

Sie selbst redet von sich immer, wie gut so in der Schule war und was sie alles erreicht hat und das ich mir ein Beispiel an ihr nehmen sollte. Jedoch zweifle ich die Wahrhaftigkeit dieser Aussage stark an, da mir z. Bsp. mein Vater berichtet hat, dass es mit ihren Sprachkenntnissen alles andere als gut steht, sie selbst nennt sich aber Sprachtalent. Außerdem scheint es mir, als würde ich deutlich besser Englisch sprechen als sie (obwohl eine 5 im Zeugnis nicht soo gut ist). Dies zeigt sich zum Beispiel,wenn sie mit meiner 14-Jährigen Schwester Englisch lernt. Was sie da teilweise für einen Unsinn erzählt, da muss man schon zweimal hinhören. Aber kaum möchte ich einmal was gravierendes richtigstellen (z.Bsp. dass sie eine Zeit komplett falsch anwendet) heißt es gleich wieder, ich solle mich an der eigenen Nase fassen und mehr lernen.
Sie bevorzugt auch meine kleine elfjährige Schwester sehr deutlich gegenüber meiner anderen Schwester und mir. Ein eindrucksvolles Beispiel. Meine kleine Schwester nimmt seit 5 Jahren Klavierunterricht, braucht deshalb auch daheim ein Klavier zum üben. Deswegen hat sie für 1500€ ein E-Piano bekommen. Jedoch empfiehlt ihr der Musiklehrer ein Jahr später sich ein richtiges Klavier anzuschaffen, wofür noch mal 3000€ fällig werden (An dem Sinn zweifeln mein Vater und ich sehr stark). Das alles wäre noch kein großes Drama, wenn zumindest eine Gleichberechtigung erkennbar wäre. Aber ich muss z.Bsp. meine Kleidung von meinem Geld, welches ich mir selbst erarbeiten muss, durch Zeitungen austragen, bezahlen. Wenn ich mal um Geld frage, heißt es gleich: "Du hast ja einen Minijob, du kannst das dir selbst kaufen". Und ich muss mir so gut wie ALLES selbst kaufen, sei es nur eine Semmel für 25 cent, wenn ich mal wieder am Nachmittag Unterricht habe. Jedoch bekommt meine kleine Schwester jeden Tag 2€, um sich was zu essen zu kaufen, meine große Schwester und ich nichts.

Ein weiteres Problem bei meiner Mutter ist, dass sie keinerlei Bezug zu Geld mehr hat, und gar nicht mehr weiß, wie viel eigentlich 500€ sind, die sie mal eben so in 10 Minuten im Buchladen ausgibt. Sie fährt mindestens, mindestens(!) einmal im Monat in die Stadt und lässt dort jedes Mal 500€ für eigentlich unnötiges Zeug, zum Beispiel Bücher, die sie, wenn überhaupt nur einmal liest, und dann für immer irgendwo im Haus rumliegen, oder für neue Handtaschen, Jacken, Schuhe... . Das schlimmste aber ist, dass meine kleine Schwester dort meißtens mitfährt und noch irgendwas für 50€ "nebenbei" kriegt. 50 EURO!!! Dafür muss ich mehr als 10 Stunden viele Zeitungen rumfahren. Das schlimmste jedoch ist, dass sie das auch macht, wenn das Geld, das zwar auf dem Konto liegt, schon für etwas viel wichtigeres verplant ist. So musste mein Vater z. Bsp. die Autoreperatur (das war ein kaputtes ABS, also das kann sehr gefährlich werden, wenn es mal rutschig ist) 3 Monate nach hinten verschieben, weil sie das Geld einfach ausgegeben hat.

Sie macht zwar Öffentlichkeitsarbeit, jedoch muss sie dafür Unmengen von Zeit UND Geld investieren, ja richtig sie zahlt mehr für die Arbeit, als sie wieder raus bekommt. Das heißt, Ihre Arbeit ist ein Minusgeschäft! Nebenbei macht sie noch eine Reihe von ehrenamtlichen Tätigkeiten, zum Beispiel in der Kirche.
Natürlich bleibt, wenn sie eine Menge kauft, auch eine entsprechende Menge an Waren im Haus, was eine große Unordnung, fast schon ein Messie-Wesen zur Folge hat, da sie einfach mehr Dinge kauft, als sie Platz dafür hat. Wegschmeißen tut sie genrell fast nix.

Folglich gibt es auch Streit zwischen meinen Eltern und natürlich auch unter den Geschwistern. Das Problem dabei ist, dass meine Mutter keinerlei Fehler Ihrerseits einsehen will und sehr schnell überreagiert. Ein exemplarisches Beispiel war unser letzter Urlaub vor zwei Jahren. (Letztes Jahr war kein Geld dafür da) Am Tag vor der Abreise gab es Streit wegen irgendeiner nebensächlichen Kleinigkeit. Jedoch ist es dann soweit eskaliert, dass sie nicht mehr mit in den Urlaub fliegen möchte, der für 800€ p.P. gebucht war. Ich hab erst gedacht, ich höre nicht richtig (was leider auch der Fall ist, aber das ist eine andere Geschichte). Jedoch konnten mein Vater und ich sie dann soweit überzeugen, dass sie doch mitfliegt. Doch der Urlaub war ein einziger Reinfall, da sie sich über jede Kleinigkeit aufgeregt hat und sofort schlecht hergezogen ist. Zusätzlich versteht sie es super, schlechte Stimmung zu verbreiten. Wenn ich daran denke, muss ich fast weinen, da mein Vater sehr hart dafür gearbeitet hat, mal wieder in den Urlaub zu fahren.

Damit wären wir auch schon beim letzten Problem: Die Beziehung meiner Eltern. Natürlich stinkt des meinem Vater gewaltig, dass des ganze Geld ausgegeben wird und zusätzlich noch so eine Unordnung im Haus herrscht, wenn er Abends um 8 heimkommt. Dann muss er meißtens noch irgendwas reparieren, was meine Mutter oder meine kleine Schwester kaputt gemacht hat. Ich versuche ihm zwar, so weit wie möglich zu helfen, aber bei manchem fehlt mir einfach das Know-How, z.Bsp. Steckdosen auszuwechseln oder Satelittenschüssen neu auszurichten. Er tut mir aber schon richtig leid, wenn ar Abends nach Hause kommt und dann noch des alles machen muss. Zusätzlich nervt ihn meine Mutter dann, wenn etwas nicht sofort erledigt ist.
Folglich gibt es fast jeden Abend riesen Krach, oft ist auch von Scheidung die Rede, was ich aber stark bezweifle da meine Mutter allein kaum überlebensfähig wäre mit Wohnung suchen, Arbeit suchen, usw.

Jetzt ist mir gerade noch ein letztes Problem eingefallen: Da meine Mutter sehr merkwürdig ist, habe ich auch starke Probleme neue Freunde, oder gar eine Freundin zu finden, da spätestens, wenn sie einmal bei mir zu Hause waren, der negative Eindruck (Chaos, teilweise auch SCHIMMEL!)überwiegt.

Aber das ist wieder eine andere Gschichte. So jetzt bin ich, glaube ich, im Großen und Ganzen fertig.
Ich entschuldige mich für meine teilweise holprige Grammatik, aber da merkt man den bayrischen Einfluss ;)

Mit freundlichen Grüßen


Pascal

Dana Anwort von Dana

Lieber Pascal!

Es ist gut, dass du deinem ganzen Ärger mal Luft machst. Lange hast du das mit dir rumgeschleppt, dabei sagt dir dein Innerstes eigentlich das Richtige: es ist nicht fair, irgendwas läuft schief. Der Haussegen hängt schepp, deine Schwester und du, ihr werdet benachteiligt, dein Vater kriegt die Krise...und du hast Angst, dass deine Mutter irgendwann alles von euch einfach an die Wand fährt.

Ich bin keine Psychologin und sollte demnach auch keine Diagnosen stellen. Für mich als Laie stellt sich die Verhaltensweise deiner Mutter allerdings stark narzisstisch dar. Narzissmus ist eine richtige Störung und wird hier gut beschrieben: http://www.narzissmus.org/hat-deine-mutter-eine-nps.php
Viele dieser Beschreibungen passen irgendwie auch auf deine Mutter.

Ich möchte dich damit jetzt nicht in eine Ecke drängen und dir die allgemeingültige Lösung flüstern, das kann ich nicht. Vielleicht ist das Problem deiner Mutter auch anders geartet. Aber irgendwie klingelte da in mir was.
Was du aber tun könntest, wäre folgendes:
1. mit deiner Schwester reden (der älteren), so dass ihr auf einer Ebene seid, was das Diskutieren angeht.
2. zusammen mit deiner Schwester mit deinem Vater reden.
3. ein Erstgespräch bei einem Psychotherapeuten ausmachen und über eure Mutter sprechen

Das Problem: du hast ja geschildert, dass deine Mutter einfach nichts hören will. Sie will nicht mit euch drüber reden, es sind eh immer die Anderen Schuld, sie selbst steht über allem. Auf dieser Basis werdet ihr immer verlieren, wenn ihr ein Gespräch beginnt. Die kleine Schwester irgendwie mit reinzuziehen, wird auch nicht klappen, da sie immer die Mutter im Rücken hat und selbst wahrscheinlich gar nicht richtig blickt, was da abgeht. Sie ist, so wie es scheint, das "Werkzeug" für eure Mutter, um sich selbst als "Übermutter" darstellen zu können, die sich und ihrem Kind etwas gönnt. So wirkt es auf mich. Wie gesagt, ich bin ein LAIE, kein Therapeut. Ein Therapeut könnte mit euch aber Strategien erarbeiten, könnte euch stärken, euch helfen. Zwar ist es eigentlich eure Mutter, die eine Therapie braucht, aber sie wird momentan niemals in eine einwilligen, also ist der Versuch erst mal zwecklos.

Ihr braucht Informationen, was genau bei eurer Mutter falsch läuft, die können nur Fachleute euch geben. Man kann sich beim Hausarzt eine Überweisung für einen Psychotherapeuten holen, das ist kein Problem. Oder ihr geht einfach mal so zu einem/einer hin. Das darfst du mit 16 durchaus schon, aber vielleicht kommt ja auch euer Vater mit. Es kann allerdings sein, dass er versucht, sich abzuschotten, weil ihm das Ganze sehr unangenehm ist. Er wird ja auch mit seiner Unfähigkeit konfrontiert, eurer Mutter gewisse Grenzen zu setzen. Sie schadet der Familie sehr und es ist nötig zu wissen, wie man damit umgehen kann und wie man lernt, das zu verhindern.

Zürne nicht über deine Mutter. Irgend etwas in ihr ist zersprungen, dass sie so handelt. Nimm es nicht persönlich, es klingt nicht gesund, wie deine Mutter agiert. Und was es ist, das muss heraus gefunden werden. Und da du anscheinend der Einzige in eurer Familie bist, der mal handelt, kann ich jetzt auch nur dir persönlich die Tipps geben. Wenn du wissen willst, was da los ist, wie man eingreifen und wie man das stoppen kann, dann wende dich wirklich an einen Fachmann. Es reicht auch nicht, diese Liste von narzisstischen Störungen durchzulesen und zu nicken, wenn es auf deine Mutter passt, es muss sich ja dann auch noch was ändern. Und das schaffst du alleine nicht. Dazu brauchst du fachliche Hilfe, die dir mit Rat und Tat vor Ort zur Seite steht. Etwas, das wir Laien hier nicht können - online schon gar nicht.

Ich finde es total super, dass du dich um deine Familie sorgst. Das ist ein sehr feiner Zug und es ehrt dich sehr, dass du dir diese Gedanken machst. Nun lass nicht locker und hab keine Angst. Nachfragen und Rat holen kostet nichts. Ein Gang, selbst ohne Überweisung, zum Psychotherapeuten kostet dich auch nichts. Du willst Hilfe, dann hol sie dir, das Recht hast du. Wenn du dich alleine nicht traust, frag deine Schwester, ob sie mitkommt. Ob du gleich deinen Vater einweihst, ist deine Sache, ich kenne ihn nicht und weiß nicht, ob er dann nicht total blockt und dir sogar den Therapeutenbesuch untersagt, nur, damit alles "unter dem Teppich" bleibt.

Auf jeden Fall sollte eurer Familie geholfen werden.
Es gibt auch bei der Caritas Sozialarbeiter und Familienhelfer, beim Jugendamt auch. Das wären noch zwei Anlaufstellen, falls du den Therapeuten nicht ausprobieren möchtest. Ich kann aber nur dazu raten, denn meiner Meinung nach gibt es da den besten Rat für dich. Vielleicht gibt es ja auch eine Möglichkeit, sich mit der Verfasserin der Narzissmusseite in Verbindung zu setzen, allerdings sollte auf jeden Fall ein Fachmann den Überblick behalten. Keine Alleingänge bitte.

Ich wünsche dir Mut und Durchhaltevermögen! Informiere dich, tu es für deine Familie. Du bist ein toller Sohn und Bruder, ich glaube fest an dich, dass du das schaffen kannst.

Alles Liebe,

Dana