Problem von Marko - 17 Jahre

Mein Vater zerstört mein Leben

Hallo Kummerkasten!

Ich habe mich noch nie richtig gut mit meinem Vater verstanden, da er nie etwas für meine Familie getan hat, aber in den letzten zwei Jahren meines besch*ssenen Lebens hat er es echt zu weit getrieben.

Ich wachse in verhältnismäßig armen Verhältnissen auf und meine Mutter ist derzeit die einzige, die das Geld ins Haus bringt. Mein Vater hat seit letztem Jahr einen gültigen Aufenthaltstitel und darf damit auch arbeiten gehen. Stattdessen sitzt er aber einfach zu Hause und trinkt Bier. Wenn ihm das Bier ausgeht geht er irgendwo schwarzarbeiten um sich damit wieder Bier zu kaufen. Ich habe oft genug versucht mit ihm zu reden aber ich werde die ganze Zeit nur angeschrien. Und mein Vater redet noch meiner Mutter ein dass alles in Ordnung sei und er irgendwann eine Arbeit finden wird, daher schlägt sie sich fast immer auf seine Seite.

Wie man sich vorstellen kann zieht mich dieser ganze Mist psychisch extrem runter. Meine Noten haben darunter sehr gelitten, so dass ich in zwei Fächern auf Nicht Genügend stehe und zwei Wiederholungsprüfungen ablegen muss. Davon wissen meine Eltern aber nichts, da meine Mutter es sofort meinem Vater erzählen würde und ich befürchte, dass er mich dafür schlagen würde. Das letzte mal als ich eine schlechte Note nach Hause brachte drohte mir mein Vater, dass er mich aus der Wohnung schmeißt und dass er mich zwingen wird auf einer Baustelle zu arbeiten. Ständig sucht er einen Weg mich niederzumachen und es funktioniert leider jedes Mal. Zwei mal ging es dann so weit, dass ich Suizidgedanken bekam.

Ich weiß echt nicht was ich noch tun soll. Es gibt niemanden den ich kenne, der das auch nur ansatzweise nachvollziehen kann. Ich fühl mich wirklich unwohl in meiner Haut. Ich will doch nur wieder glücklich sein, ist das zu viel verlangt?

Narges Anwort von Narges

Hallo, Marko!

Nein, es ist nicht zu viel verlangt, dass du glücklich sein willst. Ich schätze das ist etwas, was jeder von uns letztendlich anstrebt.

Die Situation mit deinen Eltern ist sehr schwierig. Es ist wichtig, dass du verstehst, dass deine Mutter sich in einer Art Koexistenz mit deinem Vater befindet. Das bedeutet, dass sie quasi von ihm abhängig ist. Deine Mutter scheint zu glauben, dass dein Vater sich ändern könne und sie so ihr Glück findet. Im Grunde hat sie also den Gleichen Wunsch wie du.

Rede mit ihr. Mach ihr klar, dass das Ganze auch dir zu schaffen macht. Mach ihr klar, dass es so nicht weiter gehen kann. Am besten ihr redet auch gemeinsam mit deinem Vater darüber. Erklärt ihm, dass es so nicht weitergehen kann. Stellt ihm wenn nötig ein Ultimatum. Wenn nötig solltet ihr ihn auch so schnell wie möglich vom Alkohol fern halten. Ich hoffe ich interpretiere hier nichts über, aber dein Vater sollte nicht auch noch vom Alkohol abhängig werden. Das würde es nur noch schwieriger machen.
Doch versteh mich jetzt nicht falsch, wenn ich sage, dass dein Vater auch durch die langjährige Arbeitslosigkeit in einer Depression. Hier bekomme ich natürlich die Situation sehr einseitig dargestellt. Ich will nicht dich und deine Eindrücke hinterfragen, aber vielleicht kann es auch wirklich sein, dass dein Vater quasi die Identität als Ernährer seiner Familie verloren hat und daraus eine negative Grundstimmung resultierte. Viele langjährige Arbeitslose werden depressiv, greifen zur Flasche. Der Alkoholmissbrauch führt häufig zu erhöhter Streitlust, Aggressivität und Gewaltanwendung. Also vielleicht braucht dein Vater auch Hilfe, in Form von einer Therapie.

Und nun zu dir: Konzentriere dich auf dich und die Schule! Du bist das Kind in diesem Haushalt. Das ist deine Aufgabe. Ich kann mir gut vorstellen, dass du sehr viel Verantwortung tragen musst, gerade weil dein Vater diese nicht übernimmt bzw. nicht übernehmen kann. Dennoch solltest du versuchen in der Schule einen klaren Kopf zu behalten, immerhin geht es hier um deine Zukunft! Du brauchst ein Ziel vor Augen, das macht es sicherlich einfacher in der Schule am Ball zu bleiben. Denk immer daran wie deine Zukunft aussehen könnte.

Da du nun auf der Kippe stehst solltest du dich nun auf diese zwei Wiederholungsprüfungen konzentrieren. Deiner Mutter solltest du es auf jeden Fall erzählen, denn im schlimmsten Fall wird sie trotzdem davon erfahren, nämlich falls du doch durchfallen solltest. Sag ihr aber auch, dass du Angst vor deinem Vater hast, das macht ihr dann auch nochmal deutlich, wie weit weg ihr doch beide noch vom Glück steht.

Lieber Marko, ich hoffe ich konnte dir damit erst mal helfen. Ich wünsche dir das Beste für deine Zukunft, also schmeiß sie nicht einfach weg. Der Kampf lohnt sich!

Liebe Grüße, Narges!