Anwort von Florian

Hallo Ratsuchender


Warum glaubst Du das sie Dich ausnutzt? Das einzige was sie gemacht hat, war den ihrer Meinung nach wichtigsten Menschen in ihren Leben zu danken und Dich hat sie nicht dazugezählt. Im ersten Augenblick klingt das schlimm, aber es ist noch kein Grund ihr hieraus einen Strick zu drehen. Zum einen sind die Menschen die ihr wichtig erscheinen nicht zwangsläufig auch diejenigen die viel für sie getan haben. Es ist eine rein subjektive Ansicht. Sie hat ja auch nicht ihren Eltern eine Karte geschrieben und die sind sogar die Ursache dafür das sie leben kann und an ihrer Erziehung waren sie wahrscheinlich auch nicht unbedeiligt und haben ihr während des Aufwachsens viel Halt und Unterstützung gegeben.
Aber dieses Verhalten war Alltag, also auch allgegenwärtig. Allgegenwärtige Hilfe erkennen wir nicht immer. Die wenigsten Menschen würden z.B. ihren Lehrern danken, die sich während der Schulzeit immer da waren. Was ist mit dem Nachbarn, dem Hausarzt, dem Verkäufer, dem Polizisten, dem Handwerker, dem Postboten usw. ...? Jeder leistet auf seine Art häufig Hilfe für einen und wir bemerken es vielleicht noch beim ersten Mal, aber schon beim zweiten und dritten Mal sind wir mit unserem Bewusstsein wo anders und die Hilfe wird nicht mehr so wahrgenommen. Es wird sich bedankt und dann geht es weiter.


Das führt uns zur anderen Seite der Medaille. Denn auch der Unterstützer wertet seine Hilfe subjektiv. Zum einen was die Höhe der zu erwartenden Dankbarkeit angeht. Zum anderen aber auch der Vergleich zwischen seiner eigenen Hilfe und der Hilfe anderer. So glauben wir selbst immer die meiste Hilfe für eine Person gewesen zu sein. Sätze wie "mir hat er/sie es zu verdanken, dass..." ist ein solcher Hinweis darauf. Wir stellen unsere Hilfe dann höher dar, als sie für den anderen wirklich war oder von dem anderen wahrgenommen wurde. Schnell wird die Behauptung getroffen "immer" für jemanden da zu sein. Was aber bedeutet "immer"? "Immer" dann wenn es einen gerade passt und man Zeit und Lust hat? Oder wirklich "immer" und zwar egal wann und wo? Hier kann jeder Mensch eine vollkommen andere Vorstellung davon haben, was er unter "immer da sein" versteht.
Die Höhe des Lobs und der Anerkennung die wir für unsere Hilfe erwarten ist ebenfalls ein Phänomen von Subjektivität. Bekommt ein anderer mehr Lob, ganz gleich wer von beiden nun wirklich hilfreicher war, so glaubt man selbst weniger geleistet zu haben als dieser. Dabei kann eigentlich nie gesagt werden ob das stimmt oder nicht stimmt. Denn es gibt keine objektive Bewertungsmethode für Hilfe. Jeder bewertet das so wie er glaubt es bewerten zu müssen. Auch die Reaktionen darauf sind alles andere als objektiv. Der eine reagiert mit Neid und glaubt die gleiche oder eine höhere Menge an Lob zu verdienen wie der andere. Der nächste reagiert mit Wut die er bei einem von beiden auslässt. Wieder andere reagieren mit überhöhter Leistungsanforderung an sich selbst. Oder es wird mit Untätigkeit reagiert und dadurch wird in Zukunft keine weitere Unterstützung mehr gegeben.
Diese Möglichkeiten haben alle eines gemeinsam: Es sind Trotzreaktionen, die wenig hilfreich sind. Sie sind nämlich nicht auf das wesentliche konentriert, nämlich dem Ziel was eigentlich hinter einer Hilfe steckt: Das Helfen bei einem Problem bzw. einer Notsituation.


Ich kann Dir folgendes raten:

Bewerte das nicht über, dass Du die Anerkennung nicht in der gleichen Form erhälst wie die anderen drei von Dir genannten. Es ist weder falsch noch richtig wie sie diese herausgesucht hat und hatte auch nicht zum Ziel Dich in irgendeiner Form herabzuwürdigen. Du erhälst ja auch Dankbarkeit, wenngleich in einer anderen Form.

Wichtig ist auch Deine Erwartungen im Bezug auf die Dankbarkeit herunter zu drehen und die Dankbarkeit die Dir geboten wird anzunehemen. Erwartest Du mehr Dankbarkeit, so lehnst Du jede andere Form der Dankbarkeit ab.

Nicht zuletzt solltest Du darauf achten, wenn Du jemanden hilfst und unterstützt, dies nicht zu tun um Dankbarkeit oder Lob zu erwarten, sondern um diesen Menschen damit bei einem Problem zu helfen oder eine Notsituation für diesen zu beenden. Hilf der Hilfe wegen.


Ich wünsche Dir alles Gute

Gruß

Florian