Problem von Anonym - 15 Jahre

Identifikationsproblem

Hallo liebes Kummerkasten-Team,

Ich bin kein besonders guter Textverfasser also tut es mir schon im vorneherein leid das ich mich nicht kurz fassen kann.

Ich versuche das so kurz wie möglich zu halten.

Ich bin ein 15jahre alter türke (heutzutage sagt man ja deutscher mit Migrationshintergrund, aber die gesellschaft hat mir zu oft vor augen geführt das ich nie ein deutscher sein kann)

Ich habe momentan sehr viele Probleme, Identifikationsprobleme, Probleme mit der Familie, deprrssion& gelegentlich Suizid gedanken.

Ich weiß nicht mit was ich anfangen soll deshalb fang ich mit der Familie an.

Meine Familie:
Meine Familie besteht aus 7 Kindern wobei 4 verheiratet sind und ich bin der 2 jüngste von den 7.
Ich habe mich nie gemocht gefühlt, meine Eltern haben mir nie ihre Zuneigung gezeigt oft wurde ich als Kind von meiner Mutter geschlagen falls ich was dummes gemacht hab. Mein Vater ist ein sehr ruhiger Mensch er hat mir nie was angetan, weder im Positiven noch im negativen.
Ich habe keine Bindung zu meinen Eltern.

Mit meinen Geschwistern hab ich in diesem Fall auch Probleme denn mit denen hab ich auch keine Bindung.

Meine Eltern haben sich nie für mich interessiert sie wissen gar nicht das ich Jahre lang gemobbt wurde, sie wissen gar nicht das ich oft an suizid denke oder das ich nur so wenig rede weil ich oft so wenig rede weil ich gelernt hab unterm radar zu bleiben ist besser als von jedem gesehen zu werden und somit potentziell als witzfigur zu enden.

Mein Bruder und seine Firma:

Mein großer Bruder und ich hatten nie wirklich eine brüdlerliche Bindung.
Er schlug mich früher oft wenn mein cousin da war, einfach nur so aus spass.
Aber im privaten war der zumindest "nett" zu mir (er sprach kaum mit mir)

Ich habe jahre damit verbracht im zu gefallen. Ich wollte immer nur seinen respekt aber irgendwann hab ich es aufgegeben, ich meine man jagt nur jemandem für so lang hinterher bis man realisiert was für eine Zeitverschwendung es doch ist.

Eines tages höre ich das er aus dem Familienunternehmen ausgestiegen ist.
Mein Vater und meine 2 Onkeln haben eine relativ erfolgreiche Gebäudereinigungsfirma und er ist da freiwillig raus gegangen da er die art wie sie mit ihm umgegangen sind ihm nicht gefallen hat.

Er startete also eine eigene Teppichreinigungs Firma und fast alles wurde durch meinen Vater finanziert.

Und wer sollte sein erster und am hartesten arbeitender Mitarbeiter werden?
Natürlich ich.

Ich musste also anfang für ihm zu arbeiten und da fing ich wirklich an depressiv zu werden da ich immer nur in meine Gedanken vertieft war.

Er sagte oft wieso lächle ich nicht und ich musste dann oft nur daran denken wie sehr ich ihm hasse und wie sehr ich mich dich gerne umbringen würde.

Ich denke ich muss nicht sagen das die Bezahlung unter aller sau war. Ich hab fast 5 monate für ihn gearbeitet und ca. 90-110€ bekommen.

Ich selbst wollte nicht mal Geld, ich wollte all die zeit zurück kriegen die mir genommen wurde.

Ich habe 10 von 14 ferientagen durchgearbeitet und konnte nicht mal einmal mit freunden raus.

Und ich bekam nur 50€ für vermutlich insgesamt mehr als 70-80 Arbeitsstunden.

Ums ab hier kurz zu machen:

- Irgendwann hatte ich es satt und hab aufgehört für ihn zu arbeiten
- seither verischern meine Eltern mir zu zeigen was für ein Versager ich bin und wie sehr sie mich doch hassen weil ich meine Sommerferien zuhause verbringen willbstatt meinem dummen Bruder zu helfen.
- ich weiß jetzt auch nicht wirklich was ich sonst tun soll ich hiffe irgendwann aus dem Haus auszuziehen aber meine Schulnoten sind leider auch nicht die besten (ich werde mich in der 10 richtig anstrengen müssen, aber irgendwie schaff ich das schon)

Und jetzt komm ich zu meinem letzten Punkt.

Falls jemand das soweit gelesen hat möchte ich ihn von tiefsten herzen aus dafür danken.

Mein Identifikationsproblem:

Ich weiß nicht wer ich bin,
Ich bin ein Türke aber ich kann die sorache nicht ohne akzent und nicht fehlerfrei sprechen & ich hasse einfach die meisten türken, zumindest die auf die die Stereotypen (laut,dumm&respektlos) zutreffen.

Aber für einen deutschen bin ich zu braun und mein Deutsch ist auch nicht das allerbeste.

Achja was ich vergessen hab zu erwähnen ist das keine Eltern eig. Kurden sind aber die sprache kann ich weder sprechen nich verstehen. Und das ist noch ein Grund dafür das ich nicht wirklich weiß wer ich bin.

Viele wundern sich immer wenn sie mich genauer kennenlernen das ich gar kein dummer asozialer türke bin, viele wundern sich das ich nicht rap musik sondern viel lieber rock und klassische (soundtrack musik höre).

Mein Chef,während meinem Schülerpraktikum, hat mich oft wegen meiner Formulierung gelobt.


Und da fällt mir noch ein richtig viele freunde hab ich auch nicht und die die ich hab sind wirklich micht die loyalsten.

Ich fühlte mich schon irgendwie mein leben Lang immer alleingelassen.


So das war alles, es tut gut das alles aus der Seele zu haben :)

Vielen dank für ihre Aufmerksamkeit und Zeit die sie (falls sie Antworten) darin investiert haben.

MfG

Ein Anonymer Rat sucher

Bernd Anwort von Bernd

Hallo Du!
Ich komm aus dem Bergbau. Ruhrgebiet! Es ist mehr als eine Generation ( 25 Jahre) her, dass ich bei einer Beschneidungsfeier dabei sein durfte! es war eine Ehre für mich, Gast sein zu dürfen, bei einem Ritus, der mir fremd war (und ist)!
Ich sage das bewußt, dass es mir auch jetzt noch fremd ist!
Was mich damals schon im Umgang miteinander befremdet hat?
Untertage waren wir alle miteinander "Kumpel"!
Jeder hat sich unbedingt auf jeden verlassen und auch verlassen dürfen!
Da gab es keinen Migrationshintergrund!

.....

Bis wir wieder "aufgetaucht" sind: übertage!
da fing es mit dem duschen und dem "buckeln"(gegenseitigem Rückenwaschen) an.


Meine letzte Azubi ist Kurdin und ihr Bruder hat in meinem Büro als Freiberufler sehr gute Arbeit im IT Bereich geleistet!

Ich weiß nicht wirklich, warum Du und Deine Familie Probleme miteinander habt!
Ist vielleicht auch ein Thema für sich?

Vermische das bitte niemals mit irgendwelchen Schlagwörtern zu "Migrationshintergrund" oder gar "Fremdenfeindlichkeit"!
Das mag es als Thema separat wohl auch noch geben!

Es ist nun etwa 8 Wochen her, dass meine Frau und ich in einer Moschee an einem "Tag der offenen Tür" zu Besuch waren und uns wirklich als gerngesehene Gäste aufgenommen gefühlt haben!
Mittlerweile ist es wohl wirklich eher so, wie du befürchtest und berichtest: das Ressentiment richtet sich mehr gegen die "Proll" in den jeweils eigenen Reihen, und schon lange nicht mal mehr gegen den Teil eurer Eltern und Großeltern, die niemals wirklich die Sprache ihres Gastlandes lernen konnten oder wollten.

Darf ich Dir ein Geheimnis anvertrauen?
Im geheimen bewundere ich die Menschen, die eine Tradition und daraus abgeleitete Riten pflegen!
Solange diese Riten die Menschenwürde und das Menschenrecht achten!
Ich hoffe, dass Du nicht wirklich "deutsch" werden willst! Das gibt es nämlich nicht! Es gibt eine Ansammlung von "Subkulturen", die meist auch noch amerikanisch klingende Namen tragen.
Und Typen, die Springerstiefel tragen :-(
Denen hatten "Die Ärzte" die Wahrheit gesungen: http://www.youtube.com/watch?v=RIS-QAJ7HLA2


Nun habe ich Dir viel geschrieben und weiß nicht mal mehr, wo und ob ich Dir geantwortet habe. Weiß nur, dass Du ein klasse Typ bist, der mich daran erinnert hat, was wir uns manchmal gegenseitig antun! Sobald wir "Gegen"seitig denken, obwohl wir oft eigentlich Seite an Seite stehen!

Wenn Du willst: würde ich mich gerne weiter gedanklich mit Dir austauschen!

Alles Liebe,

Bernd