Problem von Unbekannt - 17 Jahre

Vergewaltigung

hallo!
ich bin 17 jahre alt und
das hier zuschreiben kostet mich sehr viel Überwindung, aber ich denke, dass es mir gut tut mal alles von der seele zuschreiben.

der zentralepunkt meines problem ist, dass ich mit 14 von einem 19 jährigen typen am rhein vergewaltigt worden bin.
Danach ging mein leben den bach runter.
ich hab mich geritzt & wurde depressiv. (meine eltern haben mir geholfen mit dem ritzen aufzuhören, jedoch war das nur von kurzer dauer.)

Nach meiner vergewaltigung, habe ich mich von meiner famile und wenigen freunden abgeschottet (freunde hatte ich damals noch nicht viele, weil ich von österreich in eine deutsche Großstadt gezogen bin)
mein alltag sah wie folgt aus: ich ging zur schule, habe dort nur so getan als ob ich etwas machen würde und habe eig die ganze zeit nur nachgedacht.
Nach der schule ging ich dann direkt nachhause und saß bis spät abends vorm laptop und hab mit iwelchen leuten gechattet oder filme angeguckt.
So ging das ca. 1 1/2 jahre.

dann wurde ich 15 meine uroma starb & kurz danach mein Opa. es kam alles wieder in mir Hoch was ich so schön verdrängt hatte. Ich hatte wieder angefangen mich zu ritzen. richtig heftig zu ritzen.

das ging 1 jahr so bis ich 2012 ein mädchen kennengelernt habe. Anfangs waren wir nur ganz normal befreundet bis sie mir sagte, dass sie sich in mich verliebt hat.
ich hatte mich auch die ganze zeit zu ihr hingezogen gefühlt nur wollte ich es nicht zugeben, aber ich bin über meinen schatten gesprungen und hab meine gefühle ihr gegenüber offenbart.
ich war 2 monate mit ihr zusammen.

danach habe ich schluss gemacht weil ich mich in einen typen verliebt hab. mit dem ich 10 monate zusammen war.

ich habe ihn mehrmals betrogen (aber nie mit Mädchen).
Das problem bei ihm war, dass er mich zum kiffen gebracht hat. ich fands richtig geil weil ich nichts mehr gefühlt hab. ich habe alles ausgeblendet & mich dadurch auch nicht mehr geritzt.
meine ex freund und ich haben als wir noch zusammen waren ständig gekifft. ich war immer stoned, wenn ich bei ihm war.
Iwann hab ich gemerkt, dass es mit ihm nicht mehr funktioniert und habe schluss gemacht. Das kiffen ist aber geblieben.
ich kiffe jetzt seit einem jahr fast jeden tag.


im Juni diesen jahres hab ich wieder ein mädchen kennengelernt. wir sind jetzt erst seit kurzem zusammen. wir führen eine fernbeziehung. sie wohnt mit dem zug 3 stunden von mir entfernt, dadurch können wir uns nicht so oft sehen.
Mein problem dabei ist, dass ich mir immer die birne zu kiffe, wenn sie dann wieder in ihrer heimatstadt ist. wenn ich stoned bin werde ich gefühlskalt und somit auch ziemlich scheiße zu ihr wenn wir telefonieren, skypen oder schreiben.
ich will wegen ihr mit dem kiffen aufhören.

SO lange Geschichte, aber jetzt komme ich zu meinen Fragen an euch:

bin ich nur bisexuell wegen meiner Vergewaltigung?
belüge ich mich selbst und bin eig hetero?!
Warum kann ich nur mit mädchen eine richtige beziehung führen ohne dass ich fremdgehe? wie bringe ich meinen eltern bei, dass ich bisexuell bin?
kiffe ich nur um meine Vergewaltigung zu verdrängen? wie hör ich damit wieder auf?


ausserdem habe ich angst, dass ich wieder anfange mich zu ritzen, wenn ich aufhöre zu kiffen. ist diese angst berechtigt?


es wäre sehr nett, wenn Ihr auf meine Fragen u. sonstiges antworten würdet und es nicht gelöscht wird.

liebe güße.
.M.

Julia Anwort von Julia

Liebe Ratsuchende,

eine sehr bewegte Vergangenheit die dich begleitet, ich kann mir gut vorstellen dass du dir viele Fragen stellst rund um "warum bin ich so wie ich bin und wie kann ich etwas veraendern". Der Umzug in ein anderes Land, der Tod deiner Uroma und deines Opas, wechselnde Beziehungen, Depressionen und Selbstverletzung wie der Konsum von Drogen und natuerlich womit alles began - die Vergewaltigung. Da ist ziemlich viel geschehen in deinem Leben, viel bewegendes in kurzer Zeit.
Das kannst du nicht mehr rueckgaengig machen, aber du kannst es schaffen die Vergangeneit so zu akzeptieren, um dir eine schoene Zukunft zu schaffen. Eine Zukunft in der du das Geschehene verarbeitest und in der du dich so magst wie du bist.

Ich find es ganz toll, dass du erkennst, dass sich etwas aendern musst und du dazu bereit zu sein scheinst. Das zeigt, dass du den ersten wichtigen Schritt gewagt hast, der sicher viel Ueberwindung gekostet hat und dir damit eine faire Chance gibst das Erlebte zu verarbeiten.

Ich fange mal von vorne an und beginne mit der schlimmen Situation am Rhein. Kein Mann, ganz egal welcher, hat das Recht ueber deine Seele und deinen Koerper zu bestimmen. Leider kommt es aber doch vor und das nicht selten. Es gibt viele Maedchen und junge Frauen, die von aenhlichen Schicksalen berichten koennen, du bist nicht allein und musst auch nicht allein damit umgehen. Viele Maedchen berichten von Schuldgefuehlen, Aengsten, Scham, Ekel vor sich selbst, von dem erdrueckendem Gefuehl mit niemanden reden zu koennen. Doch sie reden und sie haben es geschafft auch wieder gluecklich im Leben sein zu koennen.
Du hast nicht geschrieben, ob du dich jemanden anvertraut, oder ob du die Vergewaltigung sogar zur Anzeige gebracht hast.Falls nicht, gibt es viele Beratungsstellen, die dir helfen koennen. Das sind Frauen, die entweder aenliches erlebt haben und/oder mit vielen Maedchen arbeiten die vergewaltigt wurden.

http://www.profamilia.de/angebote-vor-ort/hessen/darmstadt/unser-angebot-fuer-sie/notruf-und-beratung-bei-sexualisierter-gewalt.html

http://www.wildwasser.de/

Trau dich und melde dich dort. Alles ist anonym und dient nur dazu, dir zu helfen und wird nichts schlimmer machen.
Dort kann dir auch klar werden, warum du deine Sexualitaet auf diese Weise auslebst. Ich persoenlich habe das Gefuehl, dass du dir nicht sicher bist was dir gut tut. Wie auch nachdem du so verletzt worden bist.

Das Kiffen betaeubt leider nicht nur deine Gefuehle sondern auch deine Seele. Du behandelst deine Freundin nicht so wie du eigentlich moechtest und das nur weil die Droge dich beherrscht. Auch das Ritzen ist leider wie eine Droge, von der man nur schwer weg kommt wenn man es nicht behandelt. Das gleiche gilt der Trauer.

Mit all dem alleine umzugehen ist nicht leicht, erfordert sehr viel Disziplin und tut oft sehr weh. Ich wuerde dir raten die helfen zu lassen auf diesem Weg. Auch hier kannst du dich an pro familia und Wildwasser wenden. Sie werden dich gut beraten auch zu diesen Themen.

Ich wuensche dir alles Gute
Julia