Problem von Johannes - 15 Jahre

Problem "Liebeskummer"

Ich habe mich in ein Mädchen verliebt. Das Problem ist, ich habe mich in eine Freundin verliebt, welche Krebs hat. Sie ist dabei zu sterben und ich kann nicht mit ansehen, wie sie langsam stirbt. Der Kontakt ist am zerbrechen, wir schreiben kaum noch und ich habe ein schlechtes Gewissen.

Meine Freundin hatte 2 Jahre lang immer wieder etwas mit mir am laufen und nun sind wir verbittert. Es tut mir weh zu sehen, wie aus uns Traumtänzern ein Paar des Unglücks und der Trauer wurde.

Was soll ich tun? Es tut weh, egal was ich mache.

Johannes Anwort von Johannes

Lieber Johannes,

ich habe mir dein Problem bewusst ausgewählt, da es mich sehr berührt und mir es wichtig ist, dass du nun eine hoffentlich hilfreiche Antwort bekommst.

Zuerst einmal möchte ich dir sagen, dass es mir richtig leid tut, dass du diese enorme Last tragen musst. Deine Gefühle der Trauer und des Unglücks kann ich sehr gut nachvollziehen. Bessere Gefühle können in einer solchen Situation kaum entstehen. Ich habe aber richtig verstanden, dass ihr eigentlich zusammen seid, oder? Was ist passiert, dass du ein schlechtes Gewissen hast? Liegt es daran, dass ihr kaum noch schreibt? Das finde ich sehr schade, denn ihr seid doch eigentlich gut befreundet. Es ist klar, dass eine Freundschaft bzw. eine Beziehung darunter leidet, wenn die Freundin so schwer krank ist. Aber sollte es nicht eigentlich ein Anlass dafür sein, dass ihr noch engeren Kontakt habt als vorher? Ich verstehe wirklich, dass du nicht mit ansehen kannst, wie deine Freundin langsam stirbt. Vielleicht ist es in diesem Fall wirklich besser, dass du dich ein Stück weit von ihr distanzierst und zwar als Schutz, dass du nicht selbst an der Krankheit deiner Freundin kaputt gehst. Auf der anderen Seite möchtest du sicherlich so viel Zeit wie möglich mit ihr verbringen, weil du sie liebst. Letztendlich kann ich dir nicht sagen, was du machen sollst. Du musst selbst merken, womit es dir besser geht. Dass es dir mit dem gesamten Problem nicht gut geht, ist mir klar. Ich weiß, dass du nichts falsch machen möchtest. Aber ich glaube, dass es hier gar kein richtig und falsch gibt.

Du sagst, dass ihr kaum noch schreibt. Wie kam es dazu? Ich kann dir gerne meinen persönlichen Rat geben, aber ich weiß nicht, ob es für DICH das beste ist. Wenn ich mir vorstelle, in deiner Lage zu sein, würde ich wahrscheinlich versuchen, den Kontakt zu ihr wieder aufzubauen. Mir wäre es wichtig, dass meine Freundin das Gefühl hat, dass jemand da ist, der ihr zuhört, bei dem sie sich austrauern kann, bei dem sie sich anlehnen kann, aber mit dem sie auch schöne Momente genießen kann. Ich würde also versuchen, die Freundschaft zu pflegen. Du könntest sie wieder anschreiben, mal anrufen, am besten jedoch persönlich besuchen. Rede mit ihr und lass dir ihre Sicht der Dinge schildern. Es ist für dich wichtig zu hören, was sie denkt und was sie möchte. Wenn ihr nicht anders könnt, weint auch zusammen. Das ist auf jeden Fall besser, als wenn jeder mit seinem Schmerz ganz alleine ist. Vielleicht könnt ihr euch so wieder zusammenraufen. Verbringt dann auf jeden Fall so viel Zeit wie möglich miteinander. Leider weiß ich nicht, wie sehr der Krebs deiner Freundin bereits fortgeschritten ist, aber wenn sie körperlich dazu in der Lage ist, unternehmt etwas zusammen und lenkt euch ab. Ich finde es sehr wichtig, dass ihr viel miteinander redet. So wird es euch vielleicht etwas leichter fallen, den Schmerz zu lindern. Falls es zu schwierig werden sollte, könntet ihr auch eure Eltern mit ins Boot holen. Ihnen geht es sicherlich auch nicht gut, da deine Freundin so schwer krank ist. Auch, wenn es jetzt nicht besonders hilfreich klingt, aber gemeinsam ist man immer stärker.

Am liebsten würde ich dir jetzt Hoffnung machen, dass deine Freundin wieder gesund wird und dass wieder alles so wird wie früher. Aber leider kann ich das nicht. Zudem finde ich wichtig, dass ihr regelmäßig mit dem behandelnden Arzt im Gespräch seid und dass er euch über den Gesundheitszustand deiner Freundin unterrichtet, wenn er es nicht bereits tut. Vielleicht besteht ja noch die Hoffnung, dass sie den Krebs besiegt. Aber ich möchte dir da keine falschen Hoffnungen machen, denn du hast geschrieben, dass sie dabei ist zu sterben. Das tut mir unendlich leid und ich wäre auch am Boden zerstört, wenn ich deine Last tragen müsste.

Lieber Johannes: Ich hoffe, dass ich dich mit meiner Antwort etwas aufbauen konnte. Du kannst mir jederzeit ein Feedback schreiben. Versuche für dich selbst herauszufinden, was das beste ist. Sorge aber auch ausreichend für dich, dass du an dem Problem deiner Freundin nicht zugrunde gehst. Falls das so sein sollte, lasse sie los, aber nicht fallen.


Alles Liebe,

Johannes