Problem von Lennard - 19 Jahre

Meine Freundin Ritzt sich!!!

Hi meine Freundin ritzt sich und ich glaube es liegt an ihrer Mutter weil ihre Mutter ein Alkohol Problem hat sie hat mir schon viel darüber erzählt sie hat schon mit dem Gedanken gespielt bei ihr auszuziehen aber daher das sie noch 17 ist geht das ja nicht weil sie noch nicht volljährig ist sie hat Angst bei einem Auszug das ihr Mutter sich dann was an tut und das würde sie nicht verkraften. Ich habe mich schon sehr viel Informiert wie ich ihr helfen könnte aber ich bin mir nicht so sicher deswegen wolte ich das kummerkasten Team mal fragen wie ich ihr am besten helfen kann. Und sie stärken kann.

Mit freundlichen Grüßen
Lennard

Carmen Anwort von Carmen

Lieber Lennard,

vielen Dank, dass du dich an uns wendest. Ich finde es toll, wie du dich um deine Freundin kümmerst. Das Wichtigste, um ihr zu helfen, tust du damit schon. Du bist für sie da und gibst ihr Halt. Es ist unheimlich wichtig, dass sie sich an jemanden wenden kann und ein Leben außerhalb der Problemzone hat. Pass aber auf, dass du nicht der einzige Halt bist, sondern ihr auch hilfst die Situation zu verändern und sich noch andere Hilfe (siehe unten) zu suchen!
Auch wenn du dich schon viel informiert hast, vielleicht findest du unter:http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/30/Ich-ritze-mich-was-kann-ich-tun.html und rotelinien.de auch noch weitere Informationen über das Ritzen selbst.
Allerdings weißt du schon, was deine Freundin belastet. Alkoholismus ist als Angehöriger unheimlich schwer zu verkraften. Denn leider ist es fast immer unmöglich, den Betroffenen wirklich effizient helfen zu können. Es ist leider oft so, dass Alkoholiker erst am Boden sein müssen, bis sie sich entschließen können, etwas zu verändern. Denn jede Hilfe, durch Therapeuten, Klinikaufenthalte, Entzug, Selbsthilfegruppen usw. muss aus einer gewissen Motivation heraus angegangen werden, damit sie erfolgreich sein können. Angehörige haben, so schwer es auch ist, die Pflicht sich selbst zu schützen. Es wird als Phänomen der Co-Abhängigkeit beschrieben, wenn nahestehende Personen ihr eigenes Leben und ihre seelische Gesundheit, bei dem Versuch zu helfen, zerstören. Natürlich klingt das alles sehr einleuchtend und logisch,aber wenn es um die eigene Mutter geht, überwiegen natürlich Sorge, Angst, Schuld- und Verantwortungsgefühle.
Deshalb solltest du deiner Freundin helfen, sich nicht komplett von den Problemen ihrer Mutter vereinnahmen zu lassen. Das Ritzen zeigt ja deutlich, dass es so nicht weitergeht. Hast du schon einmal überlegt, sie auf professionelle Hilfe, also einen psychologischen Psychotherapeut, anzusprechen? Ein Therapeut könnte ihr helfen, den seelischen Druck besser zu verarbeiten und vom ritzen loszukommen. Eine Therapie ist nichts peinliches oder unnützes, sondern etwas sehr hilfreiches. Ihr könnt über google nach Therapeuten in eurer Stadt suchen und dort einfach mal anrufen. Falls ihre Mutter dazu bereit ist, gibt es auch Familientherapeuten.

Der Auszug ist vermutlich eine sehr gute Idee, auch mit 17 gibt es mehre Möglichkeiten. Sie kann einfach so in eine Wg ziehen oder alleine/bei dir wohnen, wenn ihre Mutter sich einverstanden erklärt.Ansonsten würde ich deiner Freundin raten, sich ans Jugendamt zu wenden. Es gibt z.B. betreutes wohnen. Natürlich kann ich ihre Sorgen gut verstehen, allerdings kann sie ihre Mutter nicht durch bloße Anwesenheit heilen und damit retten. Und sie kann auch nicht für immer bleiben, also muss ihre Mutter es auch alleine schaffen. Mit ein bisschen mehr Abstand, kann sie vermutlich sogar besser helfen. Ihre Mutter wird merken, wie sie mit ihrer Sucht auch andere schädigt. Und hoffentlich ist das ein augenöffnender Moment..Deine Freundin kann auch einen Anreiz damit schaffe., z.B. in dem sie anbietet wieder zurückzuziehen, sobald ihre Mutter einen Klinikaufenthalt oder eine andere Therapieform absolviert.
Ich hoffe, dass deine Freundin einsieht, dass sie sich zuerst schützen muss und dann helfen kann. Ihr könnt euch auch gemeinsam( oder sie alleine) an Beratungsstellen zu Sucht (google) aber auch ans Jugendamt (nicht nur wegen dem ausziehen- auch um der Familie einen Betreuer zur Seite zu stellen) wenden.
Auf jeden Fall, darf deine Freundin sich nicht als Grund und oder einzige Rettung gegenüber der Sucht ihrer Mutter sehen. Beides ist Mist und wird sie nur kaputtmachen.
Es gibt eine Seite, die viele Suchtberatungsstellen und einige Informationen über/für Angehörige bereitstellt http://www.a-connect.de
Hier noch etwas sachlicher: http://www.apotheken-umschau.de/Alkoholismus/Alkoholsucht-Was-Angehoerige-tun-koennen-224157.html

Ich wünsche euch alles Gute, du kannst bei weiteren Fragen gerne wieder schreiben,
Carmen