Problem von Anonym - 16 Jahre

Ich halte es nicht mehr aus!!! Hilfe...

Hallo.
Das ist jetzt mein zweiter Versuch, da mein Problem leider nicht beantwortet wurde. Hier erstmal die Mail von letztem Mal:

"Also ich weiß gar nicht, wie ich es alles zusammenfassen soll...
Ich war vor dreienhalb Wochen für fast 5 Monate in einer psychosomatischen Klinik. Diagnose: Borderline und Depression. Hat dort aber alles gut geholfen, mir ging es echt besser, habe sogar aufgehört, mich zu ritzen.
Ich bin seit dreienhalb Wochen raus und wohne jetzt bei einer Freundin und warte auf einen Platz im Betreuten Wohnen. Muss ziemlich viel Schulstoff nachholen etc etc, und mit meinen Eltern ist es im Moment auch schwierig, zu meinem Vater habe ich gar keinen Kontakt und zu meiner Mutter nur sporadisch und recht oberflächlich.
Das ist aber nicht mein eigentliches Problem, aber natürlich Teil davon...
Zur Zeit komme ich gar nicht mehr klar. Ich halte es nicht aus "in mir", jede Sekunde ändern sich meine Stimmung und meine Gedanken komplett.
Ich sehe kein Ziel in meinem Leben. Ich gehöre nirgendwohin. Und es interessiert auch keinen, was mit mir ist.
Ich habe wieder angefangen mit dem Ritzen. Aber es bringt ja alles nichts. Ich halte es einfach nicht aus! Argumente wie "es wird alles wieder besser, lass dir ein wenig Zeit" ziehen bei mir einfach nicht. Es ist egal, denn ich halte es einfach nicht mehr aus!
Ich weiß nicht, was ich tun soll! Ich verliere mich in ewigen Dissoziationen, ich kann nicht mehr klar denken und nichts hilft. Und dann auch noch die ständigen Umschwünge in meinem Kopf.
Ich habe genug gegooglet, aber keine Lösung oder überhaupt einen Ansatz gefunden.
Ich weiß nicht, ob ich zurück in die Klinik sollte oder was ich tun sollte...
Momentan überlege ich bloß, wie ich mich am besten und unkompliziertesten für alle Beteiligten umbringen kann.
Ich weiß einfach nicht mehr weiter, vielleicht könnt ihr mir ja irgendwie helfen."

Mittlerweile hat sich nicht viel geändert, außer dass ich vielleicht einen Platz im Betreuten Wohnen habe und dann da bald einziehen kann.
Ansonsten geht es mir immer noch so wie vor zwei Wochen.
Ich halte es einfach nicht mehr aus in mir. Wenn ich zur Schule gehe, bin ich wie eine Maschine, ich bin ziemlich gut in der Schule und kann da auch die Fassade von guter Laune wahren.
Sobald ich dann abends "zu Hause" bin, falle ich in mich zusammen. Tagsüber geht es mir auch schlecht, aber abends halte ich es einfach nicht mehr aus. Ich kriege Heulkrämpfe, dissoziiere sehr stark, schneide mich, schlage meinen Kopf gegen die Wand, habe Fressanfälle, kotze... Und wenn ich dann damit durch bin, lege ich mich ins Bett und schlafe sofort ein, bis ich dann am nächsten morgen aufwache und das alles eigentlich sogar vergessen würde, hätte ich nicht die Wunden und höllische Kopfschmerzen. Ich wache auf und wundere mich, was passiert ist.
Ständig denke ich darüber nach, ob und wie ich mich umbringen will.
Nie komme ich zu einem "stabilen" Ergebnis. Wenn ich mich abends dafür entscheide, will ich es am nächsten Morgen doch nicht. Abends dann wieder doch und so weiter...
Ich halte es nicht aus, dieses hin-und-her und wie verdammt unkontrollierbar ich bin.

Zurück in die Klinik betrachte ich mittlerweile nicht mehr als Lösung. Das geht da an der Realität vorbei und bringt langsfristig nichts. Nichts bringt etwas. Alles scheint so aussichtslos. Ich weiß nicht, was ich tun soll...

Vielleicht könnt ihr mir irgendwie weiterhelfen...

LG

Lara Anwort von Lara

Hallo meine Liebe!
Danke, dass du einen zweiten Versuch unternommen hast, uns zu schreiben! :)
Vorneweg möchte ich dir klar sagen, dass ich keine Psychologin bin, was ich dir nun schreibe ist subjektiv, aber ich habe einige Erfahrung mit Borderline und hoffe ich kann dir etwas helfen.

Deine Probleme sind sehr vielfältig und komplex. Auf viele kann ich dir keine wirklich gute Antwort geben, da man dazu Fachperson sein muss oder dich zumindest gut kennen sollte. Zum Thema Schule: dort scheinst du ja immerhin hinzugehen, also schaffst du es noch, einen mehr oder weniger geregelten Tagesablauf zu haben? Das ist wichtig, weil wenn du dies nicht mehr schaffst, dann ist deine Situation sehr akut. Dass du dich in der Schule wie eine Maschine fühlst, ist ok. Falls es dich nicht zu sehr belastet, dann akzeptier einfach, dass du in der Schule nur funktionierst. Das fühlt sich zwar nicht toll an, kann dir aber eine Pause verschaffen von deinen selbstzerstörerischen Aktionen und Gedanken. Deine Fassade hast, ist Selbstschutz, damit niemand merkt, dass es dir nicht gut geht. Dass du sie aufrecht erhältst, ist klar, weil du dich vor den anderen nicht entblössen willst. Das braucht aber viel Kraft, die du dann nicht hast, um deinen selbstzerstörerischen Energien etwas entgegen zu halten. Versuch diese Fassade aufs Nötigste zu minimieren und die Kraft gegen das wirklich Schlimme einzusetzen.

Wenn du zu Hause "zusammenfällst", dann versuch dich an deine Therapie zu erinnern. Ich nehme an du hast dich dort mit Skills befasst, die dir helfen sollen in solchen Situationen? Vielleicht hast du auch einen Notfallkoffer, oder eine Telefonnummernliste mit Leuten (Freunden, Therapeuten..), die du anrufen kannst, wenn es dir so geht?
Irgendetwas hast du in der Therapie ja gemacht, versuch dich bitte daran zu erinnern und es bei einem drohenden Zusammenbruch zu reaktivieren. Du hast geschrieben, in der Klinik habe sich deine Situation gebessert. Überlege dir, was der Auslöser war, womit ihr dort gearbeitet habt und versuche es nun auch umzusetzen! Es wird nicht gleich super funktionieren, aber es wird dir helfen!
Dann gibt es nicht die Möglichkeit, in dieser Klinik anzurufen und ihnen zu erklären, wie es dir geht. Oder noch besser, hast du einen Psychiater, der dich betreut, ausserhalb der Klinik? Oder ansonsten eine psychiatrische Klinik in deiner Nähe? Dort könntest du dir Infos holen, wie du dir helfen kannst, bis du deinen betreuten Wohnplatz bekommst.
Ich hoffe sehr, das hier hilft dir ein bisschen..
Bitte doch auch deine Freundin um Hilfe, bei der du wohnst, oder andere Freunde, die du hast. Es ist schade, dass dich deine Elfern nicht zu unterstützen scheinen, aber es gibt sicher Leute, die dir bereit sind zu helfen! Freunde, Grosseltern, dein Pate/deine Patin, eine Vertrauenslehrerin, Fachpersonal aus deiner alten Klinik, oder aus einer anderen Institution.. Überleg dir, wer dir helfen könnte in welcher Form und mach Gebrauch davon. Falls du ein schlechtes Gewissen haben solltest, vergiss dieses, es ist normal, mal Hilfe zu brauchen, gerade in deinem Fall!

Zum Thema "Zurück in die Klinik betrachte ich mittlerweile nicht mehr als Lösung. Das geht da an der Realität vorbei und bringt langsfristig nichts." Kaum bist du raus aus der Klinik, gibt es einen Rückfall. Klar verlierst du den Glauben! Aber glaube mir, professionelle Hilfe in einer Klinik ist sehr hilfreich, wenn es eine Klinik ist, die zu einem passt und man wirklich mitarbeitet, genug lange dortbleibt und nicht zu früh entlassen wird, sodass man wie du rückfällig wird. Man hätte dir gleich einen betreuten Wohnplatz anbieten sollen, sodass das, was jetzt passiert ist nicht geschehen wäre. Denn viele Bordis, die entlassen werden, haben erst mal Probleme mit wiedereinleben. Also bitte gib den Kliniken und vor allem dem betreuten Wohnen eine Chance. Gerade Letzteres ist viel offener als eine Klinik und doch hat man Hilfe zur Hand ,wenn man sie braucht!
Als Alternative zur Klinik gibt es die ambulante Betreuung bei einem Psychiater. Oder hast du schon mal an eine Selbsthilfegruppe gedacht? Im Internet wirst du schnell fündig, wo es eine gibt. Ansonsten hilft es dir evt auch, Selbsthilfebücher zu lesen. Schlussendlich musst du selbst herausfinden, was für dich stimmt. Aber wenn du nicht eine gewisse Stabilität als Ausgangslage hast, ist nur mit Selbsthilfe eine wirkliche Besserung eher schwer.

Zum Schluss, bitte gib dich nicht auf! Du bist sicher ein wunderbare Person und es gibt viele Menschen, denen du etwas bedeutest, deine Freunde, deine Eltern (auch wenn du es gerade nicht so gut hast mit ihnen) und andere. Dafür und alles andere Schöne im Leben lohnt es sich, wenn man kämpft! Es gibt viele Bücher von Bordis, die es geschafft haben, oder vielleicht kennst du auch einige persönlich. Glaub daran, dass du es auch schaffen wirst! Such dir Unterstützung und glaub an dich!
Ich hoffe, ich konnte dir etwas helfen.Ich wünsche dir von Herzen alles Gute!
Lara