Problem von Julia - 14 Jahre

Bin ich adoptiert???

Das ist kein Scherz und ernst gemeint!!!In letzter Zeit fällt mir der Unterschied immer deutlicher auf. Ich bin nicht wie der Rest meiner Famile! Ich frage mich das vorallem weil mein Bruder die perfekte Verkörperung der Familie meiner Mutter und der Familie meines Vater´s ist. Ich bin ganz anders. Es fängt allein da an ,dass ich einen ganz anderen Humor habe und ganz andere Dinge lustig finde. Ich kann fast nie über einen Witz lachen über den meine ganze Familie sich halb tot lacht. Ich bin auch immer andere Meinung und habe ganz andere Ansichtsweisen als irgendwer in meiner Familie väterlicher oder mütterlicher Seite. Deshalb diskutieren oder streiten wir auch oft. Ich verstehe oft die Art meiner Familie nicht. Was sie als normal empfindet, finde ich total peinliich und nötig und würde am liebsten im boden versinken. Ich schäme mich oft sehr dafür. Was mir auch auffällt ist das wir ganz andere Character haben. Meine Mutter ist sehr pünktlich, kann nicht leben ohne ganz genau zu wissen wo ich bin, sehr streng, sehr hilfsbereit und auch die Ordnung in Person. Mein Vater redt gerne mit Menschen, ist immer auf die minute da, sehr hilfsbereit, aber auch sehr aufbrausend, er hat ein Problem loszulasse (mich am Aben bis 23Uhr bei Freunden zulassen), mischt sich gerne in andere Angelegenheiten ein. Mein Bruder ist genau das alles in einem. Jeder in meiner Familie ist so. Ich bin sehr chaotisch, aber pünktlich, lege viel wert auf mein Aussehen, bin mehr ein Einzellgänger, sehr schüchtern, und viele Sachen sind mir einfach egal. Ich bin nicht das perfekte Gegenteil meiner Familie sondern einfach anders.
Der zweite Punkt ist mein Aussehen. Ich habe eine andere Nase, Augenform und Farbe, Haarfarbe und Art, als irgendwer in meiner Familie väterlicher oder mütterlicher Seite.n Am ehersten ist es noch die Gesichtsform oder das Kinn aber beides ist es nicht wirklich. Mein Körper ist ganz anders als der meiner Mutter oder einer meiner Omas. Ich habe ganz ander spotliche Fähigkeitein: meine Mutter war sehr gut in der Leichtathlezik vor allem sprinten und ich bin sehr gut in allem was mit einem Ball zu tun hat und hasse laufen. Mein vater war aucg ein großer fan des laufens.
Drittens ist es das Verhalten zwischen mir und meinen Eltern. Meinen Vater sehe ich nicht als jemanden den man respektieren sollte sondern als jemanden mit einer großen Klappe aber nichts dahinter. Da gibt es nichts was ich mit ihm gerne mache oder teilen möchte . Ich möchte meißtens nur das er geht und mich in Ruhe lässt
Bei meiner Mutter ich sehe sie eher als Freundin die ich die ganze Zeit mit ihren dämlichen fragen nervt. Manchmal kann man mit ihr reden aber ich bereue es meistens wegen den fragen wieder. Sie kann nicht mal wenn man sie darum bittet nicht frsgrn oder tipps geben. Von meinen Freundinnen weiß ich was sie für eine Verhältnis mit ihren Müttern haben und meins ist definitiv anders.
Mein Bruder ist ein egoist. Er verpetzt mich die ganze wegen kleinigkeiten, er kann keine Geheimnisse für sich behalten und bekommt immer was er will. Er kann sehr lieb sein, aber er bedeutet mir nicht das geringste. Er ist da aber ich habe keine beschützerinstinkte oder das Gefühl mich um ihm kümmefrn zu müssen oderihm bei der Hausübung zu helfen. Da gibt es nicht zwischen uns was von bedeutung wäre.
ich frage mich einfach warum ich so anders bin. In meiner Famile sind alle gleich außer ich. Ich möchte nicht da sitzen und nicht lachen können weil ich es nicht lustig finde. Ich möchte nicht adioptiert sein. Wenn ich meine Eltern frage wo meine Geburtsurkunde ist sagen sie in dem Schrank im Wohnzimmern. Dort ist sie nicht. Ich möchte einfach nur die Wahrheit wissen.

Nuala Anwort von Nuala

Hallo Julia,

du hast viele Beobachtungen gemacht und nun steht ein Verdacht bzw. eine Angst im Raum - dass du adoptiert sein könntest.

Diese Möglichkeit möchte ich keinesfalls leugnen.
Gleichzeitig denke ich aber auch ganz stark, dass du einer Art Irrtum bzw. Illusion erlegen bist. Das meine ich so: Du siehst bestimmt bei Freunden und überhaupt in deinem Umfeld, wie die Familien "ticken". Da siehst du vielleicht, dass sich die Kinder ganz gut mit den Eltern verstehen (was ja keine Selbstverständlichkeit ist!), dass es optische Ähnlichkeiten gibt und auch charakterliche Gemeinsamkeiten. Außerdem denken die Menschen meistens, dass es in einer Familie, in der niemand adoptiert ist, einfach Ähnlichkeiten geben MUSS. Aber genau das ist der springende Punkt: Die Realität sieht einfach oft anders aus. Das fängt schon mit Äußerlichkeiten an - man muss seinen Eltern und Geschwistern keineswegs ähnlich sehen. Ich zum Beispiel sehe meiner Schwester und meinen Eltern nicht sonderlich ähnlich, das sagen viele Leute, die uns "von außen" sehen. Auch ist es nicht selten, dass die Wesensarten innerhalb einer Familie komplett verschieden sind! Ich kenne mehrere Leute, die einfach nichts mit ihren Geschwistern anfangen können oder auf Grund von extremer Unterschiedlichkeit immer wieder in Konflikte geraten. Ein Vergleich mit den Tieren: In einem Katzenwurf kann es auch immer ein Kätzchen geben, das eine völlig andere Fellfarbe hat, anders gemustert ist oder sich anders verhält als die Anderen, es stammt aber genauso von der Mutter ab wie seine Geschwister... so ist es auch bei den Menschen.
Hinzu kommt, dass viele Familien dazu neigen, das Stressige, Nervige und Andersartige zu leugnen und das, was gut läuft, besonders hervorzuheben. Manchmal ist das leider auch nur schöner Schein.

Ich denke, du bist nun in einem Alter, in dem du sehr kritisch auf deine Umwelt schaust. Das ist gut und richtig so. Und es ist typisch für die Pubertät! Jugendliche sind nun wachsamer, stellen andere Fragen und sehen ihre Eltern in einem anderen Licht. Auch die von dir beschriebenen Situationen sind ganz typisch, also dass deine Mutter dich mit ihren Fragen nervt oder dass dein Vater deiner Meinung nach irgendwie ein kümmerliches Bild abgibt. Denn die "Zeit der Helden" ist für Mama und Papa vorbei: Als du klein warst, waren sie bestimmt Vorbilder und sehr wichtig. Als Kind ist man schutzbedürftig, man braucht Halt, Geborgenheit und Orientierung. Aber je älter das Kind wird, desto mehr will es sich abgrenzen. Das tust du auch, aber gleichzeitig vermisst du die Gemeinsamkeiten mit deiner Familie. Und das Bedürfnis, das du hast, ist dich zugehörig zu fühlen. Vielleicht solltest du deiner Familie auf sanfte Weise signalisieren, wenn du dich in bestimmten Momenten allein und ausgeschlossen fühlst. Es gibt bestimmt Mittel und Wege, wie ihr das hinbekommen könnt. Dafür ist das Reden ganz wichtig.

Ich glaube, es gibt Gemeinsamkeiten zwischen deiner Familie und dir. Und ich glaube auch, dass erst noch ein Weilchen vergehen muss, bis sie dir auffallen werden. Manche Dinge offenbaren sich erst nach vielen Jahren oder sogar ganz überraschend am nächsten Tag...
Du guckst jetzt nämlich mit einer ganz bestimmten "Brille" auf deinen Bruder und deine Eltern. Es ist eine einseitige Sicht, weil du mehr oder weniger bewusst immer nach weiteren "Beweisen" suchst, welche die (angebliche) Adoption anzeigen. Dabei fallen andere Dinge, die durchaus verdeutlichen würden, dass du das Kinder deiner Eltern bist, womöglich aus dem Raster. Man sieht oft, was man sehen will.

Stelle deinen Eltern doch mal die Frage, was ihr aus ihrer Sicht gemeinsam habt. Vielleicht fällt ihnen da viel ein, was für dich so verborgen oder gar zu offensichtlich war, dass du es einfach nicht bemerkt hast! Das kann dir neue Denkanstöße liefern.
Bestimmt gibt es Dinge, die ihr mehr betonen könntet. Vielleicht habt ihr eine gemeinsame Vorliebe für ein Brettspiel, könnt euch gegenseitig schräge Geschichten erzählen, einen Spaziergang machen... oft sind es Teilgemeinsamkeiten, also das man mal hier, mal da mit einem Familienmitglied etwas teilt. Wie dass es bei euch so ist, dass dein Bruder auf der gleichen Humor- Wellenlänge liegt mit Mutter und Vater liegt (wobei das manchmal auch total täuschen kann). Es ist unwahrscheinlich, dass eine Familie eine komplette Einheit bildet. In Wahrheit gibt es in jeder Familie mehr oder weniger deutliche Unterschiede. Denn schon deine Eltern sind nicht miteinander verwandt, sie bringen jeweils andere Komponenten mit. Aus ihrer Verwandtschaft kann sich auch viel durchgesetzt haben, was eine oder mehrere Generationen übersprungen hat und sich zufällig genau bei dir deutlicher zeigt... das muss aber nicht so sein. Und: ganz wichtig, ihr teilt als Familie eine gemeinsame Vergangenheit! Selbst wenn du adoptiert wärst, könnte euch das niemand nehmen! All die gemeinsamen Erlebnisse, gute und weniger gute Zeiten.

Falls dir diese Gedanken nicht reichen und du dich absolut nicht beruhigt fühlst, hilft nur das: Deine Eltern mit deiner Angst zu konfrontieren, indem du ihnen ganz direkt danach sagst: "Ich würde gerne wissen, ob ihr mich adoptiert habt." Lass dir doch die Geburtsurkunde zeigen, damit du beruhigt bist. Das klingt natürlich so einfach und ist es vermutlich nicht für dich, aber wenn du wirklich Klarheit bekommen möchtest, gibt es keine andere Möglichkeit, als sich ihnen anzuvertrauen. Versuch es einfach! Du hast nichts zu verlieren.

Alles Liebe,
Nuala