Problem von David - 23 Jahre

Bin ich ein Psychopath?

Hallo zusammen

Erst einmal möchte ich betonen, dass ich im Leben eigentlich gut funktioniere, mehr oder weniger jedenfalls. Ich stehe mitten in einem anspruchsvollen Studium, habe genügend Freunde und ich komme sehr gut mit meinen Eltern aus. Nun, dennoch bin ich nicht wirklich normal, so jedenfalls sehen es meine Freunde und Bekannte, wie ich selber eigentlich auch. Auf gewisse Abnormalitäten bin ich auch stolz, auf gewisse andere weniger. Naja, ich fange einmal an. Ich habe erstens ein gestörtes Verhältnis zu Frauen, zweitens ein gestörtes Verhältnis zu Moral und Gesetz.

Dazu bin ich unfassbar faul, mein Studium erledige ich als absoluter Minimalist, nur gerade so, dass ich nicht rausfliege. Da ich relativ intelligent bin, habe ich so sehr wenig zu tun. Fehlender Ehrgeiz ist hier das Sprichwort. Da meine Eltern schon relativ wohlhabend sind, versuche ich nur maximale Freizeit zu haben und so wenig Anstrengung wie möglich, mein Ziel aufs Leben hinaus, ist das Niveau meines Wohlstandes respektive jenes meiner Eltern zu halten.

Nun ja, aus diesem Grund habe ich sehr viel Freizeit (ich arbeite pro Woche effektiv nie mehr als etwa 12 Stunden). Nun wie verbringe ich diese Freizeit. Man kann sie in zwei Hälfen aufteilen, unter der Woche und am Wochenende. Unter der Woche bin ich extrem viel am Computer und vor dem Fernseher. Ich schaue sehr viele Fussballspiele im TV, am PC chatte ich mit Freunden, hänge auf Sportseiten herum, etc. Sport mache ich unter der Woche selten. Ein typisches Wochenende sieht dagegen so aus, dass ich mich zwei Mal (FR, SA Abend, manchmal auch DO) betrinke, manchmal heftig, manchmal weniger. Je nach Lust und Laune. Dies kann auf Privatparties, in Nachtclubs, während Sportveranstaltungen, bei jemandem zu Hause, eigentlich öfters der Fall sein. Dazu muss ich sagen, dass meine Freunde dies auch oft tun, ich allerdings auch unter ihnen zu den exzessivsten gehöre. Kokain, Cannabis, Hash, Ritalin habe ich alles schon ausprobiert, teilweise über ein paar Monate, hat mir allerdings nichts so zugesagt wie Alkohol.
Eine Zeit lang (etwa 18 Monate) besuchte ich auch oft das Casino, anfangs zum pokern, womit ich einige Tausend gewonnen habe, danach immer mehr Roulette und Black Jack, womit ich dann mein Gewinn wieder komplett verspielte. Doch dies habe ich hinter mir, jetzt gehe ich maximal einmal pro Monat ins Casino. Mit etwa 20 begann ich auch regelmässig zu Prostituierten zu gehen, anfangs eigentlich nur nach dem Feiern, wenn ich keine Frau abschleppen konnte oder als Belohnung nach einem Casinogewinn, doch inwischen auch nüchtern tagsüber, zum Beispiel zwischen Vorlesungen. Mein Lieblingsbordell ist gleich neben der Uni. So schlafe ich mit etwa 15 bis 20 Frauen pro Jahr.
Da ich leider nicht unmittelbar in der Stadt wohne, habe ich auch schon seit ich mit 19 den Führerschein machte, angefangen betrunken nach Hause zu fahren. Ich habe dies unterdessen etwa 150 Mal gemacht. (etwa ¾ mit dem Auto, ¼ mit dem Motorrad) (PS: Wie ihr vermutlich schon an meinen vielen Angaben gemerkt habt, bin ich ein Statistik-Freak.) Dabei hatte ich etwa 5 Unfälle, welche allerdings alle ohne grosse Konsequenzen endeten. Die Versicherung zahlte jeweils (auch zwei Totalschäden darunter). Mit dem Motorrad hatte ich zum Glück noch nie einen ernsthaften Unfall, sonst würde ich vermutlich nicht mehr leben. Da passe ich auch besser auf, möchte ja nicht sterben, deshalb rase ich mit dem Motorrad nur nüchtern. Betrunken erwischt wurde ich einmal mit 2.3 Promille, da musste ich meinen Führerschein 6 Monate abgeben. Weitere Delikte, die ich schon begangen habe sind Sachbeschädigung, Diebstahl, Einbruch, Tätlichkeit. Erwischt wurde ich ein paar Mal bei kleineren Delikten, was jeweils Bussen nach sich zug. Das grösste Verfahren gegen mich wegen Hausfriedensbruch, Sachbeschädigung und Diebstahl zusammen wurde zum Glück aus Mangel an Beweisen eingestellt. Zu diesen vielen Delikten muss ich allerdings sagen, dass diese Zeit hinter mir liegt. Inzwischen ist das einzige was ich noch regelmässig mache, das betrunken Auto/Motorrad fahren. Dies sind jetzt die Fakten, nun wie ich darüber denke. Ich fühle mich nicht schuldig, mir wurde auch schon gesagt, dass ich kein Mitgefühl, keine Empathie besässe. Ich sehe Moral als Schwäche an, ich bin eigentlich der Prototyp des Homo oeconomicus (ausser beim Roulette ;)). Natürlich wissen nur meine engsten Freunde von all diesen Fakten und meine Denkweise, obwohl ich mich bestimmt auch schon verplappert habe, wenn ich betrunken bin. Aber Leute, die mich nur nüchtern kennen, zB die von der Uni, die würden dies nie und nimmer von mir glauben. Ich gebe mich nämlich im öffentlichen Raum anständig und freundlich. So bin ich eigentlich auch, ich habe auch schon Älteren Menschen geholfen und zu Schwächeren bin ich auch hilfsbereit und nett. Allerdings nicht zu allen, Schwule mag ich auch überhaupt nicht, aber das ist ein anderes Thema.
Nun ja, wir nähern uns meiner Eingangsfrage, ob ich ein Psychopath wäre. Alles bisher finde ich nicht weiter schlimm. Doch nun kommt das, was mir wirklich Sorge bereitet. Manchmal (betrunken vor allem), wenn es mir nicht gut geht (zB nach einem Casinoverlust (früher) oder nach einer Abfuhr bei einer Frau) überkommt mich ein Gefühl der Rache. Auch wenn ich mich zu intensiv mit Politik beschäftige, was ich eigentlich gerne mache, kann es sein, dass ich mich dermassen zu ärgern beginne. Ein Thema, welches mich besonders aufregt, ist beispielsweise Polizeigewalt. Da wurde ich auch schon einmal Opfer davon, das Thema hat mich allerdings auch schon vorher beschäftigt. Nun ja, in meinem Ärger überlege ich mir, dass ich einmal Leute umbringen möchte. Es geht irgendwie auch darum, der Welt seine Sinnlosigkeit aufzuzeigen. Natürlich möchte ich auf keinen Fall erwischt werden, ein weiterer Grund warum ich es nie tun würde, sind meine Eltern und mein Bruder. Aber ich überlege mir oft, dass wenn meine Eltern einmal tot sind und ich auf der letzten Stufe der Maslow-Pyramide angekommen bin (Selbstverwirklichung), dass ich dann einmal Menschen töten möchte. Und als einfaches, geeignetes Opfer habe ich bis jetzt die Polizei vorselektioniert. Nun ja, wenn ich ehrlich bin, jetzt gerade beim Verfassen dieses Textes (es geht mir momentan sehr gut, hab gerade noch eine gute Note von der Uni bekommen) fühle ich diesen beschriebenen Ärger nicht. Und gerade im Moment möchte ich keinen Polizisten oder sonst wen töten. Doch weiss ich, dieses Gefühl werde ich wieder haben, ich habe es regelmässig seit ich etwa 16-17 bin. Um mein Bedürfnis dieses schlechte Gefühl loszuwerden, habe ich schon hunderte Stunden im Internet verbracht, in dem ich mich mit Verbrechen, Morden und dergleichen beschäftige. Eine Zeit lang überlegte ich mir Kriminologie zu studieren. Nun ja, aber ich weiss, dass dies mir nicht auf alle Zeit mein Verlangen wegnimmt. Verheerend ist dazu, dass ich auch wegen dem Militär über ein Sturmgewehr verfüge, allerdings habe ich momentan nur ein einziger Schuss, weshalb mir das Gewehr noch nicht viel nützt. Deshalb bin ich auch daran, einen Waffenerwerbsschein zu beantragen. Vor gut 3 Jahren beantragte ich es das erste Mal, es wurde damals abgelehnt mit der Verweisung auf meine Vorstrafen, doch sie sagten damals, dass wenn ich mir nichts mehr zu Schulden lassen kommen würde, ich in gut 2 Jahren gute Chancen hätte bei einer neuen Beantragung. Nun jetzt sind sogar 3 Jahre vergangen und ich wurde nie mehr wegen etwas erwischt, ausser kleineren Geschwindigkeitsbussen etc. Das Rasen ist ein weiteres Thema, welches ich noch nicht thematisiert habe. Ich habe das Gefühl, dass ich auch ein Adrenalinjunkie bin, jedenfalls bin ich schon sehr oft mit 150 durch ein Dorf gefahren und unzählige gefährliche Überholmanöver habe ich hinter mir. Wenn ich ehrlich bin, gehöre ich sowieso nicht auf die Strasse. Da ich aber alle Blitzer auswenig gelernt habe, werde ich eigentlich nie erwischt. Seit ich vor einem Jahr mein Motorrad gekauft habe, bin ich aber auch diesbezüglich etwas vernünftiger geworden.
Zu guter Letzt, meine Beziehung zu Frauen. Vorneweg, ich hatte noch nie eine Freundin. Ich sehe eigentlich ziemlich gut aus und bin auch sonst ein cooler Typ, auf den ersten Blick zumindest. Wenn man mir meine mögliche Psychopathie anmerkt, dann wollen, die Frauen nichts mehr mit mir zu tun haben, verständlicherweise. Im Alter von 15 bis 18 habe ich mit etwa 30 Frauen rumgeknutscht. Dies waren allerdings meist nur flüchtige Bekanntschaften. Mit 18 hatte ich mein erstes Mal und seither hatte ich 6 weitere One-Night-Stands. Als ich dann allerdings immer öfters in den Puff ging, sind damit meine optischen Ansprüche weit gestiegen, weshalb ich nun schon länger nicht mehr bzw selten rumgeknutscht habe, geschweige denn Sex hatte. Das ist auch nicht weiter schlimm. Nun allerdings nervt es mich langsam jedesmal für Sex zu bezahlen. Mit der Zeit geht das ganz schön ins Geld und deshalb suche ich eigentlich seit ein paar Monaten eine Freundin. Nur habe ich wenige Kolleginnen und auch sonst an der Uni kaum Kontakt zu Frauen. Und wenn doch, fällt es mir schwer, mich wirklich schmackhaft zu machen, irgendwie klappt es nicht. Ein Grund dafür ist sicherlich auch meine grosse Faulheit und teilweise meine Schüchternheit. Frauen bedeuten mir meist einfach nur Aufwand und dies ohne einen gesicherten Ertrag. Deshalb gehe ich auch so gerne in den Puff, da zahlst und dann hast was du willst. Das Puff möchte ich auch auf keinen Fall aufgeben, ich hätte nur gerne auch Gratissex nebenbei. Ausserdem fühlt es sich bestimmt auch grossartig an, geliebt zu werden. Selber verliebt habe ich mich auch vor gut 3 Jahren in eine, die ich damals von der Schule noch kannte. Wir chatteten viel und verstanden uns gut, doch als ich dann mehr wollte, brach sie den Kontakt ab. Seit ich ihr ein paar Mal betrunken angerufen hatte, grüsst sie mich nicht mal mehr. Ich trauerte ihr noch eine Zeit lang nach, doch jetzt ist sie eigentlich Geschichte, verliebt habe ich mich allerdings seither nicht mehr.
Nun, ich möchte mal zu einem Schluss kommen. Mein Problem ist, dass ich keine Freundin finde, die mir passt und dass ich Mordgedanken habe. Beides möchte ich ändern. Ich hab auch schon mit meiner Mutter darüber gesprochen, welche selber übrigens Psychologin ist, sie meint ich könne eine Therapie machen, wenn ich möchte. Dies bin ich mir momentan am überlegen, da es von der Krankenkasse bezahlt werden würde, wäre dies auch in Ordung. Doch irgendwie habe ich massive Zweifel, ob es etwas bringen würde. Da der Wunsch nach Veränderung bei mir doch irgendwie sehr klein ist. Ich bin gewissermassen auch ein Opfer meiner Bequemlichkeit. Ich möchte zwar, dass es sich verändert, aber bereit etwas dafür zu tun, bin ich nur bedingt.
Nun ja, höre ich mich komplett wie ein Psychopath an oder gibt es sowas öfters? Was habt ihr für Ratschläge für mich. Bin für Antworten jeder Art dankbar. Gruss David

Florian Anwort von Florian

Hallo David


Danke das Du Dich an uns mit Deiner Frage gewendet hast.

Ich möchte vorausschicken das die Beurteilung ob jemand ein Psychopath ist oder nicht extrem schwierig ist, insbesondere wenn die Einschätzung online und via Mail stattfinden soll. Daher kann ich Deine Frage, ob Du ein Psychopath bist, nicht mit einem klaren Ja oder Nein beantworten. Trotzdem will ich versuchen Dir dabei zu helfen Deiner Antwort näher zu kommen.


Zunächst ist es einmal wichtig festzustellen, wann denn ein Psychopath ein Psychopath sein könnte und wann nicht. Dazu hilft ein Blick auf die Symptome. Gegenwärtig gibt es keine in der Psychatrie allgemeingültige Liste von Symptomen. Anerkannt sind zumindest die Liste von Hervey Cleckley sowie Robert Hares Checkliste der Psychopathie-Symptome. Beide Listen kannst Du unter einsehen unter: http://erkennepsychopathie.wordpress.com/2012/05/23/die-liste-der-psychopathie-symptome-hervey-cleckley-und-robert-hare/

Unter zur Hilfenahme des letzteren der beiden Checklisten im Verglich mit den Angaben die Du von Deinem Leben preisgegeben hast, können wir zumindest einige Übereinstimmungen feststellen:
- Stimmulationsbedürfnis bzw. Neigung zur Langeweile - Zeigt sich z.B. durch Deine Tendenz zum Glücksspiel, Drogenkonsum oder risikoreichem Autofahren
- Fehlen von Reue und Schuldbewusstsein - Zeigt sich z.B. durch Deine häufige Wiederholung und Anhäufung von Straftaten oder dem häufigen betrunkenen Autofahrten trotz mehrerer Unfälle. Auch die Ablehnung von Moral und Regeln gehört dazu.
- Promiskes Sexualverhalten - Zeigt sich durch häufige Partnerwechsel, Neigung zur Prostitution bzw. auch One-Night-Stands
- Impulsivität - Zeigt sich z.B. durch Deine Tendenzen zum Risko, seien es Autofahrten unter Alkohleinfluss und mit überhoter Geschwindigkeit oder Glücksspiel und Drogenkonsum. Auch das Studieren nach dem minimalistischen Prinzip ist ein Anzeichen von Impulsivität
- Jugendkriminalität - Zeigt sich klar durch Deine bisherigen Straftaten (selbst wenn keine Verurteilung vorliegt)
- Vielgestaltige Kriminalität - Zeigt sich durch Deine Vielfalt an erfülten Straftaten von Einbrüch und Diebstahl über Sachbeschädigung bis hin zur Tätlichkeit. Auch das Fahren unter Alkoholeinfluss zählt mit dazu.

Aber, es gibt auch gegenteilige Anzeichen. So zeigt sich durchaus eine Kontrolle der Impulsivität, wenn es z.B. um das Gefühl der Rache oder Wut geht. Du regst Dich zwar in bestimmten Situationen auf, so wie jeder Mensch es tun würde, aber behälst trotzdem die Kontrolle über dieses Gefühl. Diese Kontrolle würde einem Psychopathen fehlen.
Auch Deine Sorge über den Mordgedanken ist ein Zeichen das Gegen eine Psychopathie spricht. Psychopathen sind in der Regel angst- und sorgenfrei, auch bei Gedanken über einen solch klaren Regel- und Moralverstoss wie einem Mord. Diese Kaltblütigkeit zeigt sich bei Dir nicht, alleine schon durch die Tatsache das Du Dich bei uns oder auch Deiner Mutter wegen solcher Phantasien meldest und sogar eine Therapie in Erwägung ziehst. Das bedeutet Dir ist selbst dieser gedankliche Verstoss bereits zuwider ist und er Dir Sorgen bereitet.


Insgesamt betrachtet gibt es also sowohl Anzeichen dafür wie auch dagegen. Es ist daher sehr empfehlenswert die Frage mit einem Psychiater oder Psychotherapeuten genauer abklären zu lassen. Diese können direkt mit Dir interagieren, die richtigen Fragen stellen und so besser diagnostizieren ob eine Psychopathie vorliegt oder etwas anderes.

Abschließend möchte ich Dir noch einen Selbsttest mit auf dem Weg geben. Dieser kann Dir schonmal einen ersten zuverlässigen Wink geben, ob und wie stark die Anzeichen dafür sind an Psychopathie, Narzismus oder einer histrionischen Persönlichkeitsstörung sind. Er ist wissenschaftlich fundiert, anonym und kostenfrei. Du erreichst den Test unter: http://www.psychotherapiepraxis.at/surveys/test_psychopathie.phtml


Ich hoffe Dir mit meiner Antwort ein wenig weitergeholfen zu haben. Für die Zukunft wünsche ich Dir eine klare Antwort auf Deine Frage.

Alles Gute

Gruß

Florian