Grundlose Trauer
Ich weiß nicht, wie ich es am besten zusammenfassen soll.
Man könnte sagen, dass ich seit einiger Zeit generell meist ohne ersichtlichen Grund in einer sehr melancholischen Stimmung bin - vor allem nachts.
Das schaukelt sich oft immer weiter auf, bis ich mich schließlich selbst schlage, kratze oder Haushaltsgummibänder gegen meine Haut schnippen lasse, um diese Gedanken/Gefühle loszuwerden.
Ab und zu hat dieses Verhalten auch den Charakter von Bestrafungen, wenn ich aus irgendwelchen Gründen wütend auf mich selbst bin und manchmal gibt es gar keinen Grund und ich habe einfach nur das Bedürfnis danach.
Inzwischen hinterlässt das auch blaue Flecken und rote Striemen, die teilweise ein bis zwei Wochen brauchen, um wieder zu verschwinden.
Untertags geht es mir jedoch meistens sehr gut und ich frage mich dann oft, warum meine Stimmung teilweise sehr abrupt umschlägt.
Manchmal gibt es zwar einen Trigger wie zum Beispiel eine Äußerung oder ein Kommentar von jemandem oder sonstiges, aber meistens gibt es nichts dergleichen und bei dem Versuch, einen Erklärung/einen Grund dafür zu finden, rutsche ich immer tiefer in diese Gefühle hinein und komme oft allein schwer wieder heraus.
Besonders schlimm war es kurz bevor ich von zuhause ausgezogen bin, um zu Studieren. Das war vor ein paar Wochen.
Ich hatte eine unglaublich große Angst davor, aber inzwischen ist alles wieder gut und ich verstehe nicht, warum ich trotzdem noch diese Probleme habe.
Ich habe mir schon ein paar Mal überlegt, ob ich mir vielleicht psychologische Hilfe suchen sollte, aber andererseits liest man immer von Leuten, die in einer viel schlimmeren Situation sind als ich und angesichts dessen kommen mir meine Probleme verschwindend klein vor.
Daher bin ich mir auch sehr unsicher, ob das überhaupt nötig ist.
Außerdem sind die Kosten auch ein wichtiger Punkt, da ich als Studentin nicht viel Geld zur Verfügung habe, mich aber schäme, meine Eltern um Hilfe zu bitten.
Anwort von Ziyin
Liebe Marie,
tut mir leid, dass ich erst jetzt antworte :(
Stimmungsschwankungen sind weit verbreitet und Melancholie ist unter Jugendlichen relativ verbreitet, denke ich.
Hör bitte damit auf, Dich selbst zu verletzen. Warum bestrafst Du Dich selbst? Hast Du etwas verbrochen? Man kann ja wütend auf sich selbst sein, wenn man z.B. einen vermeidbaren Fehler gemacht hat. Aber jedem passiert immer mal wieder etwas Blödes, was man hätte besser machen können, aber das sollte man akzeptieren. Das Vergangene kannst Du sowieso nicht mehr ändern. Anstatt Dich selbst zu bestrafen, indem Du Dir wehtust, könntest Du versuchen, darüber nachzudenken, was Du beim nächsten Mal vielleicht besser machen kannst. Wenn Du weiterhin das Bedürfnis hast, Dich selbst zu verletzen, versuche Dich abzulenken. Sport. Oder etwas, wo Deine Hände beschäftigt sind, sodass Du dazu überhaupt nicht in der Lage mehr sein wirst, Dir selbst wehzutun.
Es kann gut sein, dass Du zu den eher sensiblen Menschen gehörst, die sofort auf die noch so kleine Äußerung reagieren. Ich kenn das von mir selbst x) Aber genauso gibt es Leute, die überhaupt nicht auf ihre Aussagen achten und nicht merken, dass sie damit (ungewollt) andere Menschen verletzen. Da die meisten es überhaupt nicht so meinen, wie Du es wahrnimmst, solltest Du es gelassen sehen. Oder drüber lachen. Oder sonst was. Nur nicht eingeschnappt sein (die Menschen, die das extra machen, um Dich zu verletzen, kannst Du sowieso vergessen).
Ich kann Dir nicht sagen, woher diese Stimmungsschwankungen kommen, sie sind oft einfach da. Aber Du schreibst, dass Du vor allem dann melancholisch bist, wenn es nachts ist. Oder vor Deinem Umzug. Es ist nur eine Vermutung, aber kann es sein, dass Du öfter traurig bist, wenn Du allein bist? Bist Du glücklicher, wenn ein paar Freunde oder Verwandte da sind?
Denke nicht zuviel darüber nach, warum Du Stimmungsschwankungen hast. Vielleicht musst Du sie einfach akzeptieren (es sei denn, eine negative Phase dauert mehrere Monate lang), sowas ist normal :)
Ich denke nicht, dass Du psychologische Hilfe brauchst. Angesichts Deiner Probleme denke ich, dass es besser für Dich wäre, wenn Du mit Deinen Eltern oder Deinen Freunden darüber redest. Es ist nichts, was sie nicht verstehen würden. :)
Sie kennen Dich besser als irgendein Psychologe und können Dir sicher besser helfen.
Alles Gute und einen guten Rutsch ins neue Jahr,
Ziyin