Problem von Chris - 20 Jahre

Problem mit anderen Geschlecht und Haut

Hallo erstmal. Nun ich habe folgendes "Problem" Ich bin nun 20 und immer noch Jungfrau. Nun das is ja noch nicht so schlimm find ich, aber ich hatte noch nie richtigen Kontakt zu einem Mädchen.... Nicht mal richtig gesprochen eigentlich so in der Bar oder Cafe, und wenn dann auch nur ganz kurz, von Küssen usw ganz zu schweigen =/ . Ich bin schon fast am verzweifeln, da ich auch nur einen guten Freund habe, und der hilft mir da auch nicht wirklich weiter.Ich bin aber auch mit mir selbst fast die ganze Zeit unzufrieden, weil ich in jüngeren Jahren viel Akne hatte, die jetzt vorallem an der Seite vom Gesicht, also links und rechts noch zu sehen sind. Ich fühle mich nicht wirklich wohl dabei... geholfen hat bisher auch nciht wirklich was. Mein Hautarzt hat mir so Tabletten verschrieben, die ich 2 mal nehmen sollte, aber ich weiss nicht so recht wenn ich die Nebenwirkungen, lese wir mir ganz anders.. z.b Depressionen, SELBSTMORD(!!!!) usw. Und da ich unter Sozialphobie leide, werde ich erst meine Therapeutin fragen ob ich sie überhaupt nehmen soll.
Die Sozialphobie bekam ich auch weil ich meistens niemanden so gehabt habe mit dem ich reden konnte, eltern usw schon aber feunde nicht wirklich.. Ich trinke auch nicht viel Alkohol und geh ja nie fort, weil ich einfach angst habe das ich nicht akzeptiert werde so wie ich bin. Obwohl ich ja auch fortgehen möchte. Es ist nicht so das ich jez schon vollkommen verzweifelt wäre, aber ich muss wieder einen Weg aus der Grube finden, und da bin ich mal bei euch gelandet....

Anwort von Diarra

Hallo Chris!

Soziale Phobien sind eine Situationsangst mit nachfolgendem Vermeidungsverhalten, d. h. letztlich Rückzug und Isolation. Die Angst läßt sich zwar nicht begründen, dafür wird sie aber besonders exzessiv erlebt, vor allem wenn man sich aus eigener Kraft davon lösen will. Sie bezieht sich stets auf Handlungen, und zwar noch so banale, die sich unter den Augen von Drittpersonen abspielen, die das Verhalten nicht nur beobachten, sondern möglicherweise auch kritisieren könnten. Ängste vor Examina, öffentlichem Auftreten usw. sind normal. Bei der Sozialphobie zermürben aber Alltäglichkeiten, nämlich Partys, Einladungen, Restaurantbesuch, Freunde, vor allem aber Fremde, insbesondere des anderen Geschlechts. Also die Angst in Gegenwart anderer das Wort ergreifen, essen, trinken, schreiben, telefonieren, ein Geschäft, ein Büro usw. betreten zu müssen.
Die Mehrzahl beginnt in jungen Jahren, d. h. in einer besonders verwundbaren Zeit. Frauen scheinen öfter betroffen (oder äußern sich einfach offener). Bezüglich Zivilstatus pflegen unverheiratete, geschiedene, getrennt oder sonst (wieder) allein lebende Menschen anfälliger zu sein (Ursache oder Folge?). Der Verlauf ist meist chronisch, seltener wellenförmig. In günstigsten Fall gibt es eine spontane Besserung durch "Nachreifung der Persönlichkeit unter der erzwungenen Exposition im realen Leben". Meist kommt eine Krankheit zur anderen (Co-Morbidität). Am ehesten belasten zusätzliche Angststörungen, ferner Depressionen, vor allem aber Alkoholmissbrauch oder -abhängigkeit (entgleiste Selbstbehandlungsversuche). Die Suizidgefahr ist hoch.
Warum fielen Sozialphobiker bisher kaum auf? Das liegt an der Wesensart dieses Leidens. Wer, wenn nicht ein "menschenängstlicher", völlig verschüchterter und sich immer mehr zurückziehender Mensch macht die Diagnose so schwer wie hier? Es liegt in der Natur der Sache, dass ein schüchterner Mensch auf keinen Fall auffallen will, auch nicht beim Arzt. Am liebsten wäre es ihm, wenn er sich unsichtbar machen könnte. Meist hält er sich im Hintergrund, ergreift selten oder nie das Wort, ist für die anderen in der Tat kaum mehr vorhanden. Schüchterne werden übersehen - und damit bleibt auch das Ausmaß ihres Leidens unerkannt, ganz gleich, ob die ohnehin schwer definierbare Grenze zwischen Schüchternheit und Sozialphobie inzwischen überschritten ist oder nicht. Nur ein geringer Teil verhält sich "auffällig". Die wirken dann nicht nur schüchtern, sondern demonstrativ "distanziert", zurückweisend, ja ablehnend, in seltenen Fällen sogar feindselig (alles natürlich Fehlinterpretationen). Auf jeden Fall vermeiden sie Blickkontakt, sprechen wenig, stottern sogar bisweilen, haben immer Ausreden, sich "nicht unters Volk mischen zu müssen", geschweige denn an geselligen Veranstaltungen teilzunehmen.

Und dann kommen die vegetativen Reaktionen:
Blutdruckanstieg, roter Kopf, Herzrasen, Schweißausbrüche, Händezittern, sogar Übelkeit, Schwindel, Drang zum Wasserlassen, Kopfdruck, Atemenge, Muskelverspannungen usw. Jetzt muss der Betroffene nicht nur gegen seine Ängste, sondern auch noch gegen seinen eigenen Organismus ankämpfen. Das kostet viel Kraft und Energie - und im Laufe der Zeit fehlen dann die Reserven.
Trotzdem sind viele Betroffene nicht davon überzeugt, dass sie krank sind oder gar in ärztliche Behandlung sollten. Und selbst wenn sie in Not sind, können sie sich nicht vorstellen, dass sie von einer Therapie profitieren könnten. Sie denken, ihr ängstlich-scheues Verhalten sei ein normales Phänomen, für dass man selber verantwortlich ist und das man nicht ändern kann. Dazu kommt natürlich auch die Angst vor der Stigmatisierung und dem Begriff "psychisch gestört", weil man so etwas ja auch heute noch mit "Geisteskrankheit" gleichsetzt. Und hier fühlt sich ein selbst krankhaft Schüchterner dann doch falsch eingestuft.

Glücklicherweise gibt es gerade bei der Sozialphobie für die so wichtige Vorbeugung, spätestens aber möglichst frühe Therapie nicht nur psychotherapeutische (vor allem verhaltenstherapeutische), sondern auch pharmakotherapeutische Möglichkeiten. Denn gerade die Angststörungen, zu denen ja die Sozialphobie zählt, sprechen im Rahmen eines Gesamt-Behandlungsplanes gut auf bestimmte antidepressive Medikamente an. Deshalb sollte man sich so rasch als möglich seinem Arzt anvertrauen, selbst wenn man der Meinung ist, Schüchternheit sei halt ein Schicksalsschlag und keine Krankheit. Die Entscheidung über die Diagnose und vor allem die notwendige Therapie wird dann in der Regel in Zusammenarbeit mit einem Psychiater getroffen - je früher, desto besser.

Liebe Grüße Diarra