Problem von Felix - 19 Jahre

Meine Geschichte

ich konnte mich jetzt endlich dazu überwinden mal hier zu schreiben um mal zu schauen ob es funktioniert. Nun ich weiß nicht womit ich anfangen soll. Ich fang einfach mal so an ich leide unter meinen Eltern weil meine Mutter mit ihrer Überfürsorge gewaltig aufn Keks geht während mein Vater mehr od. weniger ein autoritärer Mensch ist und keine zweite Meinung zulässt. Ebenso hat er auch einen starken Putz Wahn und sobald irgendwas dem Putzen in die Quere kommt ist es ungefähr so wie wenn das Leben keinen Sinn mehr hat. Meine Mutter hab ich auch oft das Gefühl das sie trinkt und beide heulen mir dann vor über deren gegenseitige Macken. Hinzukommt das meine Oma väterlicherseits Demenz hat dagegen sag ich nichts nur das mein Vater an mir meckert das ich mehr im Haus helfen soll etc. was ich auch mache nur er hockt dann vorm PC sprich holt meine Oma setzt sie mir und meiner Mutter vor die Nase und verdrückt sich dann. meine Mutter und ich umsorgen sie kochen für Sie etc. und dann bekommt man doch eh wieder ne Rüge wg. irgendwas. mein Vater lässt auch oft genug den Stress der Arbeit an uns aus was ich auch Hammer fand war als ich mir nen Aushilfsjob neben der Schule geholt habe war das Geschrei groß das wäre nicht abgesprochen gewesen mit ihm usw. und jedes Mal wenn ich mal nach Hause komm und mal irgendwas sag wg. der Arbeit heißt es ja dann hör doch auf nur könnte ich mir vorher immer anhören ich wäre ja nur am Zocken usw.. Dann der nächste Punkt wäre das ich bisher so gut wie keine Freundin hatte da ich meist die Falsche erwischt habe die mich verarscht hat dann hab ich es bei manchen nicht gemerkt weil ich mir persönlich einen Eis Wall aufgebaut hab und bis jetzt immer noch Einen Eisklotz gleiche als einem Menschen. Wenn ich ein Mädel interessant finde hab ich Schwierigkeiten sie anzusprechen im Chat od. so hab ich keine Probleme aber wenn ich so in Bus, S-bahn und U-Bahn stehe dann bildet sich in mir immer etwas das sagt willst du das wirklich? hast du über die Konsequenzen nachgedacht? und am Ende lass ich es eh weil ich mir dann entweder zu viel Zeit gelassen hab od. meine innere Stimme mich überzeugt hat. Ich bin eigentlich ein netter Typ ich versuch immer nett zu sein was nur dann bei den Mädels heißt es dann immer ja du bist echt nett, süß etc. obwohl ich mich herzlich bemühe alle Register die ich kenn zu ziehen von Poesie bis intelligent wirken usw. Mein nächstes Problem da ich auch ebenso des Öfteren in einer alten Klasse niedergemacht wurde ist das ich mittlerweile mehr beobachte und nur etwas sage wenn es sein muss od. ich es für sinnvoll erdenke was zur Folge hat das ich im Unterricht recht still bin da ich meistens fürchte das ich dann wieder blöd angemacht werde weil ich etwas besser weiß od. so. Bestes Beispiel war im Biologie-Unterricht das Zeichen für den Mann der Schild mit dem Speer da ich mich in Geschichte und Militärgeschichte auskenne einfach aus Interesse und Wissbegierde wusste ich die Antwort was es wäre nur aus Angst wieder der Freak zu sein hab ich dann die falsche Antwort mehr od. weniger gesagt obwohl ich es wusste. Das war einmal ebenso im Bio- Unterricht das ich mir einfach vorher was durchgelesen hatte und zu dem Thema auch was sagen bzw. im Voraus wusste und als ich die Antwort gegeben hab haben mich alle angeschaut so ungefähr der weiß ja was und einer halt so was war das denn grade bitte?! Mein nächstes Problem ist das ich sagen wir etwas temperamentvoll bin sprich wenn mal beim Tennis (mein Hobby) ein Ball mindestens 3-4x an der Netzkante hängen bleibt dann Fluch ich relativ lautstark was zur Folge hat das ich relativ wenig Freunde habe bzw. ich nicht mal weiß wie man Freunde definiert wg. vorher angegebener alter Klasse. Ich bin voll mit Misstrauen, Hass und Wut. Somit ist es schwer für mich neue Freunde zu finden und Small Talk liegt mir eh nicht. Und mein letztes Problem soweit ich weiß ist das ich des Öfteren einen wortwörtlichen Dämon in mir spüre der schreit lass mich frei doch ich sperre ihn immer tiefer weg was meist dann in einem alle 1-2 Jahre kommenden kleiner od. größer angelegten Nervenzusammenbruch endet. mittlerweile hab ich mich dran gewöhnt am Abend ein bisschen Bier dann geht’s aber keine Lösung auf immer. ich fühle einfach keine Lebensfreude mehr ich fühl mich leer,- wie ein Versager, von andern vernachlässigt, werde außen vor gelassen. Das einzige was es mir noch ermöglicht mich lebendig zu fühlen ist Musik wenn ich Musik höre dann spüre ich wie sich in mir etwas regt und nur dann kann ich halbwegs glücklich sein ohne düsteren Gedanken nachzuhängen. das einzig positive was ich daran sehe ist das es aus mir einen Kämpfer macht einen starken Menschen wobei hier wieder mein Problem liegt das ich mir jedes Mal denke wenn ich Gefühle zulasse bin ich schwach. Mittlerweile hab ich mich an meinen Zustand gewöhnt die wenigen wirklich wahren Freunde stehen immer zu mir und sagen mir immer egal wie verrückt du bist so bist du doch einer von uns und ich sag dann immer wenn ich nicht ein wenig durchgeknallt wäre wäre ich doch langweilig. Meistens hab ich das Gefühl das keiner meine Qualitäten kennt egal wer selbst meine Eltern nicht manchmal hab ich das Gefühl das mich keiner kennt das ich einfach teilweise nicht mal mich selbst kenne. Was ich ebenso bemerkt habe ist das ich bei so Sachen wie Tennis einer bin der um jeden Punkt kämpft egal wie fertig ich bin egal was is ich kämpf um jeden Ball wo andere gar nicht mal rennen würden.

So nun zu meiner Person ich bin 19 mache Tennis und Bogenschießen mit Leidenschaft sehe sagen wir normal aus da jede/r einen anderen Geschmack hat. Mein Charakter ist äußerst ehrlich und höflich. Ebenso hab ich einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und was ich auch irgendwo komisch finde das Animes einen starken Eindruck auf mich gemacht haben bezüglich Freunden ihnen immer beizustehen und man für das kämpfen muss wofür man einsteht. Ich schleiche gerne anstatt normal zu gehen weil ich es vermeiden will gesehen zu werden und beobachte meist die Leute in meiner Umgebung genau (weiß nicht ob das normal ist?) und ich habe auch das Gefühl einen ausgeprägten Jagdinstinkt zu haben. Derzeit ich geh ich in die 12. Gymnasium und steh kurz vorm Abi und bin ein mittelmäßiger bis guter Schüler. Beim Therapeuten war ich schon die Ausbeute war aber recht mau von daher ich will eigentlich nur wissen ob es welche gibt denen es genauso geht wie mir? bzw. ob es irgendeine Lösung für meine Probleme gibt?

P.S Ich hab irgendwo auch das Gefühl das ich sozusagen als Soldat geboren wurde als Kämpfer aufgezogen wurde und jetzt ein Krieger bin. Ich weiß einfach nicht mehr was mit mir los is ich kann mich selbst einfach nicht mehr ordnen für Hilfe wäre ich dankbar bzw. Ratschläge. Falls ich was vergessen hab schreib ich´s dazu.

Nuala Anwort von Nuala

Lieber Felix,

ich versuche, die verschiedenen Probleme, welche dich beschäftigen, ein wenig zu gliedern und jeweils etwas dazu zu schreiben.

Der erste Bereich: Familie
Klar, bei diesen unterschiedlichen Erziehungsstilen und deiner dementen Oma sind die Schwierigkeiten da. Der Knackpunkt ist für mich aber, dass deine Eltern anscheinend zu wenig versuchen, konstruktiv damit umzugehen. Allein dass dein Vater sich aus der Verantwortung stiehlt, ist schon echt krass, aber leider nicht ungewöhnlich.
Ich mache es kurz: Du bist durchaus in einem Alter, in welchem ein Auszug möglich und auch ratsam wäre, besonders unter diesen Bedingungen. Einer Bemutterung, Überbeanspruchung bzw. ständigen Frustration kannst du so am effektivsten begegnen. Denn damit wärst DU die aktive Kraft, da sich innerhalb deiner Familie zu wenig bewegt. Vieles reguliert sich erstaunlich gut, wenn man ausgezogen ist. Natürlich solltest du das vorher in Ruhe mit deinen Eltern besprechen, ihnen vermitteln, was dich stört und warum du ausziehst. Und dass du trotzdem für deine Oma sorgen könntest, allerdings unter der Voraussetzung, dass es einen richtigen Plan gibt, wer was und wann macht. Also auch dein Vater! Es gibt auch Pflegedienste, es muss also nicht alles von der Familie geleistet werden. Man kann sich die Versorgung z.B. zu 50% teilen.
Lass dir den Gedanken in Ruhe durch den Kopf gehen: Wenn du merkst, dass du letztlich wirklich ausziehen willst, solltest du es auch durchziehen, auch wenn dein Vater autoritär daherkommt. Er kann dich nicht zwingen, zuhause wohnen zu bleiben. Auch das häufige Druckmittel Geld kann umgangen werden, wenn du dir dauerhaft einen Job suchst. Und nach der Schule kanst du ja auch zum Studieren/Ausbildung machen woanders hinziehen, um ggf. BaföG zu erhalten. Vielleicht wäre das ja gut handhabbar: Es bis zum Abschluss zu Hause irgendwie hinkriegen, um dann woanders ein emanzipierteres Leben zu beginnen.

Thema Mädchen/Kennenlernen:
Ich glaube, für dich ist es nicht die richtige Option, irgendwo in der Öffentlichkeit ein Mädchen/eine Frau anzusprechen. Das hast du ja selbst schon gemerkt. Es ist auch nicht nötig, sich daran aufzuhängen, denn glücklicherweise gibt es auch viele andere Gelegenheiten, die nicht so flüchtig sind und man "alles auf eine Karte setzen muss" (das erzeugt ja auch Druck!). Ich kann mir vorstellen, dass du - wenn dir Tennis & Bogenschießen da noch nicht reicht - gut in einem weiteren Verein, Club, Netzwerk etc. aufgehoben wärst, wo du zum Einen wegen deiner Interessen geschätzt wirst, zum Anderen die Chance hast, andere Menschen (Mädchen) auf lange Sicht zu erleben und Stück für Stück kennenzulernen. Manche Städte haben z.B. extra Freizeitgruppen, es gibt Verbände, die sehr sozial ausgerichtet sind (Malteser, Rotes Kreuz, diverse Pfadfindergruppen,...). Dort könntest du dich so verhalten wie du wirklich bist (ohne diese Überbetonung von angeblich wichtigen Eigenschaften...) und hast Gelegenheiten, Beziehungen herzustellen. Hab keine Scheu, in diesem geschützten Umfeld deine Meinungen und Interessen zu vertreten! Du bist nur dann echt, wenn du dir nicht überlegst, wie du sein müsstest, um gemocht und geliebt zu werden. Das kann nämlich schnell mal zu diesem "lieb, nett, ganz süß, aber..." - Schema führen. Sag was du denkst, solange es zwischenmenschlich angebracht ist. Es ist das Spezielle, Einzigartige, was dich attraktiv für einen anderen Menschen macht. Da haben deine engsten Freunde wahrlich Recht!

Emotionen:
Du hast selbst erkannt, dass es immer wieder zu Konflikten und krassen Ausbrüchen kommt, wenn du deine (negativen) Emotionen nicht rauslässt. Daher: Lass sie raus! Sei es situativ, indem du dich Konfrontationen stellst, Ärger nicht runterschluckst, sondern zeigst. Grimmiges Gesicht! Schreien! Raum verlassen und Türe schlagen! Sei es, indem du nachträglich etwas zur Verarbeitung tust, sie z.B. erst formulierst und dann niederschreibst, Aggression an einem Kissen, Boxsack etc. auslässt. Gespräche über eine solche gefühlsbeladenen Momente helfen natürlich auch. Dass du beim Tennisspielen so fluchst, ist wahrscheinlich der einzige Weg, wo sich das Angestaute nach draußen begeben kann. Weil so viel da ist, fällt das Fluchen stärker aus, als es "angemessen" wäre.
Die Problematik mit den explosiven Reaktionen wird bestimmt abnehmen, wenn du dauerhaft versuchst, deine Gefühle dann zu zeigen, wenn sich sich in dir bilden. Doch selbst wenn dem nicht so ist: Die anderen Spieler sollten schon auch Verständnis dafür aufbringen können, dass da jeder anders tickt. Und: Es ist absolut menschlich, mal so richtig im Zorn, im Hass und in anderen destruktiven Empfindungen zu schwelgen. Verdränge das nicht, lass es zu, aber unter der Annahme, dass es sich nicht auf alles immer und überall bezieht, sondern eben gerade JETZT besteht. Emotionen sind so vielschichtig. Es geht Weitem nicht nur um die angeblich "schlechten" Emotionen. Auch spontane Freude, Erregung, Genugtuung etc. wollen gezeigt werden.

Schule:
Ganz ehrlich: Es ist bald vorbei! Eine Klasse kann wie ein Gefängnis sein, doch du stehst kurz vor der Befreiung. Die Mitschüler, die dich belächeln, ausgrenzen, nicht wertschätzen, kannst du hinter dir lassen. Nun hast du bald die Möglichkeit, deinen Lebensweg aktiv neu zu gestalten und gezielt dem nachzugehen, was du spannend und wichtig findest.
Es ist aber auch wesentlich, dass du versuchst, nicht jede Reaktion aus den Reihen deiner Mitschüler von Vornherein als feindselig zu interpretieren. Manche bewundern dich vielleicht für dein Wissen, andere sind neidisch... andere sind einfach nicht so feinfühlig im Umgang mit ihren Klassenkameraden und sagen schnell mal, was ihnen zuerst durch den Kopf schießt.
Manchmal sollte man sich selbst sagen: Blablabla. Mehr ist das häufig nicht.

Krieger:
Ich interpretiere das als Schutzmechanismus, den du dir im Laufe der Jahre angeeignet hast. Denn in der Familie und im Umfeld musst du dich permanent schützen, wirst angegriffen und nicht so akzeptiert, wie du bist. bzw. der Kreislauf, dass du dich dann auch oft anders verhälst, stützt das noch. Ich denke nicht, dass du ein "Rollenproblem" hast, sondern dass du vor der wichtigen Herausforderung stehst, dein Leben zu verteidigen und zu schützen. In dem Sinne, dass du für Akzeptanz und Freiraum kämpfst. Ich glaube fest an dich, dass du das erreichen kannst - wenn du dich von deiner Familie rechtzeitig löst und zu deinem Selbst mit all seinen dunklen und hellen Seiten stehst. Denn auch ein Krieger hat seine verletzlichen Stellen, so wie jeder Mensch.

Ich hoffe sehr, dass ich dir mit meinen Ausführungen weiterhelfen kann.

Alles Liebe!
Nuala