Problem von Anonym - 20 Jahre

Bekomme nichts auf die Reihe?

Hallo,

lasst euch bitte nicht sofort von der länger des Textes abschrecken, bin es halt gewohnt etwas weiter auszuholen.

Letztes Jahr habe ich mein Abitur wegen psychologischen Problemen (Borderline) verpasst und auch anschließend trotz etlichen Bewerbungen keine Ausbildungsstelle gefunden.

Ich war zwar während der Schulzeit in Therapie, allerdings wurde die ganze Sache vergleichsweise schnell durch den Psychologen beendet. Naja, von Therapie zu reden ist eigentlich übertrieben, gebracht hat es Null, außer das ich auf meine Probleme aufmerksam gemacht wurde.

Bis letzte Woche habe ich dann mehr oder weniger herumgedöst. Ich konnte mich zu fast nichts mehr aufraffen, soziale Kontakte gab es nicht und das Haus verließ ich auch nur selten. Eigentlich dachte ich mir, dass wenn ich mich vom Stress fernhalte, es mir besser gehen würde: Fehlanzeige! Als ich vor 2 Monaten im Krankenhaus lag, kam mich nur mein Vater besuchen, und der hat mich auch noch angeschrieen.

Ich hatte in den letzten Wochen viele Bewerbungsgespräche und -tests, aber bisher alle mit negativem Ende, obwohl ich mir so viel Mühe gebe.

Wie es dazu kommt? Ich bin extrem einsam und dadurch total niedergeschlagen und kann nicht mal mehr lächeln.

Seit dieser Woche ist es aber noch mal schlimmer geworden. Da ich meinen Zivildienst begonnen habe muss ich immer in die Innenstadt fahren und mir die ganzen glücklichen Menschen, vom jungen Liebespärchen bis zum Fastnachter, anschauen. Ihr glaubt nicht wie weh das tut? Man bekommt dauernd in die Fresse geschlagen?

Ich meine ich bin 20 und habe es sowohl privat als auch beruflich zu nichts gebracht. Ich habe gerade mal mittlere Reife, mit der man in der heutigen Welt, sowieso keinen ordentlichen Job mehr bekommt und mit dem Abitur noch mal zu beginnen schaffe ich nicht alleine, dazu bin ich einfach derzeit zu schwach. Zum Privaten bleibt nur zu sagen: dauerhafter Stress mit den Eltern, keine Freunde mehr, Freundin nicht mal ansatzweise.

Ich habe keine Angst vor dem Sterben, aber Höllenängste davor, dass mein Leben so weiter geht. Es gibt einfach keine Freude mehr in meinem Leben, es ist einfach nur noch eine Qual die ohne Ende zu sein scheint. Jeder Tag ist für mich ein neuer Tag mit seelischen und körperlichen Schmerzen.

Ich sehne mich so unglaublich nach wenigstens einer Person zu der ich engeren Kontakt aufbauen kann, der ich vertrauen kann, die mich in den Arm nimmt wenn es mir schlecht geht und die mir vielleicht auch bei meinen Problemen hilft. Ohne das kann ich das Berufliche erstmal vergessen.

Ich bin ein herzensguter Mensch, bin freundlich, habe gute Manieren und irgendwie abstoßend sehe ich auch nicht aus. Grund dafür, dass mich die Leute nicht mögen, sind halt immer meine psychischen Probleme, für die aber nichts kann. Ich bin extrem schüchtern, ein Gespräch mit einem anderen Menschen bedeutet für mich Stress.

Naja, ich hab schon einiges probiert es zu ändern, aber zurzeit bin ich irgendwie hilflos. Ich weis nicht, wie ich ohne menschliche Wärme und Nähe noch leben kann/soll.

Anwort von Sabine

Hallo!
Du vermisst die Nähe und Wärme der anderen Menschen, aber gleichzeitig macht der Kontakt zu anderen Menschen auch Stress. Ein fataler Widerspruch.
Ich würde an Deiner Stelle versuchen, erst einmal den Kontakt zu Deinen Eltern wieder herzustellen. Alleine scheinst Du nicht voran zu kommen.
Was ich nicht so ganz nachvollziehen kann ist, warum die Sache von dem Psychologen beendet wurde. Normalerweise sagt der Patient doch immer, dass es nicht mehr erforderlich ist. Ich würde ihn an Deiner Stelle nochmals aufsuchen und ihm schildern, wo Deine Probleme liegen, denn abgeschlossen war die Stunde bestimmt nicht. Das er Dich auf Deine Probleme aufmerksam gemacht ist, ist nett und ich denke, dass Du dies auch schon gewußt hast alles, aber eigentlich sollte er Dir doch aus dem Loch raushelfen. Mit diesen Worten würde ich ihm gegenüber treten. Natürlich kann er es nicht, dafür bist Du verantwortlich, aber er könnte den Ursprung der Sache zumindest besser beim Schopfe packen durch sein Wissen, als Du. Er hat studiert mit solchen Problemen zurecht zu kommen und zu vermitteln, wie die Leute damit umgehen müssen. Also, würde ich ihn nochmals aufsuchen und mit ihm sprechen.
Dein Stress im Umgang mit den Menschen und wiederum Dein Verlangen nach der Nähe der Menschen ist doch ein Widerspruch, den ich mir nicht erklären kann, aber er eine Lösung finden sollte oder zumindest tiefer nachforschen sollte.
Bleib bitte nicht auf der Stelle stehen, sondern geh und versuche Unterstützung zu bekommen.

Alles Gute.