Problem von Marjorie - 23 Jahre

HIlfe für meine Freundin

Ich habe eine irakische Freundin, mit der ich mich sehr gut verstehe; wir studieren zusammen und vorher gingen wir auch zusammen zur Schule. Demnach erzählt sie mir von ihren Problemen zuhause und in ihrer Familie.
Der Hintergrund: Ihr Vater ist vor ca 4 Jahren verstorben; er hat sie sehr weltlich und offen erzogen, was sich im Nachhinein für sie als schlecht herausstellt, denn ihre Großeltern mütterlicher- und väterlicherseits verschmähen diese Einstellung von irakischen Frauen.
Mit ihrer Mutter versteht sie sich auch nicht besonders, sie streiten sich ständig und zanken über Dinge, die nicht normal sind (vermute, ihre Mutter ist etwas neidisch auf die Freiheiten meiner Freundin in dem Alter, die sie vielleicht in ihrem Alter nicht hatte).
Hinzu kommt, dass die Mutter vor einem Monat einen Mann geheiratet hat, der von den Großeltern für meine Freundin gedacht war, und seitdem ist nichts mehr wie es war, heisst: Der Mann verlangt von meiner Freundin Dinge, als ob er ihr Vater wäre und das lässt sie sich nicht gefallen, dafür gibt es aber dann Petze bei den Großeltern.
Meine Freundin konnte sich einigermaßen mit ihrer Mutter einigen, die nun konstant auf der Seite ihres neuen Mannes steht, eine eigene Wohung zu beziehen, damit vielleicht der ewige Streit etwas abklingt und man Distanz gewinnt, aber selbst das wird von den Großeltern und Verwandten nicht unterstützt, dann soll sie doch zu den Verwandten ziehen, die sich aber im Grunde auch nicht für sie zuständig fühlen.
Jedenfalls ist das alles auch eine große Geldfrage für sie, denn sie wird wirklich von keinem aus der Familie unterstützt, keiner hilft ihr, noch nicht mal ihr Onkel, der Bruder ihres Vaters, der wohl nach deren Recht eigentlich für sie zuständig wäre, sprich ihr im Monat Geld zum Leben geben sollte.
Sie ist so fertig mit allem, dann kommt auch noch hinzu, dass sie in diesen Verhältnissen ständig Sorge um ihren kleinen Bruder hat, denn ihre Mutter ist berufstätig und hat abgesehen von wenig Zeit auch nicht wirklich Lust mit ihm zu spielen odr derartiges; das macht alles meine Freundin. Dann soll sie sich noch aufs Studium konzentrieren, was wirklich sehr anstrengend ist, ich kanns bestätigen.
Zu allem kommt hinzu, dass sie einen Freund hat (den sie auch heiraten möchte), der zu ihr hält, aber dessen Eltern sie auch nicht so sehr akzeptieren, so dass sie zu denen gehen könnte und Hilfe bekommt.
Ich möchte ihr so gerne helfen, denn ich weiß wie es ist, ohne alles dazustehen. Ohne die Hilfe meines Freundes hätte ich das aber nicht geschafft, sprich tausend Behördengänge und Antragsstellungen zu meistern.
Ich habe ihr schon aus dem Internet einen Abzweigungsantrag auf Kindergeld gestellt, sie bekommt dann hoffentlich noch BAföG und eine Halbwaisenrente, die bei ihr aber nicht sehr hoch ist.
Mein Anliegen ist also dieses, dass ich wissen muss, wo sie sich noch hinwenden kann; soll sie sich zum Beispiel an ProFamilia oder so etwas richten? Oder gibt es noch andere Institutionen, deren Angebot sie wahrnehmen kann?
Es ist auch wirklich dringend, denn meine Freundin weiss nicht weiter, sie sagt mir ständig, sie ist fertig mit der Welt und sie will zu ihrem Vater; außerdem fände sie es angebracht ihre Mutter leiden zu sehen, wenn sie sich das Leben genommen hat.
Ich möchte ihr wirklich helfen, aber ich weiss nicht wie.
Bitte helft Ihr mir, damit ich meine Freundin nicht durch solch einen versteiften Familienmist verlieren muss.
Danke

Anwort von Sabine

Hallo Marjorie!

Es ist lieb, dass Du Dich um Deine Freundin kümmerst. Die wichtigsten Anträge scheinen bereits gestellt zu sein.
Alles, was Du jetzt noch für Deine Freundin tun kannst, ist, für sie da zu sein und mit ihr darüber zu sprechen, was sie bedrückt. Sie scheint verzweifelt und den Weg, den sie erwähnt oder wählen möchte, ist mit Sicherheit keine Lösung. Du hast ihr gezeigt, dass es Lösungen gibt. Du hast ihr gezeigt, dass man sich hin und wieder mal durchbeißen muß um was zu erreichen. Sie lernt so von Dir. Natürlich ist es auch für Dich belastend, aber wenn man sieht, welchen Erfolg es bringt, und es voran geht, dann wirst auch Du daraus wieder Kraft schöpfen können.
Für Deine Freundin ist es wichtig, dass sie viel raus kommt um neue Energie zu tanken. Viel unternimmt und viel darüber spricht, was in ihrem Kopf vorgeht, damit sie ihre traurigen Gedanken loswerden kann. Im Gegenzug kannst Du ihr zeigen, wie schön das Leben ist und ihr auch sagen, wie es erst wird, wenn das Studium geschafft ist und wo ihre Ziele und Träume liegen. All das kann sie erreichen. Sie ist jung und hat noch soviel vor sich. Dank Deiner Freundschaft und Unterstützung hat sie es schon viel weiter gebracht. Erinnere sie auch daran, was sie bisher schon alles erreicht hat. Die Vergangenheit war und kommt nicht wieder. Die Zukunft und morgen liegt vor ihr. So, wie Du es in Deiner Mail beschreibst, zeigst Du ihr doch gerade, dass es Berg auf geht.

Lieben Gruß
Sabine