Problem von Anonym - 23 Jahre

Depressionen??

Hallo,

ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll...also ich bin 23 und wohne noch daheim, hab mehrere kleine geschwister mit denen ich mich gut verstehe(meistens jedenfalls;)), hab einen job und freund mit dem ich sehr glücklich bin.

Nur, ist da ist diese reizbarkeit....ausschließlich zuhause. Ich steh richtig unter strom...obwohl wir eine sehr harmonische familie sind überkommt mich jedesmal wenn ich durch die tür komme eine stresserfüllte atmosphäre und ich geh ehrlich gesagt gar nicht mehr gerne heim....es ist auch so, dass wenn jemand mir was vorschreibt von der familie es mir einfach gefen den strich geht....und ich nach einer gewissen zeit sehr gereizt bin, pampige antworten gebe oder versuche mich zurückzuziehen was nicht immer funktioniert...dann werde ich nach spätestens 10 minuten gerufen und muss wieder irgemdetwas machen, was auvh hàtte jemand anderes tun können...

Mir werden ständig dinge vorgeworfen, z.b. dass ich faul bin, ohne die tipps von meiner mutter oder auch oma wäre ich jetzt nich da wo ich jetzt bin....etc. einfach nur noch belastend.

Diesbezüglich wäre ausziehen die lösung...hab ich auch vor, nur im moment geht das grad nicht...
Bei meinem freund bin ich ganz anders...er merkt das auch selbst und meinte bei ihm bin ich viel entspannter.:-) was auch stimmt.

Was ich nun eigtl wissen möchte ist, ist diese reizbarkeit und ua auch müdigkeit, traurigkeit nur auf die derzeitige situation zurückzuführen oder kann da noch etwas anderes dahinterstecken....ich möchte nämlich nicht, dass diese symptome später bei meinem freund oder unserer kleinen familie auftreten....vitamin, minerastoff,..etc mängel hab ich nicht...das hab ich testen lassen....schilddrüse ist auch in ordnung....

Oder gibt es eine möglichkeit besser mit allem umzugehen??

Grüße,
Ich

Nuala Anwort von Nuala

Hallo du,

ich kann mir sehr gut vorstellen, wie belastend deine familiäre Situation ist. Einerseits beschreibst du deine Familie als harmonisch, andererseits fühlst du dich sehr gestresst. Das ist kein Widerspruch, das kann so oder ähnlich immer wieder auftreten.
Gerade weil du an sich eine eher glückliche Familie hast bzw. nichts von gravierenden Störungen durch oder mit deine/n Eltern schreibst, bin ich sehr optimistisch, dass du dich aus der drückenden Lage befreien kannst. Es gibt quasi positives Potenzial, welches dir behilflich sein kann.

Zum Einen habe ich den Verdacht, dass es schlicht ein Alters - und Rollenkonflikt ist, der dich und euch plagt. Du bist schließlich schon dem klassischen Jugendalter entwachsen, gehst arbeiten, übernimmst Verantwortung. Gleichzeitig wirst du aber nicht auf Augenhöhe behandelt, sondern wie "das ewige Kind". Ich glaube, dasss solche Konflikte sehr typisch sind, besonders wenn der junge Erwachsene nach dem Schulabschluss nicht gleich auszieht.
Vermutlich fehlt euch der räumliche und seelische Abstand, der euch neuen Respekt und Kraft geben würde. Ich war selbst in der Situation, da ich in deinem Alter ausgezogen bin. Vieles von dem von dir Beschrieben kommt mir bekannt vor... und ich habe den Vergleich: Das Ausziehen hat nach einigen Monaten einige erfreuliche Effekte mit sich gebracht. Die gegenseitige Wertschätzung kann wachsen, weil man nicht mehr dieser doch oft anstrengenden Alltäglichkeit ausgesetzt ist.
Deswegen kann ich nur bejahen: Du solltest wirklich ausziehen. Ich bin mir recht sicher, dass du viele dieser Anspannungselemente verlieren würdest, wenn du dir eine eigene Wohnung suchen würdest. Klar, ich kenne dein Leben und dich als Person nicht, es kann durchaus sein, dass es noch mehr gibt, was sich negativ bemerkbar macht. Ich kann auch nicht beurteilen, ob du depressiv bist. Das müsstest du weiterhin beobachten, um dann ggf. Konsequenzen zu ziehen (also auch therapeutisch, wenn du dich dazu bereit fühlst).
Warum du aktuell nicht umziehen kannst, hast du nicht geschrieben. Ich möchte dich dennoch ermuntern, ganz genau hinzusehen und dich selbst zu fragen, ob es wirklich so triftige Gründe gibt, gerade besser noch daheim zu bleiben oder ob das eher in Richtung "Ausflüchte suchen" tendiert...

Um die Wohnsituation bis zum Auszug erträglicher zu gestalten, kannst du auf jeden Fall etwas tun! Wie eingangs schon geschrieben: Wenn ihr an sich eine liebende Familie seid, sollte es möglich sein, dass du deine Befindlichkeit klar artikulierst und damit ernstgenommen wirst. Ein ruhiges Gespräch, wenn deine Eltern mental offen und nicht übermüdet, angestrengt oder mit anderen Inhalten konfrontiert sind, könnte dir helfen. Du könntest dir vorher überlegen, wie du das lästige Aufgabenproblem konstruktiv zur Sprache bringen kannst. Keine Anschuldigungen, dafür ein paar Lösungsansätze? Kleinere Geschwister können durchaus genauso im Haushalt mithelfen! Das WIE ist entscheidend.
Hinzukommt, dass es dir bestimmt gut tun würde, einfach einmal auszusprechen, dass du Nörgeleien und das Sprechen mit dem "erhobenen Zeigefinger" als sehr belastend und drückend empfindest. Vergleiche, Mahnungen, Drohungen etc. vergiften Beziehungen.
Ehrlich gesagt würde ich es nicht auf mir sitzen lassen, als faul bezeichnet zu werden! Es wäre wesentlich, dass du ihnen vermittelst, dass es sich erstens um eine nicht haltbare Behauptung handelt (denn du hilfst ja viel mit, da würden dir mit Sicherheit viele Alltagsbeispiele einfallen...) und dich zweitens kränkt und stigmatisiert. Du kannst ihnen sagen, dass du eine andere Behandlung wünschst.
Außerdem solltest du auf deine Freiheiten und dein Ruhebedürfnis bestehen. Du hast das Recht, dich zurückziehen zu dürfen, wenn dir danach ist. Wichtige Arbeiten innerhalb der Familie können auch so abgesprochen werden, dass sie für dich planbar sind. Du musst nicht auf Abruf zur Verfügung stehen, schon gar nicht, wenn du noch Geschwister hast.

Keine Sorge: Dein Freund kann offenbar sehr gut unterscheiden, dass es zwei verschiedene Zustände bei dir gibt - die ganz klar orts- und personenabhängig sind. Ich glaube nicht, dass er deine Gereiztheit übernehmen würde, warum auch? Das ist keine ansteckende Krankheit, sondern deine persönliche Reaktion auf einen schlechten Umgebungseinfluss. Und genau das lässt sich ja zum Glück verändern! Auch eure potenziellen Kinder werden sich nicht automatisch gereizt verhalten, nur weil du gerade angespannt bist.

So, ich hoffe sehr, dass ich dir ein Stück Erleichterung übermitteln konnte. Mit ein bisschen Geduld und Mut schaffst du es sicherlich, dass du bald wieder gerne nach Hause kommst und dich entspannter fühlst.

Nuala