Problem von Anonym - 18 Jahre

Ich komme mit dem Freund meiner Mutter nicht klar

Liebes Kummerkasten-Team,

als ich gerade mal ein paar Monate alt war, haben sich meine Eltern scheiden lassen. Meine Mutter hat ein paar Jahre später einen Mann kennen gelernt, den sie dann auch geheiratet hat. Innerhalb kürzester Zeit hat er sich von dem charmanten Typen in den reinsten Tyrann verwandelt. Es ging sogar so weit, dass meine große Schwester mit 14 Jahren zu unserem Vater gezogen ist, weil sie es zuhaus nicht mehr ausgehalten hat. Er hat uns ständig schikaniert, das Gefühl vermittelt unwichtig zu sein und uns fast täglich zum Weinen gebracht. Es war wirklich schrecklich. Erst nach 7 Jahren Ehe, hat sich unsere Mutter endlich von ihm scheiden lassen. Seit dem hing sie ständig auf irgendwelchen Partnerportalen rum und hat auf Hängen und Würgen nach dem "Richtigen" gesucht. Diesen vermeintlich Richtigen hat sie dann vorletztes Jahr kennen gelernt. Sie haben auch nach ein paar Monaten beschlossen, dass wir zusammen ziehen werden. Gesehen hab ich den davor zweimal und gefragt wurden wir auch nicht. Also natürlich freue ich mich für sie, wenn sie glücklich ist, denn wenn es wer verdient hat, dann sie...aber langsam wird mir alles zu viel und ich würde am liebsten nur noch weglaufen.
Im Großen und Ganzen ist es einfach so, dass ich ihn sehr unsympathisch und unangenehm finde, kurz gesagt: Ich mag ihn nicht.
Hinzu kommen lauter Kleinigkeiten, die sich einfach häufen. Zum Beispiel seine Essgewohnheiten, bei denen mir des öfteren der Appetit vergeht und ich deshalb auch schon ziemlich abgenommen habe. Außerdem hilft er im Haushalt nie mit, obwohl er anfangs ganz großkotzig gemeint hat er würde dies und das machen blabla. Ich mache nächstes Jahr Abitur und bin mit Schule und so weiter eh schon so eingespannt, dass ich nicht auch noch NOCH mehr mithelfen kann (meine Mutter arbeitet ganztags und wir teilen uns quasi die Hausarbeit).
Am schlimmsten sind aber diverse Ansichten und Angewohnheiten, die mich immer wieder an den Tyrann aus 2. Ehe erinnern. Manchmal macht er Bemerkungen und es kommt mir vor als hätte ich das schonmal gehört und ich kann mich nicht mehr zam reißen und fange das Heulen an. Manchmal heule ich auch einfach so los, weil ich es hier nicht mehr aushalte mit dem unter einem Dach zu leben. Es frisst mich innerlich auf, weil ich das Gefühl habe, dass sich dieser Albtraum wiederholt und ich kann nichts dagegen machen.
Ich hab schonmal versucht mit meiner Mutter darüber zu reden, dass mich das alles an früher erinnert und ich das nicht aushalte, aber sie meint dann das stimmt garnicht und nimmt ihn in Schutz, denn er ist ja das neue non plus ultra.( Auch mit ihm habe ich versucht zu reden, aber er ist sowas von rechthaberisch und eigensinnig, dass alle Mühe umsont war.) Sobald er den Raum betritt ist ihre gesamte Aufmerksamkeit bei ihm. Er muss nur anrufen und sie lässt alles stehn und liegen, um einen halben Sprint zum Telefon hinzulegen. Ich fühle mich oft wie das 5. Rad am Wagen und ein wenig vernachlässigt. Sie hat keine Ahnung wie es mir wirklich geht, ich glaube sie interessiert es garnicht richtig. Denn ER ist ja jetzt der Mittelpunkt von allem, was er sagt das gilt und wenn er meint spring, dann springt sie. Ich fühle mich zuhause nicht mehr wohl und bin sogar beinahe dankbar dafür, jeden Tag so lange in der Schule sein zu müssen. Ich denke mir dann immer, dass ich eh nur noch ein Jahr hier sein muss und dann zieh ich ganz weit weg zum studieren, aber das kann doch auch kein Dauerzustand sein, oder ?!

Bitte gebt mir einen Rat, was ich machen könnte, ich halte es hier nicht mehr lange aus !!

Svenja Anwort von Svenja

Hallo.

Das ist natürlich nicht leicht für dich, das kann ich absolut verstehen. Bei meiner Mutter hat es 10 Jahre gedauert, bis sie endlich von ihrem Kerl loskam. Ich kann dich also sehr gut verstehen. Hast Du die Möglichkeit zu deinem Vater zu ziehen? Wenn ja, würde ich das versuchen zu tun, wenn Du es Zuhause nicht mehr aushältst und ein Gespräch mit deiner Mutter nichts bringen sollte. Aber Du solltest nochmal in Ruhe mit ihr reden und ihr sagen, was dich an ihm genau stört und auch ruhig das Beispiel nennen, dass er im Haushalt nichts macht, obwohl er vorher ganz anders dazu stand.
Da Du 18 bist, kannst Du vielleicht auch einmal zum Arbeitsamt gehen und fragen, ob es eine Möglichkeit auf eine WG oder eigene, kleine Wohnung gibt, wenn Du nicht zum Vater kannst und es Zuhause wirklich nicht länger aushältst. Auch das Jugendamt ist eine Anlaufstelle für das Problem, da es sowas wie ein "Betreutes Wohnen" gibt, wenn es Zuhause wirklich gar nicht mehr geht, aber diesbezüglich musst Du mit dem Jugendamt sprechen. Das wäre eine Möglichkeit, die mir spontan einfallen würde. Oder gibt es die Möglichkeit bei Verwandten zu bleiben, für die Zeit bis zum Abitur wie Tante, Onkel, Großeltern?
Deine Mutter hat natürlich ein Recht auf eine Partnerschaft, aber wenn Du dich derart unwohl fühlst, dass Du nicht mehr nach Hause gehen möchtest bzw. es Dir sehr unangenehm ist, wäre es einen Versuch wert, es beim Jugendamt bzw. Arbeitsamt zu probieren.

Alles Gute und viel Erfolg!