Problem von Anonym - 15 Jahre

Bulimie....

Hallo, ich bin 15 und weiß, dass ich Bulimie habe.
Seit 9Monaten habe ich jeden Tag Ess-,Brechanfälle.
Vor 4Wochen habe ich mir vorgenommen, da irgendwie rauszukommen....Aber das Problem ist, dass ich sehr, sehr gro§e Angst vor ärzten und psycholgen habe...(Ich spreche aus Erfahrung...).
Meine Eltern haben bisher zum Glück noch nicht gemerkt, dass ich Bulimie habe, ich werde es ihnen auch auf keinen Fall sagen, da wir ein sehr schlechtes Verhältnis haben!
Freunde habe ich seit der Grundschule keine mehr....
Und meine Frage ist nun, ob ihr mir Tipps geben könnt, wie ich da alleine rauskommen kann...
Bevor ich in irgendeine Klinik oder eine Beratungsstelle gehe, werde ich weitermachen....
Ich muss da alleine rauskommen...
Dankeschõn schonmal....

Pia Anwort von Pia

Liebe Unbekannte,

schön. dass Du Dich gemeldet hast. Das zeigt doch schon mal, dass Dir die momentane Situation nicht gefällt und Du merkst, dass Du etwas ändern solltest. Das ist der erste Schritt, denn es ist harte Arbeit, was Du Dir bestimmt schon vorstellen kannst. Du musst es wollen und ich kann Dir das auch nur raten! 9 Monate sind schon eine lange Zeit und Bulimie ist wirklich sehr gefährlich. Neben dem schlimmen Gefühl, schon wieder keine Kontrolle mehr zu haben kommen noch weitere gesundheitliche Risiken.

Mit Bulimie ist nicht zu spaßen, denn wenn Du nicht bald damit aufhörst, hast Du Dein Leben lang mit Folgen zu rechnen. Die Essstörung hat viele Folgen, wie den Abbau deines Zahnschmelzes, Verletzungen an der Speiseröhre, Herzrhythmusstörungen, Nierenschäden, Menstruationsstörungen und bis hin zur Unfruchtbarkeit. Du siehst also, dass es so nicht weiter gehen kann. Ich weiß das hört sich alles sehr erschreckend an, aber es ist leider wahr und Du solltest es wissen, damit Du weißt, wie wichtig ist, dass Du dagegen ankämpfst.
Hier kannst Du Dich weiter darüber informieren:
http://www.bulimie-online.de/index.php
und auch bei uns in der Soforthilfe findest Du Informationen:
http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/23/Essstoerungen-bin-ich-zu-dick.html

Meist steckt hinter der Essstörung die Probleme und Ursachen, über die Du leider wenig geschrieben hast. Meist ist es das Schlankheitideal mit einem Kontrollverlust, aber es können auch tiefer greifende Ursachen sein, bei denen man durch Fressanfälle versucht ein Loch in sich zu füllen und dann alles wieder loswerden möchte, was wiederum auch etwas erlösendes und Spannung abbauendes hat. Daher wäre natürlich meine Empfehlung, dass Du Dir professionelle Hilfe holst, da Du im Selbststudium nur schwer, die dahinterliegenden Probleme bearbeiten kannst.

Mich würde interessieren, was für schlechte Erfahrungen Du mit Psychotherapeuten gemacht hast, darüber hast Du nichts geschrieben. Ich kann verstehen, dass Du Angst davor hast, auch wenn Du schon schlechte Erfahrung gemacht hast, aber ich kann Dir nur wirklich ans Herz legen, es (nochmals?) zu probieren. Ich habe in der Soforthilfe hier im Kummerkasten einiges über die Therapeutensuche geschrieben, schau doch mal vorbei:
http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/31/Professionelle-Hilfe-Wie-finde-ich-einen-Psychotherapeuten.html

Du wolltest wissen, was Du selbst machen kannst, aber ich glaube, dass nach 9 Monaten die Sucht schon so stark ist, dass Du da alleine nur schwer wieder heraus kommst, außerdem muss man am ehesten an den Ursachen, die vielleicht bei der schwierigen Familienkonstellation und Deinen fehlenden sozialen Kontakten liegt. Dafür braucht man professionelle Hilfe. Was Du selbst machen kannst findest Du in Büchern, wie zum Beispiel in diesem:
http://www.amazon.de/Die-Bulimie-besiegen-Selbsthilfe-Programm-Taschenbuch/dp/3407228236/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1399220109&sr=8-1&keywords=bulimie+selbsthilfe
Außerdem stehen auch viele hilfreiche Tipps im ersten Link, den ich Dir geschickt habe. Du kannst versuchen am Tag immer ausreichend zu essen, nicht zu sparen, damit es nicht zu Heißhunger kommt. Außerdem kannst Du versuchen heraus zu finden, was Du fühlst bevor Du einen Anfall hast und dann entsprechend mit anderen Dingen entgegenwirken, wie mit Sport, spazieren gehen, malen, irgendwas boxen, etc. Dich irgendwie ablenken.

Ich würde Dir wirklich raten, dass Du Dir Hilfe holst, dazu kannst Du auch mit einer Vertrauensperson, wie mit einem Lehrer, sprechen, die kennen sich da gut aus. Du musst keine Angst haben, dass Deine Eltern etwas erfahren- Du kannst sogar eine Psychotherapie beginnen, ohne das Deine Eltern davon etwas mitbekommen. Natürlich wäre es toll, wenn Deine Eltern Dich dabei unterstützen, aber in der Therapie kannst Du auch besprechen ob und wie Du es ihnen sagst. Ich weiß, es gehört sehr viel Mut dazu, Dich das zu trauen, aber Du kannst es schaffen. Bitte mach diesen Schritt, denn so geht es nicht mehr weiter, Du weißt es.

Alles alles Gute für Dich.
Liebe Grüße
Pia