Problem von Anonym - 19 Jahre

Verzweifelt..

Hallo Liebes Team,

tut mir Leid, dass der Text so lang geworden ist aber ich musste gerade alles rauslassen..

Ich habe letztes Jahr mein Abitur gemacht und war mir nicht sicher was genau ich studieren sollte. Wir sind nach dem Abi in den Urlaub gefahren, wo ich mir eigentlich Gedanken über meine Zukunft machen wollte und einfach mal den ganzen Stress zurücklassen und abschalten. Der Abistress hatte mich wirklich fertig gemacht. Aber zum Entspannen bin ich nie gekommen. Habe meine Oma im Urlaub verloren. Das war das erste mal dass ich den Tod zu spüren bekam. Sie war nicht krank gewesen,zumindest haben die Ärzte nie etwas ernstes sehen können... das hat den Schock noch vergrößert. An dem einen Tag hat sie uns essen zubereitet und am nächsten Tag musste ich mitansehen wie sie auf einem Bettlacken ins Auto gelegt wurde.. Ich sah keinen Sinn mehr im Leben, ich habe meine Familie noch nie so zerstört gesehen... Es ist jetzt fast 1 Jahr vergangen und ich kann es immer noch nicht glauben. Als würde sie irgendwann wieder zurück kommen und mich wieder in ihre Arme nehmen. Ich bereue so viel. Ich hätte mehr für sie machen sollen. Sie war wie eine zweite Mutter für mich... die Zeit ist für mich stehen geblieben...so lange, bis meine Eltern mich wieder daran erinnert haben, dass das Leben weiter geht, dass ich einen Studiumplatz finden muss. Da waren die Fristen für die Bewerbungen aber schon längst abgelaufen und ich wusste sowieso nicht, was genau ich studieren soll. Also beschloss ich 1 Jahr lang zu arbeiten, etwas Geld zu sparen... ich habe so viele Bewerbungen geschrieben, wurde aber nirgends angenommen.. Ich bin so verzweifelt und fühle mich nutzlos, ich habe keine Lust mehr darauf. Auch an ein Fsj habe ich gedacht, aber war auch hierfür zu spät, bzw habe nur Absagen bekommen. Ein Auslandsjahr schließe ich aus, da meine Eltern mich nicht alleine gehen lassen würden. Ich würde gerne ein Praktikum Richtung Medien machen, allerdings wohne ich in einer Kleinstadt und das einzige was da in Frage kommen würde wäre das Radio, was aber überhaupt nicht mein Fall ist.
Ich sehe keinen Sinn mehr in irgendetwas, seitdem meine Oma nicht mehr da ist. Nach ihrem Tod musste ich feststellen wie viele falsche Freunde ich hab, wie viele es überhaupt nicht gejuckt hat, was ich gerade durchmache und wieviele zu der Zeit auch noch Streit mit mir gesucht haben. Wenn ich wenigstens einen Job finden könnte um mich abzulenken, aber nicht einmal das gelingt mir. Ich stürze immer weiter in ein schwarzes Loch... Die Menschheit kommt mir so falsch vor...ich fühle mich im Stich gelassen...
Das einzige was mich am Leben hält ist meine Familie und die Leidenschaft zur Kunst.. ich habe viel gezeichnet und meine Kenntnisse in Grafikprogrammen erweitert..das ist das einzige was ich gemacht hab und sowas kommt ja nie gut in einem Lebenslauf an.. das lässt mich nur weiter verzweifeln.
Ich weiß nicht was ich machen soll... das Studium beginnt erst im Oktober und ich will diese Zeit nicht auch noch verschwenden.. Mir geht so vieles durch den Kopf aber ich versuche mich auf die Zukunft zu konzentrieren und nicht völlig abzuschweifen... Ich bitte um eure Hilfe..

Monika Anwort von Monika

Liebe Unbekannte,

erstmal mein herzliches Beileid zu deinem Verlust!
Auch wenn es schon eineige Zeit her ist, konnte ich aus deinen Zeilen den Schmerz lesen, den dir der Tod deiner Oma auch heute noch bereitet.

Vor allem wenn es einen so unvorbereitet trifft und man keine Zeit hatte sich zu verabschieden, ist es schwer darüber hinweg zu kommen. Es gibt bestimmt Vieles, dass du deiner Oma noch gerne gesagt hättest oder noch mit ihr machen wolltest. Bestimmt hättest du sie auch gerne bei dir, um dir zuzuschauen wie du deinen Weg im Leben gehst.

Dieser Weg so scheint mir ist gerade zum Stillstand gekommen. Du kannst dich nicht mehr weiter bewegen sondern bist mit deiner Oma stehen geblieben.
Ich bin mir aber sicher, dass deine Oma nicht wollen würde, dass du stehen bleibst. Im Gegenteil ich glaube sie würde sich freuen, wenn du sie mitnimmst. Sie kann ihren Lebensweg nicht mehr selbst weiter gehen aber du kannst sie in deinem Herzen mitnehmen auf deinem Weg durchs Leben!

Fühle dich nicht unter Druck gesetzt. Jeder geht anders mit dem Tod eines lieben Menschen um. Und bei dir dauert es eben seine Zeit. Das ist auch in Ordnung so.
Sieh dieses Jahr nicht als verloren an. Du hast an Stärke dazugewonnen. Du hast versucht mit deinem Verlust fertig zu werden, ihn zu akzeptieren und zu verarbeiten. Das ist eine große Anstrengung und Leistung.

Ich kann mir vostellen, dass es dir helfen könnte dich nochmal von deiner Oma zu verabschieden. Ihr alles zu sagen, was du ihr nicht mehr sagen konntest. In einem Brief? Oder vielleicht auch in einer Zeichnung?
Finde einen Weg für dich, den Schmerz gehen zu lassen und die guten Erinnerungen an deine Oma mitzunehmen!

Ich habe zudem aus deiner Mail sehr wohl herauslesen können, für was dein Herz schlägt. Die Kunst, das Grafikdesign, die Medien.
Ich bin mir sicher du findest einen Studien oder Ausbildungsplatz, der in diese Richtung geht und dir zusagen wird.
Informier dich und bewirb dich und sieh wohin das Leben dich führen wird.

Falls du im Moment dringend Abwechslung und Ablenkung brauchst, wie wäre es denn wenn du dich ehrenamtlich engagierst? In einem Verein, bei der Caritas oder dem Roten Kreuz? Die suchen immer wieder Leute, die mithelfen und wenn es nur für ein paar Stunden ist.
Anosnten beschäftige dich doch einfach mit Sachen, die dir Freude machen. Warum soll es schlecht sein, dich im Grafikdesign forzubilden? Im Gegenteil, das macht dir Freude - also warum nicht?
Genieß einfach die Zeit bis Oktober - so schnell wirst du keine Monate Freiheit mehr haben.
Geh deinen Hobbies nach und tu einfach was dir selbst gut tut, ohne dir Stress und Sorgen über deine Zukunft zu machen.

Ich wünsche dir alles Gute und hoffe du kannst deine Oma bei dir im Herzen tragen.

Monika