Problem von Henrik - 18 Jahre

Ich weiß nicht mehr weiter

Hallo Kummerkastenteam,
Ich hab schonmal euch probiert mein Problem zu schildern, hab aber leider keine Antwort bekommen, aber da es jetzt immer schlimmer wird und ich einfach am Ende meiner Kräfte von, dachte ich probier es vielleicht doch nochmal.

Also vielleicht erstmal zu mir: Ich bin ein Schüler kurz vorm Abitur mit einem normal großen Freundeskreis, einer funktionierenden Familie und sehr guten Noten.

Trotzdem hab ich jetzt seit nunmehr 3 Jahren das Gefühl komplett sinnlos zu sein. Ich brech regelmäßig in meinem Zimmer zusammen und bekomm weinkrämpfe, weil ich einfach nicht mehr kann. Einerseits hab ich immer das Gefühl überflüssig zu sein und andererseits frag ich mich immer und immer wieder warum ich noch weitermachen soll. Ich hab weder Ziele noch Wünsche.

Dazu kommt, dass ich seit einiger Zeit auch einfach keinen Spaß mehr hab. An absolut nichts. Ich find die Serien die ich früher möchte, langweilig. Ich mag meine Trompete nicht mehr usw. So ist es dann meistens so, dass ich die meiste zeit, wenn ich zu Hause bin, mich da liege. Außerdem strengt es mich an, die Fassade eines normalen Lebens nach Außen aufrecht zu erhalten. So bin ich dann meistens so fertig, dass ich einfach schlafe am Tag.

Auch find ich Menschen seit einiger Zeit extrem anstrengend. Ich find es belastend mich mit meinen besten Freunden zu unterhalten. Andererseits fühl ich mich auch gleichzeitig so schrecklich einsam in dieser Welt.

Seit einem Jahr habe ich auch Schmerzen in der Brust die mich zerreißen und erstickungsgefühle bringen. Der Arzt hat jeden erdenklichen Test gemacht und nichts gefunden. Schmerzmittel bringen auch nichts.

Kurz um, ich seh nicht mehr warum ich noch Leben soll. Die Gegenwart ist erschöpfend und traurig zugleich und die Zukunft ist schwarz. Der einzige Grund warum ich noch lebe, ist, dass ich zu viel Angst vor den Schmerzen des Selbstmords hab. Zumindest bisher. Denn darüber nachdenken, tue ich fast täglich.

Ich seh einfach keinen Ausweg. So weiter machen kann und will ich nicht. Ich kann diese Schmerzen nicht ertragen und ich kann diese ewige Traurigkeit und Sinnlosigkeit nicht ertragen. Ich weiß aber auch nicht wer mir helfen sollte. Meine Eltern nehmen mich diesbezüglich überhaupt nicht ernst. Meinen Freunden will es nicht sagen, das wäre demütigend. Und ich hab sonst niemanden. Inzwischen bin ich echt an einem Punkt angekommen, wo ich nicht mehr weiter weiß.

Ich hoffe ihr könnt mir vielleicht helfen...

Svenja Anwort von Svenja

Hallo, lieber Henrik!

Eigentlich hast Du das Problem und indirekt die Lösung schon selbst beschrieben: Wünsche und Ziele.
Wünsche und Ziele geben uns immer neue Punkte im Leben, die wir erreichen wollen. Haben wir sie erreicht, kommen meistens nächste Wünsche/Ziele. Sie geben uns eine Richtung und wortwörtlich einen Sinn im Leben, was wir einmal erreichen möchten. Warum manche Menschen augenscheinlich keine Wünsche oder Ziele haben (oder denken, sie haben sie nicht), kann ich nicht beantworten. Gibt es bei Dir denn tatsächlich keine Wünsche oder Ziele? Ein gewisser Job, was Du mal werden wolltest? Ein Auto? Ein Haus? Eine Frau? Kinder? Urlaub in einem bestimmten Land? Etwas bauen/basteln? Irgendwas, egal wie klein oder groß der Wunsch ist?
Oder hast Du dich einmal über einige Berufsgruppen informiert, was für dich interessant klingt?

Es ist absolut verständlich, dass sich irgendwann ohne Wünsche und Ziele ein sozusagen großes Loch entsteht, psychische Schmerzen in der Brust, durch die Leere, die man nicht füllen kann. Da bringen in der Tat auch keine Schmerzmittel etwas. Selbstmord halte ich jedoch für keine Lösung. Die Frage wäre nämlich, gerade weil wir nicht wissen, ob es danach weiter geht oder nicht, unabhängig was man glaubt, da Fakten schlicht fehlen, ob die Leere dann nicht weiter existiert? Hier hast Du zumindest noch Möglichkeiten Hilfe zu suchen, zum Beispiel bei einem Therapeuten, der mit Dir zusammen mögliche Wünsche und Ziele erarbeiten könnte. Eigentlich wäre es doch jetzt ein Ziel, einen Wunsch für dich zu finden oder? Das wäre vielleicht ein guter Anfang, nach Interessen zu suchen. Eine Sportart, ein anderes Instrument, Musik, Fotografie, etc. Das wäre eigentlich ein Ausweg und sogar ein durchaus machbarer und guter Ausweg.

Ich bin der Meinung, dass kein Mensch sinnlos ist. Jeder hat sein Talent, manchmal muss man es einfach nur finden.
Vielleicht, gerade weil Du diese Erfahrung der Leere und Sinnlosigkeit in Dir spürst, wäre ein Studium der Geisteswissenschaft gut, um sich dem z.B in der Forschung zu widmen, der Frage nach dem Sinn? (Das ist jetzt nur ein Beispiel)
Ich möchte damit eigentlich versuchen, dich in eine Richtung zu lenken, statt dich von der Sinnlosigkeit übermannen zu lassen, aktiv gegen sie zu arbeiten oder sie als eine Art zu betrachten, ihr auf den Grund zu gehen? Hm, es ist schwer das schriftlich zu erläutern, aber hoffe, Du verstehst, was ich damit aussagen möchte. Falls nicht, melde dich ruhig nochmal.

Zu Freundschaften:
Dass es anstrengend ist, ist verständlich. Einerseits der Gruppenzwang, sich melden oder mit ihnen etwas unternehmen zu müssen. Eigentlich ist es kein Muss, es wird aber von der Gesellschaft so verlangt und übt indirekt Druck aus. Wenn Dir nicht danach ist, dann wird das jeder in deinem Umfeld akzeptieren müssen. Es gibt allerdings Foren im Internet, wo man Gleichgesinnte suchen kann. Manchmal tut es auch einfach nur gut mit jemandem Spazieren zu gehen, schweigend, aber zu wissen, dass da immer jemand ist. Das kenne ich selbst sehr gut und manchmal bedarf es einfach keiner Worte, da ist die Nähe Antwort genug.

Wie bereits erwähnt: Falls Du noch Fragen hast, kannst Du dich jederzeit wieder melden.

Ich hoffe, Du findest sehr bald ein Ziel bzw. einen Wunsch und dass es Dir seelisch besser geht.
Alles Liebe und Gute!