Anwort von Johannes

Liebe Unbekannte,

danke für dein Vertrauen.
Es kommt natürlich darauf an, wie alt deine Freundin ist, aber wenn sie z.B. 16, 17 oder 18 Jahre alt ist, ist sie leider bereits untergewichtig. Hier kannst du ihren BMI berechnen lassen:
http://www.onmeda.de/selbsttests/bmi_rechner_kinder.html

Ich versuche nun auf deine Frage einzugehen, was du machen sollst, wenn sie wirklich magersüchtig ist. Das ist nämlich gar nicht so einfach. Wenn du dich dazu in der Lage fühlst, kannst im ersten Schritt versuchen, das Problem eigenständig anzugehen. Zuerst würde ich versuchen, deiner Freundin das Gefühl zu geben, dass sie dir wichtig ist und dass sie mit ihren Problemen jederzeit zu dir kommen kann, wenn sie möchte. Ich werde nämlich irgendwie das Gefühl nicht los, dass sie irgendetwas belastet. Das ist nämlich in vielen Fällen so, wenn Mädchen bzw. junge Frauen hungern und nichts mehr essen, weil ihnen ihre Wahrnehmung sagt, dass sie viel zu dick sind, auch wenn dies nicht der Realität entspricht. Oft ist einem schon geholfen, wenn man sich mal den ganzen Kummer von der Seele reden kann. Du kannst für sie da sein. Sage ihr, dass du Angst um sie hast. Ihr hilft es bestimmt auch, wenn sie sich bei dir ausheult und nicht mit ihrem Schmerz alleine bleibt. Das bringt nämlich in der Regel nicht viel.
Ob deine Freundin wirklich magersüchtig ist und in welchem Zustand sich ihr Körper wirklich befindet, kann nur ein Arzt entscheiden und deshalb sollte sie so schnell wie möglich ihren Hausarzt aufsuchen, um diese Frage abklären zu lassen. Es wäre sehr wichtig und zwar für sie und ihre Gesundheit. Du kannst ihr ja anbieten, dass du sie gerne begleitest, wenn sie sich alleine nicht traut. Wir haben übrigens auch eine Soforthilfe zum Thema Essstörungen, die du dir gerne mal durchlesen kannst.
http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/23/Essstoerungen-bin-ich-zu-dick.html

Falls ihr damit alleine nicht geholfen ist (was nicht ausgeschlossen ist, weil Menschen, die unter einer Esstörung leiden meistens professionelle Hilfe brauchen), ist es wirklich das beste für sie, wenn sie eine Therapie macht, auch wenn sie es im Moment wahrscheinlich noch nicht so sieht. Dort wird sie lernen, dass man auch anders mit negativen Gefühlen umgehen kann. Grundsätzlich ist es so, dass Psychologen unter Schweigepflicht stehen und keinesfalls weitererzählen dürfen, was ihnen anvertraut wird. Das kannst du deiner Freundin auch ruhig sagen, damit sie keine Angst haben muss, dass ihre Probleme dann irgendwie an die Öffentlichkeit geraten. Wenn sie sich dennoch unsicher sein sollte, kann sie auch dirket am Anfang des Gespräches danach fragen. Je mehr sich deine Freundin öffnet, desto besser wird man ihr auch helfen können. Dabei wäre es natürlich sehr hilfreich, wenn sie Unterstützung von ihren Eltern bekommt. Hier noch ein hilfreicher Link:
http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/31/Professionelle-Hilfe-Wie-finde-ich-einen-Psychotherapeuten.html

Alternativ könnte sich deine Freundin mit ihren Problemen auch zuerst an einen Schulpsychologen oder Vertrauenslehrer wenden. Das könnte für sie etwas einfacher sein. Falls sie jegliche Hilfe verweigert, zögere bitte nicht, mit dem Vertrauenslehrer zu reden. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass dir dieser Schritt sehr schwer fallen könnte, weil du deine Freundin nicht "verraten" möchtest. Diese Situation würde ich aber nicht als Verrat bezeichnen, weil du helfen willst und nicht länger zusehen kannst, wie sie sich und ihren Körper kaputt macht. Du würdest dem Vertrauenslehrer nicht davon erzählen, weil du deine Freundin verpetzen oder ärgern möchtest, sondern weil du nur das beste für sie willst und dass es ihr wieder gut geht.

Ich hoffe, dass ich dir mit meiner Antwort ein wenig weiterhelfen konnte und dass deine Freundin bald zu einer Einsicht kommt, dass sie Hilfe braucht. Ich wünsche dir die nötige Kraft, das Mädchen zu unterstützen. Ich finde es ganz toll von dir, dass du ihr helfen möchtest. Das ehrt dich wirklich sehr. Nimm aber bitte auch auf dich und deine Grenzen Rücksicht und schau, dass du selbst nicht an dem Problem deiner Freundin zugrunde gehst. Vergiss bitte nicht, dass man andere Menschen nicht ändern kann, sondern nur sich selbst. Denke immer daran, dass es nicht dein Problem ist. Lasse es nicht zu deinem Problem werden! Falls du die Situation selber gar nicht mehr ertragen kannst, weil du merkst, dass du ihr nicht helfen kannst oder sie sich nicht helfen lassen will, gehe ein Stück auf Distanz. Lasse sie los, aber nicht fallen.


Alles Liebe,

Johannes