Problem von Manty - 15 Jahre

Ritzen, Klinik

Hallo liebes Kummerkasten Team,
ich ritze mich seit ungefähr einem halben Jahr, meine Mutter ist auch schon länger dahinter kommen und als sie nun die Wunden wieder gesehen hat, ist letztendlich rausgekommen, dass ich eine Therapie machen soll. Ich habe aber echt Angst davor und weiß ehrlich gesagt auch nicht, wie ich mich da verhalten soll...ich hab da nämlich eine Vertrauensperson, der ich alles erzählen kann....und ich glaube...wenn ich aus meinem Umfeld Zuhause rauskomme, das ich das dann auch nicht mehr mache. Klar, klingt jetzt leicht gesagt, aber es hat halt mit der Situation Zuhause zu tun, und zwar NUR damit....
Ich hab einfach Angst, dass ich stationär da bleiben soll, ich will das aber nicht...Was kann ich denn da machen?

Danke schon mal!

PaulG Anwort von PaulG

Grüße dich Manty!

Erstmal ist es doch gut, dass es rausgekommen ist, oder? Du kannst unbesorgt sein - in der Therapie gibt es kein richtig oder falsch. Du kannst nichts für das Problem, deswegen wird man dich auch nicht unter Druck setzen. Du musst keine Angst davor haben, denn die Aufgabe der Therapie ist es ja, dass man erst herausfindet, wo das Problem seine Wurzeln hat, und was man dagegen tun kann.

Jetzt wo ich dir schreibe, weißt du vielleicht schon mehr. Deswegen sage ich trotzdem nochmal: Ob du stationär aufgenommen wirst, das muss sich ja erst entscheiden. Und auch, ob das für länger sein wird. Auch vor der Klinik musst du aber keine Angst haben. Wenn es dazu kommt, ist es allerdings das Beste, sich darauf einzulassen.

In der Therapie werdet ihr darüber sprechen, was genau die Gründe für das Ritzen sind. Da kannst du offen sein, denn deine Eltern oder Freunde werden es nicht mitbekommen. Und wenn die Gründe eher in der Situation zuhause liegen, dann ist das genau das, was ihr besprechen könnt - und solltet: Denn es geht darum, alles zu verbessern, was dich belastet - auch die Situation in der Familie. Es ist nicht so, dass du dich verändern musst. Das müssen auch Andere, wenn es zum Ritzen geführt hat.
Schließlich passiert das ja nicht einfach so, sondern es sind die Leute um dich herum, die zu deinem Schmerz beitragen. Damit will ich nicht deine Familie oder irgendjemanden kritisieren - es ist einfach so.

Nach dem was ich gehört habe, ist das Ritzen ein Symptom, hinter dem sich etwas Anderes verbirgt. Der Schmerz, den man sich zufügt, verdeckt einen tieferen, inneren Schmerz. Ich weiß nicht, wie es bei dir ist; aber du siehst, nicht die Sache an sich wird therapiert, sondern die Ursachen. Und wenn die bei dir daheim zu suchen sind, wird man das angehen. Es muss dir auch vor deiner Familie nicht peinlich sein. Schließlich ist ja wohl klar, dass du das nicht tust, um jemanden zu ärgern, oder zu beleidigen. Es drückt das aus, worunter du selbst leidest. Das kann man dir nicht vorwerfen. Aber es sollte sich etwas ändern. Der Weg dahin ist ist immer anders. Ich kann dich nur ermutigen, die Therapie anzugehen - auch, wenn es eine stationäre sein sollte.

Niemand will dir damit etwas Böses tun, es ist absolut verständlich, dass es dich beunruhigt. Allerdings kann es manchmal sein, dass ein solcher Aufenthalt die beste Lösung ist. Du musst nicht befürchten, dass du deshalb schlecht oder unnormal wärst; es kommt öfter vor, als man denkt. Der Wunsch an dich besteht darin, es anzunehmen. Wie es genau abläuft, wie lange es dauert, wird sich noch zeigen. Da musst du dich nicht unter Druck setzen. Dein persönlicher Weg ist der richtige, und was du mitnimmst, soll dich für alle Lebenslagen stärken; auch zuhause. Ich finde es schön, dass du dich mit dem Gedanken an die Therapie auseinander setzt. Es wird gut werden - ich bin sicher, du findest den besten Weg.

Alles Gute und liebe Grüße,

Paul