Problem von Caty - 14 Jahre

Schwere Entscheidung

Ab August werde ich voraussichtlich mein Auslandsjahr in Kanada antreten. Ich freue mich schon sehr darauf, mehr als auf alles andere. Jedoch habe ich festgestellt, dass ich wahrscheinlich depressiv bin. Ich bin immer müde und erschöpft, wenn ich mich bewegen soll bin ich nachher total kraftlos. Entweder ich schlafe 6 Stunden oder 12. Ich esse oft, einfach um aus der leeren Traurigkeit in meinem Bauch ein Völlegefühl herzustellen. Ich leide eben an sehr vielen Symptomen einer Depression und würde gerne auch geholfen bekommen. Jedoch habe ich Angst, meinen Eltern davon zu erzählen. Ich habe Angst, dass ich dann nicht mehr nach Kanada darf, dabei ist das mein einziger Wunsch/Traum. Ich will aber auch nicht hier sitzen und von niemandem verstanden werden, dass ich einfach so müde bin und es nichts hilft, früher ins Bett zu gehen. Ich denke mir, wenn meine Eltern wüssten, dass das alles an einer Krankheit liegt, würden sie mich eher verstehen. Bzw. zumindest nichts mehr dazu sagen. Aber ich will mein Auslandsjahr nicht aufs Spiel setzen....

Johannes Anwort von Johannes

Liebe Caty,

ich freue mich wirklich sehr, dass du dich mit deinem Problem an uns gewandt hast.

Ich kann deine Verzweiflung sehr gut verstehen. Du hast geplant, ab August ein Auslandsjahr in Kanada anzutreten, was dein größter Wunsch ist. Jedoch geht es dir im Moment nicht gut und hast sogar Angst an einer Depression zu leiden, da dir selbst einige Symptome dieser Krankheit aufgefallen sind. Dennoch möchte ich dich dazu ermutigen, deinen Eltern zu sagen, wie schlecht es dir im Moment geht. Du schreibst selbst, dass du nicht einfach hier sitzen willst und von niemandem verstanden wirst und dass dich deine Eltern eher verstehen würden, wenn sie wüssten, dass alles an einer Krankheit liegt. Bitte gib deinen Eltern die Chance zu verstehen, wie es dir geht und wie es innerlich in dir aussieht. Ob du tatsächlich an einer Depression leidest, wird dir nur ein Arzt bzw. Therapeut sagen können und deshalb möchte ich dir dringend empfehlen, dir so schnell wie möglich Hilfe zu holen. Die Aufgabe deiner Eltern wird es sein, dich zu unterstützen, denn dafür sind Eltern da. Nachdem du mit einem Psychologen geredet hast, wird er dir bestimmt sagen können, warum es dir in letzter Zeit so schlecht geht und was man dagegen tun kann. Eventuell möchte er dich wiedersehen, um weitere Gespräche mit dir zu führen. Es kann aber auch sein, dass er dir Medikamente verschreibt, wenn er sich sicher ist, was du hast. Falls du tatsächlich Depressionen haben solltest, muss das nicht gleichzeitig zur Folge haben, dass du in eine Klinik musst und dadurch dein Aufenthalt in Kanada gefährdet ist. Du brauchst auf jeden Fall keine Angst zu haben, denn du kannst jederzeit sagen, dass du etwas nicht möchtest oder dass dir ein bestimmter Schritt zu schnell geht. Schaue dir bitte unbedingt auch unsere Soforthilfe "Professionelle Hilfe - Wie finde ich einen Psychotherapeuten" an.
http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/31/Professionelle-Hilfe-Wie-finde-ich-einen-Psychotherapeuten.html

Wichtig ist jetzt erst einmal, dass du mit deinen Eltern sprichst, dass du ihnen die Chance gibst, dich besser zu verstehen. Ich kann gut nachvollziehen, dass du Angst hast, nicht mehr nach Kanada zu dürfen. Jedoch ist es jetzt ganz wichtig, dass du dir Hilfe holst. Es ist sicherlich nicht unrealistisch, dass im August wieder alles in Ordnung ist und du deinen Auslandsaufenthalt wie geplant antreten kannst. Viel schlimmer wäre es doch, wenn es dir im Juli so schlecht geht, dass du nicht mehr aufstehen kannst und dann tatsächlich zuhause bleiben musst. Damit möchte ich dir um Himmels Willen keine Angst machen, sondern deutlich zu verstehen geben, dass du am besten noch heute mit deinen Eltern reden solltest, damit ihr gleich am Montag einen Termin bei deinem Hausarzt bzw. direkt bei einem Therapeuten absprechen könnt. Bitte tue es für dich und deine Gesundheit. Du bist so wichtig!

Ich wünsche dir für diesen Schritt ganz viel Kraft und natürlich ab August eine unvergesslich schöne Zeit in Kanada. :)


Alles Liebe,

Johannes