Problem von Anonym - 16 Jahre

Wohin? Warum? Sinn?

Hallo, danke dass sie sich die Zeit nehmen und diesen Text durchlesen

Ich weiß einfach nicht mehr wirklich warum. Warum gehe ich jeden Tag in die schule, warum geh ich zum Sport, warum steh ich überhaupt früh auf? Was für einen Zweck hat das alles. Warum sind wir Menschen überhaupt hier und warum sehe ich keinen Sinn im Leben? Warum muss ich andauernd drüber nachdenken wie sinnlos doch alles ist und andere Menschen leben einfach in den Tag hinein und haben Spaß ohne den Hintergedanken im Kopf, was es bringt.

Ich mag mich nicht wirklich. Schon als ich klein war hab ich versucht alle möglichen Dinge zu machen, tanzen gehen, malen, Karate.... irgendwie auch in der Hoffnung dass ich irgendwas mal richtig gut kann. Aber ich kann nichts. Ich kriege nichts auf die Reihe, was ich mir vornehme bekomme ich nicht hin. Die meißten Dinge machen mir keinen Spaß mehr, weil ich immer nur denke wie schlecht ich doch bin, dass ich nicht besser werde. Ich bin undiszipliniert, ich nehme mir andauernd etwas vor, wie z.b. 3-4mal pro Woche Gitarre üben und krieg es nie hin. Ich möchte alles immer sofort können, obwohl ich weiß das ohne harte Arbeit nichts richtig gut wird. Ich habe das Gefühl, als hab ich was verpasst. Ich denken andauernd, dass wenn ich doch nur schon mit 4 Jahren oder so z.b. zum Ballet gegangen wäre oder zum Turnen oder zu was auch immer, mein Leben mehr Sinn hätte und ich endlich etwas gut könnte und mich nicht als völliger Versager fühlen würde.

Ich weiß aber auch dass es eigentlich nicht daran liegt, dass ich dann sicher nicht glücklicher wäre. Ich schiebe immer irgendwas vor, versuche einen Grund zu finden warum ich zu dumm bin, z.b. regelmäßig Gitarre zu üben. Vor einer Weile war es z.b. so,dass ich gesagt hab, es liegt sicher daran dass ich keinen Laptop hab und war der festen Überzeugung dass, wenn ich einen habe ich mehr üben werde, besser werde und dass es nicht an mir liegt. Doch als ich dann den Laptop hatte...war auch nichts anders.

Ich vergleiche mich ständig mit anderen. Die anderen können mehr, sind hübscher, schlauer, von Natur aus begabter, beliebter oder glücklicher...etc.pp

Ich bin nicht unbeliebt. Ich habe 3 sehr gute, also richtig gute Freunde und ca. 6 lockere mit denen ich mich imemr mal treffe und 10 Leute die ich immer in der Schule sehe oder im Training oder so und mit denen ich auch gerne quatsche und so. Ich fühle mich jedoch auch schnell ungeliebt. Den meißten meiner Freundinnen mache ich z.b. zum Geburtstag eine Karte oder bringe etwas aus dem Urlaub mit...wenn ich Geburtstag habe macht mir nur meine allerbeste Freundin was. Ich hab das gefühl dass ich mir imme so viel Mühe gebe und andere Leute garnicht wissen was echte Freundschaft ist oder wie sie vielleicht verlaufen sollte.

Ich bin Lebensmüde. Ich hab keine Lust mehr auf die ganzen Höhen und Tiefen im Leben, weil ich nicht weiß wofür ich sie mache. Ich habe keine Lust auf die Zukunft. Habe keine Lust 4 Jahre zu studieren um dann jeden Tag in ein scheiß Büro zu gehen, nach Hause zu kommen, zu essen, schlafen zu gehen und nur mal wieder einer Person von vielen in der Masse zu sein . Und dann am Ende?? Am Ende sterbe ich dann, werde irgendwann vergessen, war eigentlich völlig unbedeutend,, hätte das alles also auch sein lassen können.
In den Ferien kommen bei mir auch tätglich Selbstmordgedanken auf. In der Schulzeit eher weniger. Doch am Ende käme das für mich nicht infrage, weil ich das glaube ich nicht meinerr Mutter antun könnte die ich mehr als alles auf der Welt liebe und deren Leben mit zu wichtig ist, als es dadurch zu zerstören. Ich kann aber irgendwie auch keinem von meinen Problemen erzählen. Ich hab auch Angst,dass die denen ich dass erzähle auch ihre Sorglosigkeit verlieren würden und auch über alles über was ich mir Gedanken mache nachdenken und dann auch die Lust und den SInn am Leben verlieren.

Das war noch nicht alles,aber ist eigentlich auch schon zu viel.

Also meine Frage wäre jetzt, bräuchte ich einen Psychologen oder nicht? Kommt das nicht blöd wenn ich da hingehe und die sich alles anhört und sagt ne du hast nichts. Immer wenn ich überlege hinzugehen denke ich auch gleich wieder,dass andere noch schlimmere Probleme haben.

Danke :)) ich würde mich über eine Antwort sehr freunen LG INL.

PaulG Anwort von PaulG

Grüße dich liebe Anonyme!

Was gleich folgt, entlehne ich aus einem Buch von Eckart von Hirschhausen. Tut mir leid, wenn du ihn nicht magst oder es schon kennst. Es fiel mir so spontan ein:

Ein junger Mensch, der gerade die Schule beendet hat, trägt mit dem Gedanken über seine Zukunft. Er sucht einen älteren Onkel auf, der in der Familie für seine guten Ratschläge bekannt ist.

"Du", fragt ihn der junge Mann, "ich weiß nicht so recht, was aus mir werden soll. Ich begeistere mich für Musik, und irgendwie wäre es schön, einen Beruf in dieser Richtung zu ergreifen. Andererseits - der Tradition wegen wäre es löblich, in der Forstwirtschaft tätig zu sein; unsere Familie tut das schon lange. Was meinst du dazu?"

Der Ältere schaut ihn ein Weilchen an. Dann sagt er: "Forstwirtschaft und Musik? Lerne Waldhorn!"

Was er getan hat, bleibt offen. Mein erster Gedanke war: Bist du auf der Suche nach Leistung - oder nach einer Leidenschaft?

Vielleicht solltest du dir einfach noch etwas Zeit geben. Die Begriffe, die du für andere Leute findest, reden alle von ihrem Erfolg; von dem, was sie leisten, was man sieht, was existiert. Klingt sehr philosophisch, ich weiß. Ich meine damit nur - sie sind nicht auf der Suche nach was. Das glaubst du zumindest. Du dagegen bist auf der Suche nach etwas, das dich erfüllt. Und ich bin sicher, du wirst es finden. Nur lass dir nicht einreden, dass es einen Zeitpunkt gibt, an dem diese Suche zuende sein muss.

Wenn man sich etwas vornimmt, kann es nie ganz reibungslos klappen. Es gibt immer Rückschläge, und hinterher fühlt man sich scheußlich. Wichtig ist aber doch, dass man mit Herz dabei ist!

Es ist besser, du tust etwas einmal im Monat und dafür gern, als jeden Tag der Woche, und lustlos. Bitte, ich will das nicht einfach so daher sagen; ich nehme dein Problem ernst. Und ich glaube, das Schwierigste hast du selbst schon geschrieben: Du magst dich selbst nicht, und wirfst dir vor, nichts zu können. Das stimmt aber mit Sicherheit nicht, davon bin ich überzeugt.

Für dich wäre es günstig, wenn du von dem Anspruch wegkommst, etwas zu leisten. Schau mal, nehmen wir mal die Gitarre: Gibt es da ein "wirklich gut"? Setzen wir voraus, es gelingt dir so oft zu üben, wie du es möchtest. Das müsstest du erstmal ein paar Jahre durchziehen, um deinem jetzigen Anspruch halbwegs gerecht zu werden. Bis dahin merkst du aber, dass es noch Andere gibt, die noch viel besser zu sein scheinen. Dann konkurrierst du mit ihnen, plagst dich und vergisst die Freude über das Spielen ganz? Das wäre doch auch nicht das Wahre. Versteh mich nicht falsch. Ich möchte es dir nicht ausreden, wenn du Gitarrespielen magst. Aber je weiter du kommst, desto höher steigen deine Maßstäbe; den Zustand, den du dir wünschst, kann es vielleicht so gar nicht geben.

Ich schreibe gern Texte jeder Art. Auf der Welt gibt es zig Millionen Menschen, die mit dem was sie schreiben, besser bezaubern und Erfolg haben können. Mindestens so viele, schätze ich. Aber was ist Kunst, wenn es ihr nur darum geht, sich gut zu verkaufen? Mir wäre es lieber, wenn sich für mein Geschriebenes kein Mensch interessiert, solange ich lebe. Dafür aber nach Jahren irgendwer in einer Kiste wühlt, einen Text findet und daraus Gewinn zieht. Denn das ist der Sinn dahinter: Man lebt für die Sache, nicht für den Erfolg. Den Erfolg haben viele, wenn sie es nicht mehr sind, laufen die Leute Anderen hinterher. Ist es nicht besser, klein zu bleiben, und für einen kleinen Kreis viel zu bedeuten? Du hast es sehr gut ausgedrückt, was deinen Freundeskreis betrifft: Solange du weißt, wem du wirklich vertrauen kannst, solange es jemanden gibt, der dich wirklich schätzt, ist es besser, als beliebt und trotzdem einsam zu sein. Natürlich heißt das nicht, dass man sich damit zufrieden geben muss. Ich würde aber sagen, auf die wirklich guten Freunde kommt es an. Die Menschen, die scheinbar alles haben, sind kein Maßstab - allein schon, weil sie es nicht zu schätzen wissen.

Was ist der Sinn des Lebens? Diese Frage kennt mindestens so viele Antworten, wie es Menschen gibt. Ich beschreibe meine (vorläufige!) Idee mal so: Das was wir tun, vergeht nicht. Die Mutter geht mit ihren Kindern um, der Lehrer mit seinen Schülern, der Mann mit seiner Frau, zwei Freunde miteinander, und so weiter. Jedes Erlebnis, das man hat, bleibt irgendwo haften; und auch wenn wir es nicht mehr wissen, bestimmt es unser Handeln - und so wieder das der Leute, die wir treffen. Einer der vielen Sinne des Lebens ist es also, Gutes zu tun und tiefe, mächtige gute Eindrücke zu hinterlassen. Wenn du sagen kannst: "Ich habe dies und jenes getan, weil es sich richtig angefühlt hat. Ich war mit dem Herz dabei, und werde mich nie dafür schämen!", dann gibt es nichts Wertvolleres auf der Erde. Unsere Taten bleiben bestehen. Glücklich, wer erreicht, dass seine Taten noch lange Zeit an seinen Namen geknüpft bleiben! Aber seien wir ehrlich, was wären all die Berühmtheiten ohne die, die ihnen den Weg ebnen? Was wäre der Musiker ohne seinen Mentor, der an ihn geglaubt hat, ohne das berühmte Vorbild, das er hatte? Was wäre der mächtige Politiker ohne seine Mutter, die ihn getröstet hat, als er sich noch alles gefallen lassen musste? Das darf nicht vergessen werden: Wir leben nicht nur für unseren eigenen Namen, unseren Ruhm, unsere Kunst. Wir leben auch für Andere, indem wir ihnen gute Gefühle bescheren - und damit uns! - und bedeutende Dinge anstoßen. Was weiß zum Beispiel mein Lehrer, der in den Ruhestand geht, was die vielen tausend Schüler, die er hatte, im Leben erreichen? Wenn nur eine Handvoll darunter ist, die es zu etwas bringt und ihm dankbar ist, hat er alles erreicht, was man sich nur wünschen kann.

Das war jetzt ein langer Abschnitt. Was ich geschrieben habe, muss für dich nicht gelten; es liegt ganz bei dir. Ich möchte dir auch sagen: Du bist mit Sicherheit nicht dumm oder unbegabt. Möglicherweise hast du sehr früh erfahren müssen, dass du angeblich schlecht wärst. Das ist aber nicht wahr. Wenn du das erreichen möchtest, was Andere tun - ohne dass du weißt, ob es sie glücklich macht -, dann kann das gelingen. Aber wo bleibst du da selber, mit den Fähigkeiten, die du ganz gewiss - und nur du! -, hast?

Ob es gut wäre, einen Psychologen zu suchen, weiß ich nicht eindeutig. Es ist aber sicher nie ein Fehler. Nur wird dir der- oder diejenige sicher nicht sagen, es wäre gar nichts! Jeder Mensch, der ein Problem oder eine drängende Frage hat, kann dorthin kommen. Und ich denke, es ist falsch zu glauben, dass es ein "normales" oder "unproblematisches" Leben gibt. Du kannst Vertrauen haben, man wird dich nicht abweisen. Die absolute Lösung kann es dir nicht bringen, aber vielleicht unterstützt es dich, deine Gedanken zu ordnen, und das Problem ganz zu durchschauen?

Es gibt wirklich nichts, wofür du dich schämen musst. Und auch nichts, was dich irgendwie schlechter macht als Andere. Es ist so richtig, wie du es bist; der Weg der Anderen muss für dich nicht gelten, wenn er sich nicht gut anfühlt. Ich wünsche dir viel Erfolg bei deiner Suche!

Liebe Grüße,

Paul