Problem von Anonym - 16 Jahre

Brauche ich Hilfe?

Damit diese Geschichte einen Sinn macht muss ich weit zurück gehen. Ich habe zwei Schwestern (17,13). Sie sind beide sehr schlank und lieben es trotzdem zu essen. Mein Vater ist super sportlich und ebenfalls sehr schlank. Meine Mutter ist sehr dünn und isst sehr sehr wenig, da sie mit ca. 17 Jahren magersüchtig war und immer noch stark auf ihre Figur achtet. Sie ist 1,71 groß und wiegt ca. 56 kg. Meine ältere Schwester ist 1,68 groß und wiegt ca. 60 kg. Ich bin immer kräftiger als alle gewesen. Ich bin 1,70 groß und haben von Juni 2012 bis Dezember 2012 in Neuseeland ein paar wunderschöne Monate verbracht. Bevor ich dort hinflog wog in ca 70 kg und fühlte mich immer kräftig habe aber auch furchtbar gerne gegessen. Oft habe ich geweint, weil meine Familie mich vom Essen oft bremsen wollte, weil sie meinten: "Céline du hast genug gegessen!" oder "Céline tu nicht so dick Butter drauf!". Ich habe darunter immer furchtbar gelitten aber habe es nie geschafft diszipliniert abzunehmen. Oft stand ich abends unter der Dusche oder lag im Bett und habe mir gedacht: Morgen nimmst du ab. Doch bereits am nächsten morgen hatte ich es wieder vergessen.
Im Juni 2012 ging es also nach Neuseeland, wo ich kaum Sport machte und unglaublich ungesund aß und somit nach dem Aufenthalt im Dezember 2012 77kg wog. Meine Familie bekam einen Schock als sie mich vom Flughafen abholten. Ich redete oft mit meiner Mutter übers Abnehmen, aber ich hatte nie den Ergeiz dazu es durchzuziehen. Also aß ich glücklich weiter, spielte jedoch in Deutschland wieder viel Tennis und ging ab und zu mal laufen, doch wirklich abnehmen tat ich nicht.
Im Herbst 2013 flog ich dann mit meiner Mutter und meiner großen Schwester für 7 Tage nach New York. Wir liefen so viel durch die Stadt und ich aß viel weniger als sonst, da meine Mutter und meine Schwester sehr viel weniger aßen. In diesen 7 Tagen nahm ich also 2kg ab. Ich war furchtbar stolz auf mich, da meine Mutter auch meinte man würde sehen, dass ich 2 kg abgenommen hätte. Ich war so motiviert, nachdem ich dieses Ergebnis auf der Waage sah, dass ich mir fest vor nahm weiter abzunehmen. Die zukünftigen Wochen aß ich sehr sehr wenig, sodass sich meine Familie sogar fürchterliche Sorgen um mich machte. Ein Beispiel:
Frühstück: nichtmal eine ganze Scheibe Brot
Mittags: Salat
Abends: Salat
Sportprogramm: 1 Stunde Tennis, 1 Stunde Laufband
Mein Bauch machte abends und in der Schule immer so komische Geräusche und ich fragte mich immer, ob es der Hunger sei. Einmal lag ich abends im Bett und ich konnte nicht einschlafen, weil mein Bauch so brannte und so laute Geräusche machte, doch obwohl ich mir ausredete , dass es der Hunger sei, aß ich ein Knopers. Danach hatte ich ein unfassbar schlechtes Gewissen und konnte erst recht nicht einschlafen. Ich wog mich mindestens 4 mal am Tag um ständig die Kontrolle über mein Gewicht zu haben. Ich rechnete mir schon abends an Hand meines Gewichtes aus, was ich am nächsten Tag wiegen würde. Natürlich wog ich bereits am Abend weniger als am Morgen davor.
Wenn ich einen Tag mal nicht mal 100 g abnahm, bestrafte ich mich damit eine Mahlzeit wegzulassen. Ich nahm radikal ab. 10 kg in 2 ein halb Monaten.
Meine Familie machte sich fürchterliche Sorgen.
Dann kamen die Winterferien und ich wog 66 kg.
Bis zu den Osterferien wog ich immer zwischen 62 und 65 kg und nach außen hin wirkte ich auf alle sehr zufrieden und gesund. Alle sagten mir wie toll und schlank ich jetzt aussehen würde, doch ich selbst sah keine Veränderung, bis heute. Es ist jetzt Mai 2014 und ich habe heute morgen 65,3 gewogen als ich mich eben gewogen habe nach dem Mittagessen wog ich 66,3 und bin fast in Tränen ausgebrochen und bestrafe mich jetzt schon damit heute nichts mehr zu essen damit ich morgen früh wieder 65 kg wiege. Eigentlich esse ich jetzt auch wieder normal und niemand macht sich Sorgen. Alles scheint wieder in Ordnung wäre da nicht noch diese eine Sache, von der niemand weiß.
Ich übergebe mich. Ich übergeben mich seit Februar 2014. Ich weiß nicht mehr genau wann ich es das erste Mal gemacht habe, aber ich weiß noch genau, was ich dabei gedacht habe. Ich werde es nie wieder tun, nur dieses eine Mal. Doch es wiederholte sich und wiederholte sich und die letzten vier Monate vergingen so rasend schnell, sodass ich garnicht gemerkt habe, wie tief ich da rein gerutscht bin. Mitlerweile übergebe ich mich fast alle 2 Tage, wenn ich das Gefühl habe zu viel gegessen zu haben. Doch ob ich mich danach besser fühle? Nein ganz im Gegenteil mir geht es danach noch beschissener.
Ich hatte früher immer viel Spaß, habe am Wochenende immer sehr viel Alkohol mit Freunden getrunken, doch das tue ich jetzt nicht mehr, weil Alkohol zu viele Kalorien hat. Ich fürchte mich davor auf die Waage zu steigen und fürchte mich davor wieder zu zunehmen. Ich habe sogar das Gefühl, dass ich langweilig geworden bin...
Und seit ein paar Tagen verspüre ich das Bedürfnis mit jemand über all das zu reden, denn ich tue nichts anderes mehr als daran zu denken, was ich heute noch esse oder schon gegessen habe. Ich will endlich wieder meinen Kopf frei bekommen und an was anderes denken.

Monika Anwort von Monika

Hallo,

erstmal vielen Dank für deine Mail an uns.

Du schreibst selbst, dass in den letzten Tagen in dir der Wunsch entbrannt ist, dich jemandem mitzuteilen. Damit hast du genau den richtigen Schritt getan!

Du merkst, dass dein Essverhalten nicht mehr normal ist. Du übergibst dich seit 4 Monaten regelmäßig, deine Gedanken kreisen nur noch ums Essen, um dein Gewicht, um die Waage. Du bestrafst dich mit Nicht-essen, du unternimmst weniger mit deinen Freunden, bist nicht mehr so fröhlich sondern eher langweilig geworden. Ich vermute das heißt, dass du dich zurückziehst.

Dies alles sind Symptome einer Krankheit, die du bestimmt schon einmal gehört hast: Bulimie.
Sie betrifft vor allem junge Frauen und Mädchen, du bist also nicht alleine damit.
Es ist eine Krankheit, das heißt ohne Hilfe ist es fast unmöglich da wieder heraus zu kommen. Du hast das auch schon festgestellt. Die Monate verfliegen und du hängst immer tiefer drin.

Der erste Schritt wäre nun zu deinem Hausarzt zu gehen und ihm/ihr deine Symptome zu schildern. Der wird dich eingehend untersuchen und kann dich auf jeden Fall an eine Fachklinik, einen Therapeuten oder Kinder-und Jugenpsychiater weiterverweisen.
Das hört sich jetzt vermutlich ertsmal sehr abschreckend an, aber du willst da raus kommen und daher brauchst du Hilfe!
Wenn du dir ein Bein gebrochen hättest würdest du ja auch zum Arzt gehen!

Du schreibst auch, dass deine Mutter in ihrer Jugend Ähnliches mitgemacht hat, wie du jetzt. Du kannst dir also bestimmt von ihr erzählen lassen, was ihr geholfen hat und wie das Ganze abgelaufen ist.
Sprich mit ihr! Ich denke, das Schreiben an uns hat dir bereits geholfen. Der nöchste Schritt wäre deine Familie einzuweihen. Sie können dich unterstützen und auch zu Hause dafür sorgen, dass du dein Essverhalten veränderst und das Thema Figur und Schlanksein nicht immer präsent ist.

Lass dich nicht unterkriegen und unternimm etwas.
Ich wünsche dir viel Kraft, Mut und Ausdauer für deinen Weg, damit du wieder die junge unbeschwerte und fröhliche Person wirst (egal mit welchem Gewicht), die du warst.

Liebe Grüße
Monika