Problem von Anonym - 15 Jahre

Pervers?

Hallo liebes Team,
Ich bin 15 und in vielen Sachen momentan am Boden. Ich wurde zum Beispiel 2 Jahre gemobbt und nun zwar nicht mehr, jedoch habe ich in der Schule nur einen Freund. Insgesamt hab ich 4 Freunde.

Na ja, mein Hauptanliegen ist, dass ich gewisse Fantasien entwickle. Ehrlich gesagt möchte ich keine persönliche Hilfe, sondern lieber eine Beratung im Internet.

Ich habe schon alles gesehen, von GTA V bis zu Hardcore-Pornos, die mich aber schockiert haben.
Ich bin durch einen Ex-Freund mit 12-13 Jahren auf diese Seiten gelangt, was ich ihm sehr übel nehme. Da habe ich mir einmal gesagt, dass ich endlich aufhören muss damit (mit 14 Jahren), weil meine Sexualität schon völlig verzerrt war.
Da fingen die Phantasien an.
Es waren fast immer Leute aus dem realen Leben. Darin waren, was mich beunruhigt, viele meines Alters, Jungen und Mädchen. Sogar jüngere. Ich hab dann zuerst überlegt, ob ich irgendwie pedophil bin, habs mir aber so erklärt, dass ich mit Erwachsenen in meinem Alter nichts anfangen kann.

Kurzzeitig kam wie ich zu meiner Schande zugeben muss, mein Bruder hinzu, doch habe ich ihn aus meinen perversen Phantasien verbannt. Ich kann sie auch bei Belieben abstellen und sie nehmen bis jetzt keinen Einfluss ins reale Leben. Nur komme ich ohne diese Phantasien nicht weiter.
Und Hilfsmittel, die zu dieser Erregung führen, wurden ausprobiert, aber letztendlich unterlassen.
Ich will nicht krank sein.
Alle sagen, ich sei überdurchschnittlich schlau.
Ich könnte wieder Pornos gucken, aber das will ich nicht.
Ich habe alles mögliche ausprobiert. Sogar einmal mein Glied am Fell meines Hasens gerieben. Danach habe ich mich so schlecht gefühlt, nicht zu fassen.
Das habe ich unterlassen.
Ich wollte nie so weit sein, das alles habe ich meinem Freund zu verdanken. Der mir einen Link gab und sagte, ich solle diese Seite mal aufrufen.
Ich will auf keinen Fall zum Psychologen. Ich bin doch normal. Ich hatte eine normale Kindheit. Dennoch kann ich so nicht leben.
Ich habe schon über einen Suizid nachgedacht, bevor ich irgendetwas in die Tat umsetze. Aber ich habe eine Sperre im Kopf und gute Erziehung. Da kann das doch nicht passieren.
Bei einem Suizid wären meine Eltern traurig und vielleicht kann ich ja irgendwann doch was aus meinem Leben machen.
Sorry, dass ihr immer mit so kranken Leuten zu tun habt. Aber meinen Eltern kann ichs nicht erzählen.
Ich verspreche ich mir von eurer Antwort sehr viel.
Ich entschuldige mich in aller Form für alle Rechtschreibfehler und für das Fehlen jedweder Info.
Ich habe schnell geschrieben, da ich unbedingt die Antwort brauche.
Ich danke Euch.
LG

PaulG Anwort von PaulG

Grüße dich lieber Anonymer!

Ich versuche mal, mich behutsam an das Thema heranzutasten.

Wir sind Männer. Hat mal jemand gesagt, dass es einfach ist, ein Mann zu sein? Er muss sich getäuscht haben.

Es heißt, in der Fantasie sei alles erlaubt. Das stimmt grundsätzlich auch, solange es eine Fantasie bleibt. Empfindest du wirklich den Drang, solche Dinge zu tun? Oder hast du Angst, dass es dazu kommen könnte? In diesem Fall denke ich, ist vielleicht schon das ein Zeichen, dass du eben nicht pervers bist.

Ich schreibe es einfach mal "ins Blaue hinein": Ich glaube einfach nicht, dass du pervers bist!

Heutzutage gibt es Pornographie, das gab es früher nicht. Aber dass man überlegt, welches Geschlecht einen anzieht, ist normal; dass man gewisse Vorlieben entwickelt, auch. Das können "harmlosere" Dinge sein, wie etwa Erregung durch einen bestimmten Menschentyp - ob alt oder jung, dick oder dünn, was auch immer; selbst wenn man damit allein zu sein scheint, ist es ganz normal. Jeder hat da seine eigenen Vorstellungen. Dann gibt es Fetische - dazu zählt auch die Erregung durch Gewalt, ob man sie selbst erfährt oder ausübt; es kommt vor, es darf auch sein, wenn Leute es freiwillig tun, und niemand gezwungen wird.

Pädophilie und Inzest sind äußerst heikle Themen. Seien wir ehrlich: Das Problem mit der Pornographie ist, dass sie oft nicht bloß als "Anregung" gebraucht wird. Es ist ein riesiger Markt, auf dem nur eine einzige Ware verkauft wird: Und das ist die Lust. Aus jedem Bild, jedem Wort, springt dir derselbe Trieb entgegen. Auch wenn dir gesagt wird, diese Menschen leiden, kann es ein Problem geben: Was du siehst, dient zum Lustgewinn. Und eben nicht, um auf die Probleme aufmerksam zu machen. Das alles sind Hülsen, sie bedeuten nicht, dass du gewalttätig oder pädophil bist, oder deinem Bruder Gefahr droht. Pornos sind ein Mittel, bei dem der menschlichen Fantasie keine Grenzen gesetzt sind. Man kann sie sehen, wenn man sich gut dabei fühlt. Wenn es dir schwer fällt, eine Grenze einzuhalten - was man begreifen kann -, dann ist es gut, wenn du Pornos meidest.

Aber deine Fantasie! Natürlich ist sie angeregt durch die Bilder oder Filme, die du gesehen hast. Aber wenn man jung ist, kann es durchaus sein, dass man auch durch Jüngere erregt wird; das bedeutet noch nicht, dass du für sie gefährlich bist. So wie der Porno eben nicht das leidende Mädchen zeigt, dem Gewalt angetan wird, so fragst du dich in deinem Kopf auch nicht, ob die Person gerade will oder nicht. Dafür ist es eine Fantasie - immer da, wenn du sie brauchst, und niemals schädlich. Du bist fünfzehn; was verstehst du unter jünger? Sind es Leute, die selber schon in der Entwicklung begriffen sind? Oder wirkliche Kinder, die davon noch gar nicht wissen?

Die Frage ist jetzt: Geht es dir wirklich so, dass du den Drang nach einer Straftat verspürst? Oder kommst du dir nur unnormal vor?

Kontakt mit Pornographie haben - leider! - viele, die noch sehr jung sind. Man kann es kaum verhindern. Das Erschreckende ist, dass nicht das echte Gefühl gezeigt wird. Nicht der wirkliche Mensch, den man anfasst und nach dem man sich sehnt, und vor dem manches peinlich ist. Alles ist dasselbe: Man darf alles, man kann immer, man fühlt sich nicht schuldig. So sind die Leute dort. Daher liegt es nahe, irgendwann nach immer neuen Eindrücken zu suchen, weil das "Normale" nicht reicht. Die Grenzen zu dem, was aus gutem Grund verboten ist, sind sehr fließend; das ist ein großes Problem. Nur heißt das nicht, dass es prinzipiell schlecht ist, Pornos zu schauen. Dient es dir als Übergangslösung, bis du einen wirklichen Partner findest? Oder drückt es für dich Sehnsüchte aus, die wirklich schlimm sind, wirkliche Perversionen? Ist es dir egal, was ein Opfer fühlt? Oder ist es so, dass du wirkliche Scham hast, wirkliche Angst - dieselbe, die du gegenüber einem echten, greifbaren Freund oder Freundin haben könntest? Ist es eine Neigung, die gefährlich ist, und die du bei dir erkannt hast? Oder - und das glaube ich -, ist es die Erregung, die dir gegeben ist, und von der du fürchtest, dass sie dir entgleitet?

Ist deine Sexualität wirklich "verzerrt"? Oder hast du einfach sehr früh gelernt, dass dich Dinge erregen können, die du nicht willst, die aber trotzdem menschlich sind? Es ist ein Unterschied zwischen dem Bild, das nur ein anderes Gewand für das gleiche Gefühl ist, das du auch hast - und der wirklichen Perversion, die gefährlich ist. Kann dich das vielleicht ein wenig beruhigen?

Selbstverständlich sind Pädophilie oder Inzest, oder auch Erregung an Tieren, nicht in Ordnung und zu verurteilen. Für die Schäden, die daraus entstehen, gibt es keine Entschuldigung. Bliebe all das Fantasie, und wäre der, der fantasiert, sich dessen immer sicher: Dann würde daraus kein Problem. Wo siehst du dich? Du hast es als Bilder beschrieben, die neben anderen, aus anderen auftreten. Ich möchte dir sagen, dass du, glaube ich, anders denken würdest, wenn du tatsächlich krank wärst.

Zu deinen Suizidgedanken möchte ich sagen: Bitte, bitte, tu dir nichts an. Nicht nur, dass es keine Schuld gibt, die das rechtfertigen würde - es ist nie eine Lösung. Du hast richtig gesagt, dass deine Eltern - und Freunde, und alle - traurig wären. Unsagbar traurig! Du musst dich nicht zum Verbrecher stempeln; du bist noch jung. Achte auf dich und such dir Hilfe, falls du jemals bemerkst, dass jemand anders durch dich Gefahr droht. Aber ich glaube nicht, dass es so ist oder so sein wird.

Es wäre nicht verkehrt, mit einem Psychologen darüber zu sprechen. Es kann dich keiner dazu zwingen. Aber ich möchte dir dazu raten. Denn Probleme können immer auftreten, gleich wie behütet und geregelt man lebt oder aufgewachsen ist. Es geht hier um dich und dein Wohlbefinden - nicht darum, eine Krankheit zu therapieren. Die Therapie soll heraus finden, wo die Ursache für deine Gedanken liegen könnte; du hast sie ja selbst schon teilweise formuliert. Angst musst du davor keine haben, es liegt aber ganz bei dir. Solltest du noch einmal in Kontakt mit Pornographie kommen, und auf Inhalte stoßen, die dir bedenklich scheinen, kannst du sie auch an die Polizei weiterleiten.

Mein Eindruck von dir, lieber Anonymer, ist ein anderer als der, den du von dir selbst hast. Du gehst sehr hart mit dir ins Gericht. Ich würde nicht sagen, dass du "krank" bist. Ich glaube eher, dass deine Erregung dich plagt; sie ist normal, aber dass gewisse Gedanken quälend sind, kann man gut verstehen.

Ich möchte dich dazu ermutigen, genau auf dich zu achten: Such dir Hilfe und öffne dich deinem Umfeld, wenn du jemals denkst, dass du die Kontrolle über dich verlierst. Bis dahin überleg dir einmal: Fürchtest du wirklich, es könnte so etwas durch dich passieren? Oder sind es Bilder, die deine Erregung verkleiden, die du aber nie in die Tat umsetzen würdest? Dies sind meine Gedanken. Ich wünsche dir viel Kraft und guten Durchblick. Und ich habe gute Hoffnung, dass du zu einer Lösung kommst, die dich zufrieden stellt.

Liebe Grüße,

Paul