Problem von milena - 14 Jahre

kann nix essen ohne mich dabei zu ritzen

Eigentlich halte ich nicht so viel von solchen Seiten. Jeder kann mitlesen und selbst wenn ich mich anonym ausgebe, fühle ich mich so,als würde ich es an das schwarze Brett der Schule schreiben. Jeden Tag müsst ihr euch diese problemberge von fremden Leuten durchlesen. Auch ich werde euch mit meinem s#$^iß Leben konfrontieren. Ja mein Leben ist ziemlich im Arsch! Ich ritze mich auch aber aus privaten und äusserst persönlichen Gründen die niemanden was angehen. Ich kann Nur was essen, wenn ich mich danach auch ritze weil ich das sonst alles wieder auskotze. Essen ohne ritzen ist abstoßend finde ich! Die längste Zeit Ohne ritzen ist 7 Tage in denen ich nicht mehr gegessen habe als eine halbe Pizza zwei Äpfel und 6 Kekse. Ich will auch echt keine Aufmerksamkeit, im Gegenteil!! Meine "Freunde" nerven mich nur damit "OMG hör endlich auf das ist ja schrecklich" aber sie fragen mich nie warum ich das mache. Weil mir niemand glaubt!! Ich möchte von euch nicht die Tipps hören: geh mal zu einem Artzt
telefoniere mal mit uns (ich kann nicht telefonieren das geht echt nicht ich verhasple mich da nur!!)
und ich hab mir schon alle Beiträge zum Thema ritzen durchgelesen.

ich möchte zwar indirekt auch Hilfe aber eigentlich möchte ich vorerst mal ne Meinung dazu hören.
danke im Vorraus Milena

Pia Anwort von Pia

Liebe Milena,
ich freue mich, dass Du uns geschrieben hast, auch wenn Du der ganzen Sache sehr kritisch gegenüber stehst. Ich finde das absolut in Ordnung und manchmal ist es auch wichtig, dass man vorsichtig ist. Es ist immer schwer solche intimen Themen anzusprechen und ich finde es mutig und klasse, dass Du damit begonnen hast.

Vielleicht hast Du gemerkt, dass es erleichternd ist, darüber zu schreiben? Hast Du es als entlastend erlebt? Das liegt oft daran, dass man sich dadurch etwas von den belastenden Gedanken distanzieren kann und ich möchte Dich ermutigen, es öfters zu machen. Gerne hier, aber auch für Dich ganz allein in ein Tagebuch etc. das wäre nun mein erster Tipp, ohne Dich gleich weiter zu schicken. Vielleicht klingt es für Dich albern, aber es hilft. Oftmals geht das noch besser, wenn Du von Dir in der dritten Person schreibst, als wärst Du eine liebevolle Beobachterin und würdest beschreiben, was diesem 14 jährigen Mädchen vorgeht und warum sie sich solche Dinge antut.Vielleicht fällt Dir dann mehr auf, womit Du zu kämpfen hast und was für Ursachen hinter dem selbstverletzendem Verhalten liegen.

Ich bin mir sicher, dass Du Ursachen weißt, die Dich dazu zwingen, dieses Verhalten auszuführen. Du möchtest jetzt noch nicht mehr darüber schreiben, was ich verstehen kann. Es ist nur für mich schwer darauf zu antworten, weil ich immer gerne auf die Themen schaue, die hinter Deinem Verhalten stecken.
Das was ich hier heraushöre ist Misstrauen gegenüber Menschen, denen Du Dinge anvertraust. Ich spüre eine Enttäuschung, Dass Du Dich selbst verurteilst, weil Du manchmal Probleme hast zu telefonieren. Du von Deinen Freunden kein Verständnis und Interesse bekommst. Außerdem hast Du Angst, man könnte Dir nicht glauben und dass man Dein Verhalten nur damit abstempelt, dass Du Aufmerksamkeit suchst. Ich möchte Dir gerne sagen, dass ich nicht daran glaube, dass man damit nur Aufmerksamkeit sucht, also hoffe ich, dass Du Dich in meiner Nachricht wohl fühlst. Oftmals hat es tatsächlich etwas mit Aufmerksamkeitssuche zu tun, was ich auch überhaupt nicht abwerte. Manchmal würde man sich wünschen, dass man Hilfe bekommt, aber traut sich nicht danach zu fragen oder hat das Gefühl es nicht zu verdienen und greift dann zu solchen Mitteln um das Leiden zu zeigen. Aber das ist bei jedem ganz individuell verschieden und daher muss bei dir diese Motivation kein Thema sein.

Einerseits schreibst Du sehr offensiv und möchtest keine Tipps wie einen Rat Dir professionelle Hilfe zu suchen und da Du schreibst, dass Du schon sehr viel darüber gelesen hast, macht es auf mich den Eindruck, dass Du auch ungern einen Lesetipp haben möchtest. Das macht es mir schwer etwas zu empfehlen, aber mich hat Dein Schreiben sehr berührt, daher hab ich mich an Deine Antwort gewagt. Einerseits möchtest Du nicht so gerne Hilfe, aber andererseits gibt es da dieses Interesse, eine Meinung zu hören und den Wunsch mit Freunden darüber zu sprechen.

Wieso ist das so? Ich würde das gerne wissen. Genauso auch, warum Du Dir nicht erlaubst zu essen, ohne dass Du zum Ritzen oder Erbrechen greifst. Ich kann leider nur Vermutungen aufstellen, welche nicht der Wahrheit über Dich entsprechen muss, also schaue einfach, was auf Dich zutrifft aus meiner Nachricht. Ich habe so das Gefühl, dass Du Dir vielleicht nicht gerne eingestehst, dass Du ein Problem hast. Außerdem merke ich, dass es da etwas in Dir gibt, dass Dir die Nahrung nicht erlaubt, ohne dass Du dich dafür bestrafst. Kann das sein? Das kann viele Gründe haben, wie traumatische, entwickelte oder wenn man Essen als etwas unnatürliches ungezügeltes erlebt oder man Angst hat, dass man dadurch zunimmt und sich das nicht erlauben möchte. Wie es bei Dir ist, weißt nur Du, daher würde ich mich freuen, wenn Du Dich selbst einmal damit auseinandersetzt, warum das so ist. Was Du fühlst, wenn Du isst. Was passiert, wenn Du keine Gegenmaßnahme ergreifst?

Ich frage mich, warum Du hier schreibst, wenn ein Teil in Dir keine Hilfe möchte. Ich spüre das so, als wäre da auch noch ein anderer Teil in Dir, der vielleicht Angst hat. Es kann sein, dass er Angst vor diesem zerstörerischen Anteil in Dir hat und nicht mehr leider möchte und merkt, dass Du die Kontrolle verloren hast und es nicht mehr stoppen kannst. Das ist sehr gefährlich, liebe Melina! Es ist Dein Körper und Du solltest auf ihn aufpassen. Es kann sein, dass Du Deinen Körper hasst, aber bedenke doch, was er alles für Dich leistet und dafür solltest Du gut auf ihn achten. Dazu gehört regelmäßige und ausreichende Nahrung und kein selbstverletzendes Verhalten. Ich hab Sorge um Dich! Es macht den Eindruck, als wärst Du neben dem Ritzen auch in der Spirale der Essstörung. Wobei sich essen bzw. nicht essen mit dem Ritzen intensiviert.

Möchtest Du den Ausstieg? Dann würde ich Dir gerne raten, dass Du Dir Hilfe vor Ort holst. Bei einem Menschen, den Du magst, dem Du vertrauen kannst, der Dir gern zuhört und der Dir helfen kann. Das kann erstmals eine gute Freundin sein oder ein Bekannter. Lehrer kennen sich zu diesem Thema auch gut aus. Am besten wäre natürlich ein Fachmann, der kennt sich damit am besten aus und kann Dir gut helfen. Er ist auch nur ein Mensch, nur hat er in seiner Ausbildung gelernt, wie man Menschen versteht und durch welche Methoden man ihnen helfen kann. Ich habe dazu auch etwas unter der Direkthilfe geschrieben, wo Du auch entdecken kannst, dass dort Schweigepflicht herrscht und Deine Eltern nichts mitbekommen:
http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/31/Professionelle-Hilfe-Wie-finde-ich-einen-Psychotherapeuten.html

Liebe Milena, es liegt mir wirklich am Herzen, dass es Dir besser geht und wenn Du möchtest schreib mir nochmals mit mehr Hintergründen, so viel, wie Du magst. Nur so viel, so wie Du Dich wohl damit fühlst. Was ich Dir nun so empfehlen kannst, dass Du Dich über Skills erkundigst, die Dir helfen, das Ritzen zu Verhindern. Es kann etwas sein, dass Dich ablenkt, das Dich auspowert, das Dir gut tut, dass auch schmerzhaft ist aber nicht so gefährlich wie ritzen. Das Ritzen hinterlässt auch unschöne Narben und wenn Du an Deine Zukunft denkst, dann solltest Du bald damit aufhören. Schau einmal hier:
http://www.magersucht-online.de/index.php/informationen-zu-magersucht/36-selbstverletzendes-verhalten-svv-
Hier findest Du auch ausführliche Informationen über Essstörungen. Ich wünsche Dir sehr, dass Du etwas an Deinem Verhalten änderst, denn Du bist es wert. Du musst außerdem auch mit sehr vielen Spätfolgen rechnen, wenn es weiterführst. Bitte achte gut auf Dich.

Ich wünsche Dir alles Gute! Viel Mut zur Änderungen und dass es Dir bald besser geht und Du auch auf die Anteile in Dir hörst, die es gut mit Dir und Deinem Körper meinen.
Alles Liebe
Pia