Problem von Anonym - 23 Jahre

ich liebe seid 8jahren diesen star

Hallo ich wollte mal loswerden das ich seid 8 Jahren einen star liebe ich liebe auch irgendwie kein anderen Mann ich habe bei ihm totale Schmetterlinge im Bauch daher würde ich ihn total gerne mal sehen und mit ihm spreche. Um es ihm zu sagen mir ist es auch egal was andere über ihn sagen ich stehe zu ihm ich kann erst auf geben wenn er mir persönlich gesagt hat das ich ihn nicht bekomme vorher kämpfe ich weiter

PaulG Anwort von PaulG

Grüße dich liebe Anonyme!

Ist doch ein guter Anfang, dass du es losgeworden bist, oder? Wenn ich dein Problem lese, beschleicht mich das Gefühl, als ob es dir peinlich ist. Ich glaube aber, sagen zu können, das muss es nicht. Schließlich geht es um jemanden, den du liebst - und darüber sollte man sich niemals lustig machen.

Nun, die Liebe zu einem Star (wer auch immer es ist) hat einen großen Haken: Sie hat keine Zukunft, oder noch genauer, ist nahezu unmöglich. Ich wüsste von keiner gelungenen Liebesbeziehung zwischen Star und Fan. Das ist wohl für beide Seiten nicht schön. Ja, du liest richtig. Es ist gut möglich, dass du nicht als Einzige für ihn schwärmst, und dieses Wissen muss auch für ihn belastend sein. Denn all diese Frauen und Mädchen können nicht nur deshalb nicht seine Freundin werden, weil er sie nicht trifft. Er könnte es auch gar nicht, und es könnte nicht funktionieren.

Sobald er das Haus, Hotel, Flugzeug verlässt, ist er von Leuten umlagert. Selbst wenn es ihm gelingt, mal unerkannt zu bleiben, spürt er die Blicke der Menschen bohrend in seinem Rücken: Was, denkt er, was, wenn der nächste wieder ein Stalker, ein Hasser, ein verrückter Paparazzi ist? Und zu dem, dass er nicht mal in Ruhe einen Kaffee trinken kann, kommt noch, dass sie alle genau das wollen: Eine sensationslustige Menschheit wartet ja darauf, dass er sich den Zucker übers Hemd leert, damit sie über ihn lachen können. Als ob das nicht jedem mal passieren würde. Als ob wir nicht alle von Zeit zu Zeit mal Lust haben... einen Kaffee zu trinken? Einfach mal in die Stadt zu gehen, in irgendein Lokal zu schlendern - vielleicht eines, wo wir noch nie waren, weil es uns halt anlacht -, und die Atmosphäre zu genießen? All das geht nicht, wenn man berühmt ist, so berühmt, wie die heutigen Sänger, Schauspieler, Sportler und so weiter, es sind. Die Welt zerreißt sich den Mund über sie, weil es ja nicht genug ist, einen Film oder einen Song schlecht zu finden - nein, der- oder diejenige muss auch noch privat ein Idiot sein. Wir wollen einfach wissen, was für ein Idiot er oder sie ist. Wir wollen einfach nicht sehen, dass wir genauso sind wie sie. Aber uns umgibt die Aura des Unbekannten, wir können einige Schritte tun, und keiner kennt uns. Wir können neu anfangen, alles hinschmeißen. Wir können träumen, wie es wäre, berühmt, zu sein. Oder träumen, wie es wäre, irgendwo in der Einsamkeit zu siedeln. Ich bin mir nicht sicher, welcher Traum der schönere ist. Einem Star müssen beide immer verwehrt bleiben. Und jeder, der den Anschein erweckt, ihn oder sie zu kennen, wird unweigerlich ein Teil dieses Spektakels.

Du merkst, worauf ich hinauswill: Würde die Beziehung zu diesem Star dich wirklich glücklich machen? Wenn du mal davon ausgehst, es wäre möglich?

Zu der ständigen Hetze, von der ich schrieb, kommt noch etwas: Jeder Star ist angehalten, ein bestimmtes Bild von sich zu pflegen. Er ist der harte Kerl, der kleine Junge, die stille und leicht depressive Schöne... Manchmal, wenn sie sich zu lange in einer Rolle gequält haben, bricht die unterdrückte Sehnsucht hervor, das Leben zu genießen. Und genauso, wie die Öffentlichkeit vorher über sie herzog, lacht sie jetzt hämisch über das neue Bild. Sie können es uns nicht recht machen. Sie sind arme, arme Menschen, diese Stars. Sie dienen dazu, unsere geheimen Ängste zu verdecken, unsere Wut auzulassen, unsere Angst und Wut, dass wir genauso fehlerhaft sind wie alle übrigen Menschen. Das wollen wir nicht sehen. Und deshalb werden diejenigen, die unsterbliche Kunst und Leistung schaffen und erbringen, öffentlich gedemütigt.

Glaubst du, du würdest in deinem Schwarm das finden, was er in Filmen oder Songs über sich preisgibt? Vielleicht. Wahrscheinlicher ist es aber, dass er geheime Fehler hat, die du nicht ahnen konntest. Dass er langweilig ist, wo er abenteuerlustig schien. Spießig, wo er ungezwungen aussah. Und so weiter, und noch mehr. Selbst wenn du all deine Träume bestätigt fändest, so wäre damit doch nur ein kleiner Teil seines Wesens abgedeckt. Und im Gegensatz zu einem Mann, der "normal" ist, den du kennen lernen, interessant finden und ganz gefahrlos "erforschen" kannst, weil du ihn lachen und reden hörst und siehst, und dich traust; im Gegensatz dazu, kann dich bei einem Star nichts auf die Wirklichkeit vorbereiten. Alles was wir von ihnen hören und sehen, ist in gewisser Weise künstlich. Der berühmte Sänger lacht so, dass hundert Millionen Frauen hingerissen sind. Er spricht so über seine Traumfrau, dass hundert Millionen Mädchen das Herz höher schlägt, weil sie glauben, sie könnten gemeint sein.

All das ist nicht gemeint, um deinen Schwarm schlecht zu machen. Ich möchte den einen, wichtigen Punkt ansprechen: Was hat er, was ein Anderer nicht hat? Hat er irgendetwas, das nur ihm gehört - gibt es etwas, das du liebst, das er nur dir zum Geschenk machen könnte? Oder würdest du nicht immer Neiderinnen und Feindinnen haben? Nicht eine, nicht fünf - sondern Millionen? Würdest du nicht selber Teil dieser Maschine, die etwas aus dir macht, was du nicht sein magst und kannst?

Was ist dein Wunsch? Ist es ein Mann, der nur für dich lächelt, wenn er heimkommt? Von dem du weißt, er wirft seine Jacke nur so hin, weil er sich bei mir sicher fühlt? In dessen Auge die Kerzen so flackern, dass du darin nicht nach dem Bild einer Anderen suchst? Der nur dir gehört, wenn er die Tür zuzieht? Mit dem du verreisen kannst, ohne dass man euch kennt? Der den Arm um dich legt, ohne dass ihr auf hundert Titelseiten erscheint? Möchtest du all das in den Wind schreiben, weil du einem Star nachläufst, den es nicht geben kann? Er wird immer ein Stern bleiben; hell, aber immer viele Lichtjahre entfernt.

Dein Problem hat die Schwierigkeit, dass es in deinem Denken liegt. Es kann nur langsam abklingen - und dafür möchte ich dir Hoffnung zusprechen. Denn du musst deinen Star nicht aufgeben. Wie du ihn dir machst, wird er immer deiner sein. Aber es gibt noch viel zu entdecken, es gibt den EINEN zu entdecken. Und ich bin sicher, du wirst. Aber zuvor musst du dir klar werden: Du wirst auf diese Weise nicht glücklich. Und weder ist es das, was du willst, noch was dein jetziger Schwarm wollen könnte. Ich bin sicher, es wird sich finden. Du musst es nicht loswerden, du musst ihn nur loslassen. Ein Stückchen, gerade so weit, dass dein Traummann sich dazwischen drängen kann. Dein Star bleibt, wo er ist. Zwinker ihm dann mal verstohlen über die Schulter deines Traumprinzen zu, wenn er es nicht sehen kann.

Alles Gute und liebe Grüße,

Paul