Problem von Anonym - 15 Jahre

Essverhalten

Hallo liebes Team:),
ich weiß nicht ob mein Problem ein Problem ist und möchte deswegen eine objektive Meinung dazu hören :
Ich hab vor einigen Wochen eine strenge Diät angefangen, die hcg-diät mit 500 kcal täglich. Meine Freundin und einige Bekannte haben das auch schon gemacht und waren erfolgreich. Meine Eltern waren auch einverstanden,mein Papa ist Arzt und war sich über diese Diät bewusst. Meine Eltern waren zwar nicht begeistert aber ich konnte sie überzeugen. Ich wollte von 64 kg auf 55 runter. Ich sah aber nie besonders dick aus,wenn ich angezogen war,schätzten mich die meisten auf 57-58 kilo. Nur bin ich selbst so unzufrieden mit mir, dass ich das musste. Habe es auch geschafft mein Ziel zu erreichen und bin von da an,trotz der Stopp der Diät und Verbot meiner Eltern weiter runter auf 53. Ab hier plagt mich ein furchtbares Essverhalten. Manchmal esse ich weiterhin nur 500 kcal oder faste den Tag komplett, esse ich aber nur ein bisschen mehr oder manchmal wenn ich überhaupt esse bekomme ich eine schreckliche Fressattacke und stopfe ALLES in mich rein bis ich mich nicht mehr bewegen kann oder mir richtig schlecht wird. Ich nehme dann natürlich wieder stark zu und das bedeutet dass ich wieder die nächsten Tage hungere. so geht das immer wieder. Mein Gewicht schwankt zwischen 54 und 56 kilo. und ich möchte unbedingt abnehmen. Habe deswegen mich sogar einer Ana- Gruppe angeschlossen, um es durchzhalten. Ich will nicht zunehmen, deswegen denke ich mir manchmal dass ich lieber gar nix esse als eine Fressattacke zu bekommen. Werde das nächste Wochenende Fasten, dass zieh ich durch aber ich habe furchtbare Angst vor den nächsten Wochen. Ein normales Essverhalten kann ich einfach nicht mehr,ich weiß einfach nicht warum...Weiß einfach nicht was ich tuen soll. Ich schäme mich für meine Fressattacken und bestrafe mich dann durch Hungern selbst.

Pia Anwort von Pia

Liebe Unbekannte,
schön, dass Du Dich an uns gewendet hast.

Dein Essverhalten macht mir Sorge und Du hast Recht, dass ist nicht mehr gesund und Du merkst, dass es immer schwieriger wird. Schade, dass Du Deinem Körper nicht mehr vertraust, denn im Grunde stellt er sich bei ausgewogener Ernährung und Bewegung auf ein für Dich optimales Gewicht ein. Wenn man versucht dieses zu manipulieren, dann treten oft Schwierigkeiten auf. Du hast eine Menge abgenommen und das in kurzer Zeit, das ist nicht sehr gesund, das weißt Du sicherlich.

Du kannst Dir deinen BMI ausrechenen und schauen, was für Dich dein Normalgewicht ist und dieses solltest Du nicht unterschreiten. Schau doch einmal hier:
http://www.bmi-rechner.net/bmi-kinder.htm

Du weißt sicherlich auch, dass 500kcal viel zu wenig sind, damit Dein Körper ausreichend gestärkt ist. Wenn man abnehmen möchte, sollte man am besten langsam abnehmen und ausreichend viel Nahrung aufnehmen. Mit Deinen 15 Jahren solltest Du normalerweise zwischen 2200 und 2500kcal pro Tag zu Dir nehmen und da siehst Du schon, wie weit Du davon entfernt bist. Außerdem ist es wichtig, sehr langsam abzunehmen, da es sonst in diesen Teufelskreis raten könnte, wie Du es erlebst und außerdem kann man ein schnell verlorenes Gewicht auch schnell wieder zunehmen.

Du beschreibst, dass Du nicht zufrieden mit Deiner Figur warst, obwohl Du nicht dick warst. Hat sich das denn geändert? Fühlst Du Dich trotz dem enormen Gewichtsverlust immer noch dick? Das wäre nämlich ein deutliches Anzeichen dafür, dass Du Dich nicht richtig einschätzen kannst und eventuell an einer Körperschemastörung leidest. Du merkst selbst, dass Du nun nicht mehr damit aufhören kannst und gleichzeitig sehr an Deine Grenzen gerätst. Wenn Du Deinem Körper zu wenig gibst, dann zeigt er Dir das deutlich und es kommt zu Deinen Fressanfällen und dank Jojo-Effekt nimmst Du wieder schnell zu. Dein Körper läuft momentan auf Sparflamme. Er merkt, dass Du hungerst und spart bei all seinen Funktionen, daher fühlst Du Dich bestimmt oft schlapp oder kannst Dich nicht richtig konzentrieren. Wenn Du Dir dann ein wenig mehr zu essen gönnst, dann speichert er sofort alles, weil er Angst vor einer weiteren Hungerphase hat. Das ist ein Teufelskreis den Du durchbrechen solltest.

Du möchtest eine objektive Meinung? Ganz ehrlich, ich denke, Du brauchst Hilfe, Du hast nun ca. 10kg abgenommen und das kann echt gefährlich werden und Du schilderst sehr viel restriktives Gedankengut. Es wird immer schlimmer, wenn Du so weiter machst und Du merkst selbst, dass es gerade nicht weiter geht und Dein Gewicht hin und her schwankt und das ist für eine Essgestörte Psychoterror. Ja, ich denke, Du hast wahrscheinlich schon eine Essstörung, jedoch bin ich kein Fachmann und kann darf Dir das nicht zusichern. Die Anzeichen erfüllst Du meiner Meinung jedenfalls. Was erhoffst Du Dir von den "Anas"? Es ist schade, dass Du Dich ihnen angeschlossen hast, denn dieser Trend verharmlost und verherrlicht eine sehr schlimme Erkrankung und kann Dir im Grunde nicht helfen. Weder beim gesund werden als auch beim Abnehmen. Vielleicht tut es Dir gut, dass Du Dich austauschen kannst, aber ich finde, dass diese Bewegung dafür nicht geeignet ist.

Es klingt nun vielleicht hart. Aber frage Dich einmal, wohin Du möchtest? Möchtest Du ewig in dem Teufelskreis von zu viel und zu wenig essen hängen und immer unglücklicher und unzufriedener werden, obwohl Du doch schon Dein Wunschgewicht erreicht hast? Möchtest Du wirklich immer weiter abnehmen und dann im Krankenhaus enden, dafür die Schule vernachlässigen und merken, wie Dein Körper rebelliert und nicht mehr kann? Wohin möchtest Du? Ich denke, dass Du anfangs, noch mit der Unterstützung Deiner Eltern, ein positives Ziel hattest. Wieso verfolgst Du das nicht weiter? Du wolltest auf die 55kg und wenn das in Deinem Normalgewicht liegt, dann spricht nichts dagegen. Du hast leider sehr ungesund abgenommen, daher rate ich Dir, dass Du eventuell eine Ernährungsberatung machst und schaust, dass Du Dich im richtigen Maß bewegst, damit Du dieses Gewicht gesund und mit Freude halten kannst. Denn nun bist Du unglücklich?

Ich weiß nicht genau, was genau Du erfahren wolltest? Ich habe versucht Dir eine objektive Meinung dazu zu schreiben, denn ich denke, dass Du Dir und Deinem Körper mit einer Essstörung sehr schadest und es schwer wird, alleine wieder aus dieser Krankheit heraus zu kommen. Ich kann Dir nur ans Herz legen, dass Du Dir Hilfe holst. Spreche mit Deinen Freunden, Bekannten, Lehrer, Deinen Eltern oder einer Vertrauensperson, Deiner Wahl. Da Dein Vater Arzt ist, finde ich, dass er ein guter Ansprechpartner ist. Du hast es geschafft, dass Du hier geschrieben hast. Bleib nun bitte nicht stehen und mache den nächsten Schritt und spreche mit jemanden, der bei Dir Vorort ist. Ich denke, Du weißt, dass es nicht gut ist und dass Du etwas ändern möchtest, sonst hättest du hier nicht geschrieben, stimmt's? Du kannst Dich auch bei einer Beratungsstelle direkt oder an einen Psychotherapeuten wenden, dazu habe ich in der Soforthilfe geschrieben, schau mal hier:
http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/31/Professionelle-Hilfe-Wie-finde-ich-einen-Psychotherapeuten.html

Außerdem kannst Du Dich hier über Essstörungen informieren:
http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/23/Essstoerungen-bin-ich-zu-dick.html
http://www.bzga-essstoerungen.de/ (auch ein Test zur Ernährung)
http://www.hungrig-online.de/cms/

Liebe Unbekannte, ich würde mich freuen, wenn Du Dich nicht von der Essstörung und den Anas verleiten lässt, denn das bietet Dir keine glückliche Zukunft. Mache Dir immer bewusst, was Du wirklich möchtest! Wenn Du noch konkrete Fragen hast, dann kannst Du mir gerne ein Feedback schreiben. Ich hoffe sehr, dass Du für Dich und Deinen Körper kämpfst und ihn nicht so leiden lässt.

Alles Gute und liebe Grüße,
Pia