Problem von Andi - 20 Jahre

Nur einfach mal meine Gedanken ausschreiben

Hallo KK-Team. Ich möchte hier nur einfachmal meine Gedanken niederschreiben, weil mich das vllt etwas befreit. Entschuldigt die Formatierung und alles, ich werde einfach drauf losschreiben wie es mir grade durch den Kopf geht. Danke für's einfach durchlesen.

Ich habs schon gesagt, ich werde einfach anfangen auch wenn ich nicht weiß wie und völlig ungeordnet. Ich bin 20 Jahre alt, männlich, bin seit nun fast 5 Jahren mit meiner Freundin zusammen und wohnen auch gemeinsam. ich habe einen guten Job der mir eigentlich auch wirklich Spaß macht. Ich kann mir sorgen ein schickes Auto leisten. Ich habe Freunde. Den Besten und viele andere Gute. Ich habe keine Feinde deren Namen ich kenne oder an die ich denke. Eigentlich geht es mir so gesehen viel besser als den Meisten. Jeder der mich sieht, denkt ich bin glücklich. Und ja ich bin auch meist glücklich, wenn ich denn abgelenkt bin. Von was? Von allem. Ich sitze hier und frage mich wie geht es weiter. Nicht nur mit mir, aber wie ich das meine weiß ich selbst nicht. ich will nicht ganz normal leben. Jetzt würde die aussage kommen, dann mach doch was Ausgefallenes such dir ein Abenteuer. Aber nein! Es gibt nichts... ich könnte einen Dschungeltempel erkunden und ja es wäre spannend und ich würde alles wieder einige Zeit lang vergessen, aber hinterher? nein ich will meine zeit nicht verschwenden. Es muss doch ein Ziel geben oder nicht? Ich will nicht vor mich hinleben wie jeder andere auf diesem Planeten. Ich will alles hier und woanders sehen. wo auch immer "woanders" ist. Ich will nicht sterben. Ich habe keine Angst vor dem Tod. Ich weiß, dass wenn ich sterbe, mein Organismus versagt, mein Gehirn nicht mehr arbeitet und dann ist dunkel. Nein ich schwebe dann nicht in der Dunkelheit. Da ist nichts. Kein Gefühl, kein Schwarz, kein Weiß, kein gar nichts. Ich bin mir bewusst das ein Großteil der Menschheit das nicht versteht. Ich akzeptiere die Menschen, die das nicht verstehen wollen und sich an ihren Glauben klammern, weil sie eventuell Angst haben oder sich anders nicht vorstellen können. Das ist ok. Ich kann mich abfinden, dass da nichts ist. Ich möchte nur ewig leben, ich will nichts verpassen von all dem was passiert. Es kann doch nicht sein, dass ich einfach so vor mich hinleben soll, die Zeit verschwenden soll. Es muss doch etwas geben, weswegen ich hier bin. Und nein nicht für die Menschen um mich, was bringt das wenn es mich nicht erfüllt. Aber was erfüllt mich. Es ist nicht fair. Es heißt man solle dankbar für sein Leben sein. Aber ist es nicht Folter wenn man nicht weiß wofür?? Es ist doch einfach so, das man nur seine Zeit totschlagen muss und sich ablenken soll. Der ein oder andere denkt hier nun vielleicht an Selbstmord. Aber das ist schwach. Ich bin nicht schwach. Und jeder Mensch um mich spürt meine Stärke. Natürlich nicht die Körperliche! Ich gehe auf jeden Menschen mit Wärme zu! Ich helfe jedem wenn ich kann, egal ob ich ihn kenne oder Fremd. Aber das erfüllt mich nicht. Ich spüre in diesem Moment das ich gar nicht mehr so lust habe weiter zuschreiben. Schäme ich mich für mich selbst? nein warum auch es kennt mich keiner von euch. Ja es ist wieder besser. Jeder meiner Gedanken fließt über meine Finger in diesem Text. Ich bin gut zu jedem der es verdient. Und gleichzeitig hasse ich alle Menschen um mich herum, wenn ich nicht von meinen wirklichen Gedanken abgelenkt werde. Große Menschenansammlungen machen mich krank. Die Menschheit kann man nicht beschreiben. Fast jeder hält sich für eine Hauptfigur oder Schlüsselperson. Und ich sowieso. Ich sehe auf die Menschen herab, halte mich für etwas Besseres oder Höheres. Dem ist nun mal nicht so auch wenn ich es nicht war haben will. Wenn ich etwas höheres wäre, ich würde leiten... verändern... richten..? Wer weiß schon was recht und unrecht ist. Niemand hat recht, denn jeder hat seine Auffassung und Ansichten. Nur irgendjemand hatte mal das Glück das seine Ansichten als die Richtigen angesehen wurden. Der ein oder andere denkt nun vielleicht an Gott. Ich glaube nicht an einen Gott oder sonstige Mächte, auch wenn ich selbst gern einer wäre. Ich bin ein Mann des Realismus. Als Kind habe ich mich vielleicht aus Angst einige Zeit an den Glauben an einen Gott geklammert, das ist aber vorbei und das nicht, weil ich die Angst weg war. Ich habe einfach angefangen und logisch zu denken. Und genau das hat mich bis hier her gebracht. Aus einer nicht einfachen Kindheit bin ich ein äußert vernünftiger selbstständiger junger Erwachsener geworden, der erfolgreich in Beruf und Beziehung voranschreitet und doch irgendwie schon fast depressiv mit seinen Gedanken und unrealistischen Wünschen kämpft. Ich weiß nicht warum, das so ist. Es gab nicht mehr oder weniger dramatische Ereignisse im meinem Leben, als wie bei den meisten anderen auch. Der ganze Standardkram ist dabei. Meine Eltern trennten sich, Mama heiratet neu, trennt sich, versucht sich umzubringen, Papa heiratet neu, meine Schwester stirbt mit nur einem Lebensjahr an einer Krankheit, ich seh meinen Opa nach einem Schlaganfall halb tot auf dem Boden liegend, mein Onkel belästigt mich als kleines Kind, ohne dass ich es wirklich mit bekam, meine Mutter die ExAlkoholikerin und ja all sowas. Heute ist alles gut, alle verstehen sich und ich mag meine Familie. Besonders meinen Vater, aber das ist für einen Sohn sowieso Standard. Ich bin glaube ich ziemlich gefühlskalt. Das Ganze geht mir inzwischen ziemlich am Arsch vorbei und wichtig bin ich und mein Leben. Man war das damals schwer zu erklären warum ich wegen meiner Schwester nicht weinen musste. Ich verarbeitete das nicht irgendwie, ich fand mich damit ab. Klar wünschte ich sie wäre heute noch da und ich könnte mir ihr spielen und so weiter, aber so ist es nicht. Sie ist auch an keinem besseren Ort, wo sie nicht mehr leiden muss. Sie muss einfach nicht mehr leiden, weil sie nicht mehr da ist, außer natürlich in unseren Gedanken, was auch nur solange bleibt, bis bei uns Licht aus ist. Inzwischen habe ich viel geschrieben und ich kann nicht sagen, hey das tat gut es geht mir etwas besser. Nein mein vorheriges Gefühl hat sich in etwas bisschen Wut verwandelt. Wut auf mich, auf die Ärzte, die das Leben meiner Schwester verpfuscht haben, nicht aber auf die Leute die mein Leben verpfuscht haben. Ich weiß nicht wie es weiter geht. Ich werde warscheinlich gleich ins Bett gehen, mich zu meiner Freundin legen. Keine Ahnung wie ich es schaffen werde einzuschlafen, warscheinlich ewig auf dem Handy lustige Bilder angucken, bis die Augen brennen und schwer werden. Morgen ist dann erstmal Thema, was es zu essen gibt, dann werde ich wohl mit Freunden am Computer spielen und meine Tasche für die Arbeit am Montag vorbereiten. Und warscheinlich denk ich die Tage auch erstmal gar nicht mehr an die Punkte hier, denn mein Auto ist kaputt und ich muss mich darum kümmern, damit ich weiterhin gut zur Arbeit komme um Geld zu verdienen, damit ich Zeit totschlagen kann, bis ich vielleicht endlich weis wozu das Ganze. Ich bin müde. Körperllich weil ich schon den ganzen Abend auf den Bildschirm starre. Geistig weil es doch gefordert hat das hier alles zu schreiben, nein viel mehr ein zurammen. Ach ich weiß auch nicht. Insgeheim hoffe ich hier auf die Große Antwort, auch wenn ich weiß, dass es sie hier oder überhaupt nicht geben wird. Die Musik auf meinen Ohren wird lauter. Ich kann mich nicht mehr konzentrieren. Ich danke euch fürs zuhören!

Bernd Anwort von Bernd

Hallo Andi,

es gibt wohl keine "große Antwort" auf die Herausforderung "Leben". Mir fiel gerade eine ganz kleine ein, die mir vor Jahrzehnten ein "Touristenkutscher" auf Bali eher in Form einer Frage gestellt hatte
I Ketut Sedana fragte mich auf unserer 1-wöchigen Tour über seine Insel: "Bernd, nicht dass ich Dich nicht gerne kenengelernt hätte! Aber ich verstehe es dennoch nicht: warum gibst Du soviel Geld aus, um hierhin zu kommen, statt Dir zuhause eine Hütte zu bauen, eine Frau zu suchen, Kinder zu zeugen und Dich um Deine Familie zu kümmern?

Ob mit oder ohne Glauben an einen Gott, lieber Andi.
Ob Macho oder Feminist:

Du kannst das Leben niemals auf "Einkommen" oder "Auto" reduzieren!
Nicht auf "Erleben" oder "Versäumen"!

Wohl aber auf das, was uns das Leben von Natur aus auferlegt!

Alles Liebe,

Bernd