Problem von Anonym - 15 Jahre

Anime Traumwelt

Hallo. :)

Ich hab vor ca. 2 Jahren die Welt der Mangas und Animes entdeckt. Am Anfang war das kein problem, aber langsam vertiefe ich mich in Animes so, dass ich mich selbst als Charakter in diese Animewelt einfüge. Ich mag diese Welt einfach viel mehr, weil dort alles so "perfekt" ist. Wenn mir dann immer bewusst wird, dass das Leben kein Anime ist werde ich Traurig. Ich komme nichtmehr zum Lernen und mir fehlt die Lust mit Freunden etwas zu unternehmem. Ich weiß nicht wie ich wieder daraus kommen soll. Ich hab ständig das gefühl mit jemanden reden zu müssen, aber das ist mir viel zu peinlich. Ich hab niemanden der mich verstehen würde. Dann gucke ich einfach wieder Animes. Mir macht das alles selbst angst und ich hab das gefühl nicht normal zu sein. Meine Freunde sagen schon, dass ich so negativ gegenüber allem eingestellt bin.

Danke im vorraus für die Antwort. :) LG

PaulG Anwort von PaulG

Grüße dich liebe Anonyme!

Nun, es ist prinzipiell sicher nicht schlecht, dass du dir diese Traumwelt erschlossen hast. Ich selber kenne mich nicht sehr mit Animes aus - aber ich möchte dir eher raten, dass du dir dieses Tor offen hältst. Natürlich soll es dein wirkliches Leben nicht verdrängen. Aber trotzdem ist es eine gute Sache, wenn du dadurch von Zeit zu Zeit ein bisschen Abstand gewinnen kannst. Dazu kann es durchaus auch gehören, dich als Charakter darin einzufinden. Das ist eine große Fähigkeit, die sehr furchtbar sein kann. Und irgendwie träumen wir ja alle mal, wie es wäre, an der Seite einer Filmfigur oder eines Romanhelden zu stehen, nicht?

Das Schwierige ist wohl, zu beurteilen: Sind die Animes für dich eine "Flucht" aus der Realität, oder sind sie eine Strategie, mit der Realität besser klarzukommen? Wenn nicht, wäre es doch schön, wenn sie dazu werden könnten. Es wäre ungerecht, wenn du es dir ganz nehmen würdest. Ich glaube, dass du auch ganz bestimmt normal bist. Manche flüchten sich in Bücher, wenn die Welt ihnen zuviel wird. Manche setzen Kopfhörer auf, manche spielen Computerspiele... und nun, wieder Andere greifen zu Alkohol, oder noch Schlimmerem. Wenn du es so betrachtest, hast du doch einen großen Vorteil, oder? Und du hast ihn dir ganz allein erfunden. Ich finde es sehr gut, denn du bist dadurch nicht in Gefahr. Im Gegenteil: Du gewinnst eine Vorstellung, wie du dir die Realität wünschst. Das sind doch alles Qualitäten! Du musst keine Angst haben.

Natürlich wird die echte Welt niemals so werden, wie ein Film, ein Comic oder ein Buch es darstellen. Aber dafür sind sie ja auch nicht gedacht: Sie sollen uns zum Nachdenken anregen, wie unsere Vorstellungen sind. Die besten sind die, nach denen wir anfangen, etwas in unserem Leben zu verändern. Kein Buch, Film oder Comic hat die Möglichkeit, alle Kleinigkeiten und winzigen Tücken, kleinen Fehler und Unebenheiten zu erfassen, die uns ausmachen. So aber gelingt es, dass viele Leute sich damit identifizieren, und ins Grübeln kommen.

Wenn es dich belastet, die Animes zu sehen, frage dich zuerst: In welchen Situationen nimmst du eher damit vorlieb, als einen Freund anzurufen oder was zu unternehmen? Du kannst eine Liste machen, und dann notieren, was du stattdessen tun könntest. Zum Beispiel so: Wenn ich am Dienstagabend gestresst bin, weil die Schule wieder so lang und so nervig war, rufe ich lieber mal ... an, statt mich damit abzulenken. Das ist natürlich nur ein Vorschlag. Es geht darum, zu erkennen, wann genau die Animes dir helfen oder du sie brauchst, und ein bisschen davon abzukommen. Daher wäre es gut, wenn du dir möglichst exakt vornimmst, was du dann tun magst. Es kann gut sein, dass es ein paar Male nicht klappt. Dann sieh es nicht als Misserfolg, sondern als Teil einer Entwicklung, die nie ohne Rückschläge auskommt. Ziel ist es ja auch nicht, das alles aus deinem Leben zu verbannen, sondern einen ordentlichen Paltz dafür zu finden.

Eine andere Möglichkeit ist, dass du für eine gewisse Zeit "auf Entzug" gehst. Das musst du selbst entscheiden. Ich glaube, dass es nicht optimal wäre - erstens, weil dir auf einmal die Animes fehlen, und zweitens, weil sie ja nicht grundsätzlich schlecht sind. Es ist auch eine Frage, was du sonst noch für Hobbys hast, die diesen Raum füllen können. Hier ist auch eine gute Gelegenheit, mal etwas Neues auszuprobieren, das du schon immer mal tun wolltest. All diese Dinge braucht es, um dich abzulenken. Solange du etwas vorhast, in Bewegung bist, dich beschäftigst, wird es dir besser gehen. Denn oft kann man nicht von jetzt auf gleich alles verbessern. Aber es ist ein mindestens so tolles Gefühl, in einer Entwicklung zu sein. Nicht aufzugeben, sondern an etwas zu arbeiten. Ich bin sicher, du schaffst das alles so, wie du es dir wünschst.

Ich wünsche dir viel Glück auf dem Weg - aber lass dir nicht einreden, dass deine Leidenschaft nicht gut wäre. Es ist völlig in Ordnung, wenn du dich für Animes begeisterst. Nur sollten sie nicht überhand nehmen - wenn du das so empfindest; solange du dich gut fühlst, ist alles okay. Dies ist mein Wunsch für dich, und dass sich für dich viele Freundschaften und Gespräche ergeben, wie du sie in deinem Sinn sind.

Alles Gute,

Paul