Problem von Anonym - 13 Jahre

sterben

Ich ritze mich seit gefühlten Ewigkeiten.... eig muss man nur wissen das ich nicht mehr will und nicht mehr kann.... ICH WILL STERBEN

PaulG Anwort von PaulG

Grüße dich liebe Anonyme!

Warum willst du sterben? Was ist es, das dich so verletzt hat? Es stimmt mich traurig, dass jemand in so jungen Jahren schon ans Sterben denkt. Gibt es denn keine Hoffnung für dich? Ich hoffe, dass dich erreicht, was ich schreibe, und dass ich dir vielleicht ein wenig Hoffnung geben kann.

Leider hast du nichts Genaueres über die Situation geschrieben. Wenn es deine Absicht war, anzukündigen, dass du dir etwas antun willst, dann lass dir von mir sagen:

Bitte, bitte, nein! Bitte, tu dir nichts an! Denn du bist es wert, zu leben.

Es gibt einen Weg für dich aus der Finsternis, ich bin davon überzeugt. Soweit das möglich ist, möchte ich dir Mut machen: Es kann immer, immer weitergehen. Vielleicht liest du das jetzt - und dadurch wäre ich schon erleichtert -, und denkst dir, was will der? Er hat keine Ahnung, wie es mir geht, kennt mich nicht und sieht mich nicht.

Doch wenn du dich kraftlos und ohne Wert fühlst, dann sage ich dir umso heftiger: Du bist bedeutsam, du bist wertvoll für die Welt. Warum ich das einfach so hinschreibe, ohne dich zu kennen? Weil es einfach stimmt. Es gibt keine Wahrheit, die mich stärker umtreibt, deren ich mir sicherer bin. Jeder Mensch hat Fähigkeiten, jeder Mensch hat eine Aufgabe. Ganz bestimmt. Liebe Anonyme, ich bitte dich, gib dich nicht auf. Heb noch einmal den Blick, wisch die Tränen ab, und versuche, was auch kommt, den Weg weiter zu gehen.

Das mit dem Ritzen ist wohl so gekommen, weil es Ereignisse in deinem Leben gab, die dich verfolgen und quälen. Um was auch immer es sich handelt, ich verstehe dich, und weiß, dass du keinerlei Schuld daran trägst. Über das Ritzen habe ich mir einmal sagen lassen, es sei besser, entsetzliche körperliche Schmerzen zu haben, als sich um den seelischen Schmerz kümmern zu müssen. Ist es bei dir so? Ich kann es begreifen. Es macht dich weder hässlich noch schlecht, du stehst damit nicht allein, es wird dir geholfen werden. Bitte, vertrau darauf. Vertraue mir, wenn ich dir sage, dass du wertvoll bist. Es wäre furchtbar, wenn man auf dich verzichten müsste.

Machst du denn eine Art von Therapie gegen das Ritzen? Bekommst du ärztliche Hilfe für deine Probleme? Wenn nicht, kann es dir helfen, dir welche zu suchen - wenn ich dich darum bitte? Es gibt Möglichkeiten, diesen Drang zu besiegen. Man wird dir nicht sagen, dass du falsch gehandelt hast. Man wird dir helfen, dagegen anzukämpfen. Wenn du nur den leisesten Schimmer eines Aufbegehrens spürst; wenn irgendetwas in dir noch ruft, dass du es nicht anerkennen magst - wehre dich gegen das, was du für unumkehrbar hältst. Noch ist es nicht an der Zeit, das Leben zu beenden. Du kannst leben, du darfst leben, du sollst leben - es gibt etwas da draußen, das auf dich wartet. Es gibt das richtige, das tolle Leben, von dem du einmal geträumt hast. Bitte, such dir Hilfe. Sprich darüber mit Eltern, Geschwistern, Lehrerin, mit irgendjemandem, der dir beistehen kann. Wo auch immer du bist, was auch immer genau los ist - ich sage dir zu, dass die Dinge sich bessern werden. Einmal, vielleicht schon sehr bald, wirst du wieder zuversichtlich sein. Es trennt dich ein kleineres Stück, als du es denkst. Falls ich dich erreiche, möchte ich dich bitten, noch einmal, inständig: Streck deine Hand aus, fasse das Leben mit beiden Händen, lass es dir nicht entgleiten. Es braucht nur einen kurzen Entschluss - den, weiter zu leben. Kannst du mir das versprechen? Kann ich dich erreichen mit meiner Zusage, dass noch nicht alles vorbei ist? Kannst du mir glauben, nur ein winziges Stückchen weit glauben, dass du gut und wertvoll bist?

Selbst wenn es nicht so sein sollte: Ich halte an meiner Aussage fest. Ich wünsche dir alles Gute und viel Glück, ich wünsche dir helfende Hände und offene Ohren auf deinem Weg. Gib dich nicht, kämpfe - es wird sich für dich lohnen. Es gibt Taten und Gesichter und Orte, schöne und angenehme, die dich erwarten, gute Zeiten, die auf dich zukommen. Ich bin mir zu einhundert Prozent sicher, ich verspreche es dir ganz fest. Nur bitte, überdenke noch einmal deinen Gedanken: Willst du wirklich nicht mehr leben? Ruft nicht irgendwo in dir noch etwas, dass du es nicht anerkennen magst? Es ruft zu Recht! Höre darauf! Gib nicht auf! Du bist es wert, ganz und gar und so, wie du bist. Da ist nichts, was falsch an dir wäre. DU bist es wert, zu leben, und damit meine ich niemand Anderen, als ganz genau dich - mit allem, was dich ausmacht. DU bist bedeutsam, du kannst es schaffen. Ich sende dir alle guten Wünsche, die es gibt, und ich hoffe, dass du sie einlassen kannst. Sie warten, und sie werden wahr werden - nimm sie an, sie sind real. Du sollst leben, die Welt braucht dich. Eindeutig und tatsächlich.

Alles, alles Gute und liebe Grüße,

Paul