Problem von Anonym - 19 Jahre

sterben

Ich hab durch eine Reihe von Ereignissen den Sinn in meinem Leben verloren, mir kommen immer die Tränen wenn ich Menschen kennen lerne die nicht mehr lange haben und leben wollen. Ich werd das Gefühl nicht los das ich es einfach nicht verdient habe zu leben und bin vermutlich der größte Heuchler weil ich meine Gesundheit so in den Sand setze. Wenn ich die Möglichkeit hätte würde ich sofort meine Gesundheit mit jemandem tauschen der bald sterben muss aber noch Leben will.
Das fing alles 2007 an heftigen Auseinandersetzungen mit meinem Vater wurde mir klar das ich ihnen das Leben nur schwer mache das meinem Vater dann mal die Hand ausrutscht ist verständlich. Im Winter 2007 landete ich im Krankenhaus nach einem Blinddarmdurchbruch und einer unglücklich verlaufenen Op lag ich auf der intensiv und die Ärzte wollten keine Auskunft drüber geben ob ich die Op überleben kann oder nicht. Meine Mutter versuchte für mich stark zu sein konnte aber die Tränen nicht zurückhalten. nach der Op wachte ich in einem sterilen Raum auf. Ich dachte ich wäre gestorben bis die Krankenschwester reinkam um nach mir zu sehen. Ich wär an mehreren Maschinen und Tropfen angeschlossen. Wie durch ein Wunder kam ich noch vor Weihnachten nach Hause. In den nächsten Monaten heilte die Narbe komplett und Normalität kehrte wieder ein. Ich kämpfte mixh weiter durch in dem Jahr wo ich meinen Realschulabschluss machte lernte ich das nächste Übel kennen meine damalige Freundin. Wir waren 5 Monate zusammen als sie schwanger wurde. Wir redeten lange und entschlossen uns das Kind zu behalten. Zudem kam noch hinzu das wir unseren Eltern nichts davon erzählen wollten bis Abtreibung illegal wäre. Da sie aber sehr dünn war hat man schon früh einen Bauch gesehn deswegen mussten wir es schon früher erzählen. Wie zu erwarten flippte mein Vater komplett aus meine Mutter meinte das wäre nur ein Zellhaufen und wir sollen das wegmachen lassen 1 Woche hielt ich dem Druck und den Eskapaden meines Vaters stand. Bei einem Treffen zusammen mit ihren und meinen Eltern geschah dann das was ich mir nie verzeihen konnte ich wurde schwach und fragte sie im ruhigen ob das der richtige Zeitpunkt ist und das wir später ein Kind kriegen könnten. ich sah den Hass in ihren Augen sie rannte zu ihrer Mutter und die beiden fuhren sofort. In den nächsten Tagen rief ich sie 150 mal an wollte ihr erklären das ich schwach geworden bin und das ich das Kind will und alles aufgeben würde nur um mit ihr und dem Kind zu sein aber sie ging nicht dran. Ich fuhr bei ihr vorbei und die Mutter rufte sofort die Polizei eine Woche später erhielt ich die Nachricht das sie abgetrieben hat.
Es war als würde ich kaputt gehen ich fühlte mich auf einmal so leer in den nächsten 3 Nächten hab ich mir 5 mal versucht das leben zu nehmen die ersten 3 mal gingen schief einmal hat mich ein bekannter davon abgehalten einmal war das seil zu alt um eine. 70 Kilo mann lang genug zu halten und beim Dritten mal stranguliert ich mich wurde aber ohnmächtig bevor ich schaden hätte anrichten können. Die letzten zweimal brach ich frühzeitig ab weil ich zu sinnen gekommen war und es zu egoistisch ist sich selbst umzubringen seitdem lebe ich für andere lache, unternehme Sachen damit meine Mutter sich keine Sorgen macht. Das war 2011 im Jahr darauf versuchte ich mich abzulenken aber ich verlor die Lust an allem gab die Musik auf die ich bis dahin schon 8 Jahre gemacht hatte und schlief wenn ich nicht arbeiten musste. bis Silvester 2011 beim hantieren mit in Deutschland verbotenen silvesterknallern mein bester Freund einen Unfall hatte. In der Nacht glaubte ich er stirbt sein Gesicht und seine Augen waren vol mit Blut und seine Linke Hand war nicht mehr als solche zu erkennen ich hätte alles gegeben ihn davon abzuhalten aber es war zu spät. Er wurde per Hubschrauber in das 2 Stunden entfernte Uniklinikum Mainz transportiert in den nächsten 2 Wochen fuhr ich nahezu jeden Tag die strecke bis zum Krankenhaus. Ich durfte zwar nicht in sein Zimmer aber ich erfuhr aus erster Hand wie es ihm ging. Er verlor 1 Auge und seine linke Hand und wurde süchtig nach Medikamenten. Als wir das alles bewältigt hatten machte ich mit ihm noch den Entzug durch bis es ihm besser ging und danach kehrte wieder Normalität ein. Im gleichen Jahr trennten sich meine Eltern woraufhin ich bei meinem Vater unterkam da ich noch in seiner Firma die Ausbildung machte meine Mutter ging zusammen mit meinen 2 Hunden damit sie nicht alleine war. Ich hatte das gute Verhältnis zu meinem Vater allerdings endgültig verloren durch seine Austicker und als meine Ausbildung beendet war hatte mein Vater auch keinen Grund mehr mich bei ihm wohnen zu lassen er suchte die nächst beste Kleinigkeit und fing Streit an ich werte mich das erste mal was ein großer Fehler war er packte mich am Hals und ich rutschte weg und viel auf den Boden er trat einmal nach mir packte mich dann am Kragen und setzte mich vor die Tür. Ich suchte Unterkunft bei meiner Mutter sie machte alles gab mir ein eigenes Zimmer und ließ mich bei ihr wohnen. Aus schlechtem Gewissen ihr gegenüber suchte ich mir einen Job und machte mein Fachabi an der Abendschule nach kurz vor Ende erleidet ein anderer Freund von mir einen Herzinfarkt mit 23 überlebt aber knapp. In ich hab einen 2.6 durchschnitt und hab mich erfolgreich im letzten Jahr runtergewirtschaftet damit meine ich meine Gesundheit ich hörte auf gesund werden zu wollen und habe jetzt ein schweres Asthma, Schüttelfrost und Fieber. Auch wenn es verrückt klingt ich habe das Gefühl ich bin damals gestorben und in der "Hölle" gelandet. Allen in meinem Umfeld passieren schlechte Sachen und das einzigste was sie alle gemeinsam haben bin ich. Meine Krankheit ist von alleine auf dem Weg der Besserung was für mich eine Qual ist. Ich hatte gehofft wenn mich eine Krankheit dahinrafft wird das für meine Familie weniger schlimm als wenn ich es selbst mache. Ich suche nicht nach Heilung oder dem Weg zurück ins Leben ich suche nach einem Weg raus. Ich will sterben ohne bei meinem besten Freund oder meiner Mutter Trauer zu hinterlassen und das ist das unmögliche ich kann mei leben nicht ungeschehen machen also muss eine Therapie für sie her damit sie darauf vorbereitet werden mich gehen zu lassen ich finde nur keinen der das kann. Deswegen brauch ich Hilfe.

PaulG Anwort von PaulG

Grüße dich lieber Anonymer!

Es tut mir sehr leid, dass dir nicht früher geantwortet wurde. Und ich hoffe sehr, dass dir mittlerweile nicht jemand anders eine solche Adresse hat geben können. Wenn es solchen Therapeuten gibt, dann ist sein Beruf der unnötigste auf der Welt; ich wünsche mir für dich, dass du weiterlebst, und dass du auch anerkennen kannst, dass du es wert bist.

Ich möchte sagen: Ja, du hast Recht. Die Hölle auf Erden, wenn es sie gibt, die hast du erlebt. Ich wüsste nicht, welches Wort ich dir sagen könnte, deinen Schmerz und das Unrecht, das dir angetan wurde, in ein Verhältnis zu stellen. Es gibt keines. Schlimmeres kann man kaum durchleiden. Es tut mir leid - das schreibe ich aus vollem Herzen, und weiß doch, wie klein die Floskel dir scheinen mag. Wer bin ich, dass ich dir nicht sage: Ich verstehe deinen Wunsch? Ja, in der Tat, das tue ich. Aber doch will ich auf keinen Fall, dass du ihn umsetzt. Du sollst leben, und dies ist mein Wunsch für dich genauso wie die Wahrheit, die ich dir zusage. Du bist es wert, zu leben.

In deinem Text schilderst du mit die entsetzlichsten Dinge, die ich mir denken kann. Doch die Passagen der Trostlosigkeit werden durchbrochen von Sätzen, die ich nicht erwartet hätte: Du hast einen Schulabschluss, und keinen schlechten! Was du dir hier vorstellen darfst, ist ein anerkennender Blick. Man kann es nicht voraussetzen, dass es unter solchen Umständen gelingt. Und doch, du hast etwas in der Hand, worauf du aufbauen kannst. Trotz allem.

Was ist es, das dich am meisten quält? Ist es das Gefühl, dass du minderwertig wärst? Ist es die Schuld, die du empfindest, weil so viele liebe Menschen Schreckliches erfahren haben? Oder ist es beides gemeinsam - und noch Anderes? Ich versichere dir: Du bist NICHT schuld an den Dingen die geschehen sind. Du bist keine Last, kein Fluch, bist nicht unnütz. So befremdlich es für dich klingen mag: Solche Dinge geschehen, und in den Leben einiger Menschen häufen sie sich. Warum? Hätte die Menschheit eine Antwort auf diese Frage, wären wir Götter. Die einzige, sicher nicht alleinstehende, möglicherweise ungenügende Überlegung, die mir einfällt, ist diese: Kein Wesen auf der Erde ist umsonst ins Leben gekommen. Ob es ein ungeborenes Kind ist, ein schwerer Unfall, eine tödliche Krankheit; nichts geschieht zwecklos. Wir können uns kaum anmaßen, zu überlegen, ob eine höhere Macht die Namen derer bestimmt, die vom Leben verzehrt werden. Wenn es einen Gedanken gibt, den wer auch immer damit verfolgt, so ist es der Auftrag an uns: Der Auftrag, mit dem Wissen, was Leid und Glück, was Gut und Böse ist, etwas Gutes anzufangen. Kannst du mir folgen? Wir sind geadelt durch die Schicksale, die uns umgeben; so grausam sie sein mögen, du bist kein Verbrecher, sie haben sich einfach ereignet. Du bist nicht schuld. Aber eurer ungeborenes Kind lebt weiter in dir, und wer aus deinem Freundeskreis vor dir sterben wird, ebenso. Bei allem was du tust, bist du mit dem Wunsch versehen, so etwas zu verhindern, und mit dem Wissen, wie zerbrechlich das Glück ist. Es gibt unzählige Bilder, die für unzählige Menschen genau das beschreiben; und es gibt unzählige Ideen, genau diesem Auftrag gerecht zu werden. Und so wie ich dir in keiner Weise vorwerfe, wie es dir geht, so sage ich dir doch: Es ist nichts verloren! Mach dich auf ins Leben, denn du hast eine Aufgabe! Wir wissen nicht, warum geliebte Menschen sterben und schwer verletzt werden, warum sie krank werden und leiden. Wir wissen allein, dass wir es nicht gewollt haben. Es war deine Freundin, deine Freunde, deine Mutter; du wolltest nicht, dass all das geschieht. Allein, es ist passiert. Nun gibt es noch eines: Weitermachen! Gib dich nicht geschlagen, du hast noch so viel zu geben!

Was mit deiner Freundin und eurem Kind passiert ist, wird dich vielleicht immer beschäftigen. Wenn du mir da zustimmst, merkst du schon daran, dass du nichts verbrochen hast. Weißt du, wieviele Väter es gibt, die sich nicht um die Frau scheren, die von ihnen ein Kind erwartet? Weißt du, wieviele von der Frau verlangen, das Kind abzutreiben? Wieviele Frauen genau darauf eingehen? Ja, wir sind Männer, ja, unsere Triebe sind stark. Aber nichts berechtigt uns, der Frau die Schuld an einer Schwangerschaft zu geben. In ihr liegt die Lust ebenso begründet wie in uns, und bei uns liegt genauso die Verantwortung, sich um Verhütung zu sorgen. Du hast dich nicht falsch verhalten. Wenn du dir vorwirfst, den Plan, ein Kind zu bekommen, mit ihr gefasst zu haben - dann sage ich dir: In dieser Stunde warst du bereit, für das Kind zu sorgen, komme was wolle! Wenn du dir vorwirfst, deinem Vater nicht standgehalten zu haben - dann sage ich dir: Dein Vater hatte kein Recht, irgendetwas zu bieten, vor dem du standhalten musstest! Und du hast standgehalten, bis zum Letzten, wo viele mit den Achseln gezuckt hätten! Wenn du dir vorwirfst, deine Freundin nicht von der Abtreibung abgehalten zu haben - dann sage ich dir: Welche Hoffnung hättest du dir machen sollen, dass euer Kind eine glückliche Zukunft hat? Welche Kraft hättest du aufbieten sollen? Ich kann und will es dir nicht vorwerfen. Es ist geschehen. Wenn deine Exfreundin dich hasst, dann ist dem Hass durch die Schuld, die du jetzt empfindest, der Boden entzogen.

Dein Vater hat dich misshandelt, und all die Unfälle belasten dich noch zusätzlich. Man kann es dir nicht verdenken. Trotzdem sage ich dir: Gib dich nicht auf! Du hast dein Leben noch vor dir! Und du hast gezeigt, dass große Kräfte in dir schlummern! Ich weiß nicht, was einmal dein Ziel war. Aber ich versichere dir, du kannst es erreichen. Und ob es nun Gesundheit ist, eine Familie, ein bestimmter Beruf - du kannst das alles schaffen! Glaub an dich, denn du bist in Ordnung, bist kein Verbrecher. Und in alle Zukunft wird dich begleiten, was du erfahren hast. Es wird immer wieder schwer sein. Aber es wird sich äußern in Liebe zu deinen Kindern, in Eifer und Sorgfalt in deiner Arbeit, in Nachdenklichkeit und Beständigkeit. Das bist du, das alles hast du bewiesen. Ich wünsche dir den Mut, dein Leben fest zu ergreifen - es wartet auf dich, denn du bist gut. Du hast es verdient, gut zu leben.

Liebe Grüße,

Paul