Problem von Anonym - 15 Jahre

Hilfe!!!

Guten Tag,
Ich weiß um ehrlich zu sein garnicht wie ich anfangen soll.
Ich hatte auf jeden fall mal einen sehr ausführlich langen Text hier geschrieben, bekam aber leider keine Antwort. Daher ist das mein zweiter Versuch.

Ich fasse mal kurz und knapp zusammen, mein Leben war schon seitdem ich ein kleines Kind bin für'n Arsch. Meine Eltern hatten sich getrennt als ich 3 Jahre alt war. Daraufhin lernte meine Mutter einen Mann kennen so als ich 5 Jahre alt war. Meiner Mutter zeigte er die Wolke 7 und als sie weg war, misshandelte er mich. Ich weiß nicht recht ob man es "misshandeln" nennen kann. Er hatte nämlich Zigaretten an mir ausgedrückt, mich angefasst, mich geschlagen usw. Irgendwann trennte sich meine Mutter dann von ihm & sie lernte meinen Stiefvater kennen. Mit ihm verlief alles gut, er war zum Teil mein Vaterersatz.
Ich war 6 Jahre alt und wurde eingeschult, da ich immer schon etwas pummelig war, fing dort das "mobben" an. Ich wurde ausgegrenzt, beleidigt, geschlagen.. All das was man unter Mobbing versteht. Ich hatte auch nie eine Stütze, weder meine Mutter noch irgendein Familienmitglied war je für mich da. Mit 10 Jahren fing ich dann an abzunehmen, indem ich einfach nichts mehr aß. Ich kam dann auf die weiterführende Schule und dann ging das mit dem Mobbing weiter, diesmal weil ich zu dünn war. Sie fragten mich ob ich zu Hause nichts zu essen bekam, von wegen ich sei ein Strich in der Landschaft. Irgendwann habe ich das mit dem Gewicht in die kurve bekommen, doch umso älter ich wurde, desto bewusster wurde mir dass ich homosexuell bin. Schon in der Grundschule fühlte ich mich zu Frauen hingezogen und als ich in der 6 Klasse war, habe ich mich das erste mal in ein mädchen verliebt.
Meine Familie kommt aus polen, daher sind sie streng katholisch und leben noch Jahre zurück. Dr sie ist Homosexualität eine "Krankheit".
Ich rutschte dann in der 6 Klasse auch komplett in der Schule ab, flog aufgrund meiner Noten und meines Fehlverhalten auf eine Hauptschule.
Ich kam auf die asozialste Hauptschule und natürlich ging das mit dem mobben weiter, aber diesmal war der Grund, dass mir fast alle Jungen auf der Schule hinterschauten. Dabei war mir persönlich das scheiß egal & alle Mädchen hetzten sich gegen mich.
Ich ging dann einfach 2 Monate nicht mehr zur Schule bis es auffiel und ich hatte dann mit meiner Mutter darüber gesprochen. Sie meldete mich dann auf meine jetzige Schule an.
Dort lernte ich meine erste große liebe kennen und JA, sowas kann ich mit meinen popeligen 15 Jahren sagen.
Ich sah sie und dachte mir "Gott hätte sie kurze haare wäre sie absolut meine Traumfrau" und als hätte sie es gehört, kam sie am nächsten Tag mit kurzen Haaren.
Ich hatte sie direkt am selben Tag in facebook gesucht und darauf hatten wir durchgehend geschrieben und in der Schule uns dann halt gesehen. Nach 3 Tagen kamen wir zusammen & damit wurde dann auch meine Homosexualität offiziell. Meine ganze Familie war gegen mich. Ich war nur noch Abschaum in deren Augen. Aber das war mir egal, denn ich hatte meine Traumfrau an meiner Seite.
Wir waren 17 Monate zusammen mit allen Höhen und Tiefen. Sie hat mich in der Beziehung sehr verletzt, aber darüber kann ich hinweg sehen.
Nach 17 Monaten dann die Trennung, da die letzten Monate eh echt zum wegschmeißen waren. Direkt darauf war sie neu vergeben und ist jetzt mit ihr 7 Monate zusammen. Also so wertlos und so unwichtig war ich in ihren Augen. Sie hat mich kein bisschen so geliebt wie ich sie geliebt habe. Sie stand über alles und jeden! Sie war mein einziger halt. Gut, im Grunde ist es jetzt 7 Einhalb Monate her, hatte danach auch neue Beziehungen - aber darüber hinweg bin ich irgendwie immer noch nicht.
Abgesehen davon bin ich sehr launisch, schnell gereizt, werde schnell aggressiv und bin auch sehr provokant. In meiner jetzigen Schule kam das alles aus mir heraus, man schaute mich bloß doof von der Seite und ich wurde gewalttätig, wahrscheinlich weil ich es so von zu Hause kenne. Ich bekam dann Tafel, Konferenzen und Suspendierungen. Allerdings habe ich dass jetzt in der Schule wieder gepackt.
Ich verletze mich seit gut 4-5 Jahren auch selber. Relativ tief. Naja wie mans nimmt. Auf jeden fall sind meine Oberschenkel und arme sehr vernarbt.
Ich war auch knappe 2 Monats in einer Klinik, aber das hat überhaupt nichts gebracht. War reine Zeitverschwendung und brachte mir bloß mehr stress in der Familie.
Vor 5 Monaten hatte ich Geburtstag und genau an meinem Geburtstag trennte sich meine Mutter dann von meinem Stiefvater und ist seitdem mit einem Mann zusammen den ich bis aufs letzte hasse. Ich weiß nicht, aber irgendwie komme ich nicht mit ihn klar. Und seitdem meine Mutter jetzt neu vergeben ist, ist sie ein ABSOLUTER Teenager. Ich war schon immer die Mutter und meine "Mutter" die Tochter, aber jetzt? Hat sie Liebeskummer kommt sie zu mir und verlangt von mir, dass ich für sie da bin. Hatte ich Liebeskummer wegen meiner Ex wo ich schon kurz davor war mich umzubringen, war es ihr scheiß egal. Stattdessen wurde ich immer angeschrieen, von wegen ich soll mich zusammen reißen, ich bin ja noch jung. Ja, ich bin noch jung aber heißt das, dass ich nicht von herzen lieben kann und daher auch kein Liebeskummer haben darf? Seitdem meine Ex fort ist, liebe ich keinen mehr. Ich habe nur einen Menschen so geliebt oder überhaupt geliebt.
Sehen Sie, im Endeffekt läuft alles auf meine Ex hinaus..
Also noch mal zurück zu meiner Mutter, sie dreht völlig am Rad. Und nein! Man kann nicht mit ihr reden. Ich habe 1000 mal versucht mit ihr zu reden & das endet immer in einem Desaster. Meine Mutter und ich verstehen uns auch so nicht wirklich, bis vor einem Jahr haben wir uns immer geschlagen und bis aufs letzte beleidigt.
Ich bin seit 4 Monaten bei einem Psychologen, den ich ganz gerne habe aber helfen tut er auch nicht wirklich.
Kommen wir noch kurz zu mir..
Wenn ich könnte, dann wäre ich schon lange nicht mehr hier. Dieser ganze Text ist nicht mal die hälfte von dem was ich erlebt habe. Es gibt noch Unmengen zu erzählen.. Aber ich glaub fürs erste reicht das.
Ich hab unzählige ängste. Ängste davor allein zu sein, davor dass mich niemand vermissen wird, davor dass ich zu dick bin und mich jeder hässlich findet. Gott, ich hab so schreckliche komplexe. Ich stehe vor dem Spiegel, schaue mich an & fange an zu weinen.
Ich bin 1,67 cm und wiege 53kg und ich könnte jedes mal nachdem ich was gegessen habe, mich selbst dafür töten.
Ich find nicht nur meine Figur hässlich sonder mich allgemein. Alles was zu mir gehört. Mein Aussehen, mein Charakter.
Ich bin auch sehr unsozial, also ich bin nicht gerne unter Menschen. Klar, ich habe Freunde und auch eine aller beste Freundin & bin auch oft unterwegs, doch am liebten liege ich im Bett und schlafe. Ich schlafe so viel, in der Hoffnung ich kann mein Leben verschlafen.
Ich hasse mein Leben. Ich hasse es wirklich..

P.s, es tut mir leid dass ich von Thema zu Thema hüpfe und ich hoffe Sie können das irgendwie verstehen. Und vielen Dank im Voraus!

Pia Anwort von Pia

Liebe Unbekannte,
danke, dass Du uns so viel Vertrauen geschenkt hast. Das war bestimmt nicht ganz leicht und es ist auch nicht so einfach, darauf eine gute und schnelle Antwort zu geben.

Ich habe großes Mitgefühl mit Dir, das muss alles schrecklich gewesen sein und dass Du so verzweifelt bist, kann ich sehr gut verstehen. Es ist oftmals schwer, mit solch großen Schmerzen und Problemen umzugehen und da es bei Dir schon in der Kindheit angefangen hat und Du niemanden hattest, der Dir geholfen hat, ist es nachvollziehbar, dass Du nur destruktive Auswege gefunden hast. Das selbstverletzende Verhalten zum Beispiel, oder das im Bett liegen bleiben wollen, helfen Dir mir der Situation umzugehen, weil Du Dir sonst nicht zu helfen weißt.

Schade, dass Dir die Klinik nicht viel gebracht hast und auch Deine Therapie bisher nicht helfen konnte. Ich finde es toll, dass Du Deinen Psychotherapeuten magst, das ist schon einmal eine gute Basis. Jedoch sollte die Therapie effektiv sein. Was ist das für eine Therapie? Ich würde Dir eine Verhaltenstherapie empfehlen. Kannst Du Deinen Therapeuten einmal fragen, wie er mit Dir vorgeht und welche Art von Therapie er macht?

Es könnte Dir helfen, dass Du Deinem Therapeuten genau diese Nachricht, die Du uns geschickt hast, genau so, wie sie ist, mitbringst. Traust Du Dich denn ihm alles zu erzählen? Wäre es einfach, wenn er diesen Text liest? Ich glaube es wäre wichtig, dass er weiß, was alles passiert ist und dass Du so sehr darunter leidest, dass Du schon an Suizid denkst und dass Du das Gefühl hast, die Therapie hilft nicht genügend. Es könnte von Vorteil sind, wenn Du mehr Therapie machst, Du könntest nachfragen, ob Du mehrmals die Woche kommen kannst. Außerdem gibt es spezialisierte Kliniken, da kann Dir Dein Therapeut oder Beratungsstellen sicher helfen.

Mir kam auch gleich der Gedanke, dass ich Dir sehr wünsche, dass Du ein gutes Zuhause kennen lernst und auch einmal Abstand zu Deiner Mutter gewinnst, mindestens bis Du lernen konntest mit dem Geschehenen umzugehen. Es gibt viele betreute Wohngemeinschaften. Dort hast Du Unterstützung und bist auch nicht alleine. Meist ist es sehr hilfreich und die Betreuer sind in Deinen Problembereichen geschult. Außerdem hat man dort sehr viele Gleichaltrige, die Dich verstehen und mit denen Du eine Menge Spaß haben kannst. Da würde Dir das Aufstehen und der Spaß am Leben eventuell leichter fallen. Bitte erkundige Dich danach.

Ich neige eigentlich dazu, dass ich sehr viel schreibe und Du hast auch sehr viel geschrieben, worüber ich antworten könnte. Jedoch, ist das nicht so einfach und ich bin keine Fachfrau und Du könntest nicht im Selbststudium lernen, wieder gesund zu leben. Da braucht es professionelle Hilfe und Du hast schon damit angefangen. Bitte schau, dass Du Hilfe bekommst, die Dir auch gut tut und Dir hilft. Oftmals kann auch ein Therapeutenwechsel vieles verbessern.

Du hast auch keine konkrete Fragen gestellt, daher habe ich nun einfach einmal geschrieben, was ich Dir gerne sagen möchte zu Deiner Nachricht. Ich finde es toll, dass Du das alles geschrieben hast. Hast Du gemerkt, dass es Dir gut tut, dass Du das alles loswerden konntest? In gewisser Weise distanziert man sich ja etwas, wenn man es aufgeschrieben hat und das wirkt entlastend. Das könntest Du für Dich nutzen und öfters etwas aufschreiben. Vielleicht möchtest Du auch ein Tagebuch anlegen. Um noch eine größere entlastende Wirkung zu erreichen könntest Du außerdem von Dir in der dritten Person schreiben, als würdest Du eine Geschichte erzählen, in der es um ein 15-jähriges Mädchen geht, dem es gerade weniger gut geht. Probier es doch einmal aus.

Ich wünsche Dir alles alles Gute für Deinen weiteren Weg und viel Motivation und Mut, nun weitere Hilfe zu holen und Dinge anzusprechen. Es würde sich wirklich lohnen. Wenn Du konkrete Fragen hast, kannst Du Dich gern nochmals melden.

Alles Liebe
Pia