Problem von Cecil - 14 Jahre

Zwangsneurose?

Hallo liebes Kummerkasten Team!
Ich mache mir schon seit langem Sorgen um mich, weil ich bestimmte Dinge sehr oft wiederholen oder kontrollieren muss z.B. muss ich mindestens zehnmal kontrollieren ob ich für einen Ausflug oder zum Einkaufen alles dabei habe. Ich muss kontrollieren ob ich genug Geld habe, und alles anfassen was ich gepackt habe, obwohl ich bloß Dinge gerne anfasse keine Menschen. Ich zähle alles ab und erstelle Listen. Wenn ich etwas kaufe was nicht zu meinem normalen Plan gehört berechne ich den Preis auf den Cent genau im Kopf nicht an meinem Handy. Ich zähle alles mindestens 4 mal zusammen und immer in verschiedenen Reihenfolgen. Ich muss mir immer durchlesen wenn irgendwo etwas steht und wenn ich es nicht fertig durchgelesen bekomme weil ich z.B. im Bus sitze werde ich nervös und zucke herum als würden meine Nerven verrückt spielen. Mein Bein beginnt sehr oft auf und ab zu springen aber es hört nicht auf und macht das ganz alleine und oft bemerk ich das nicht mal! Ich bin fasziniert von Daten und muss oft einfach irgendwo ein Datum hinschreiben (von dem Tag wo ich da war) um es irgendwann anders nochmal zu sehen. Wenn ich aber in der Schule etwas in mein Heft für den Unterricht schreibe, interessieren mich Daten gar nicht. Ich blätter auch gerne mal in einem Buch (auch Schulbuch) und schreibe irgendwo weit hinten das Datum vom heutigen Tag hin. Wenn meine Mutter etwas von meinem Schreibtisch räumt muss ich oft es wieder herausholen und genau dahinlegen wo es vorher lag. Ich weiß nicht was ich un soll oder was mit mir los ist und ich kann auch mit keinem darüber reden weil ich mit Leuten nicht über persönliche Probleme reden kann da bin ich irgendwie verklemmt! Bitte antwortet mir
eure Cecil

Anwort von Stephanie

Liebe Cecil,

ich danke dir, dass du uns dein Vertrauen geschenkt und uns geschrieben hast!
Denn damit hast du nun den ersten Schritt gemacht und das finde ich ganz toll! Ich kann mir vorstellen, dass dies dich sicherlich eine ganze Menge Kraft und Überwindung gekostet haben muss!

Selbstverständlich kann ich dir keine Diagnose stellen, aber ich denke, dessen bist du dir auch bewusst. Dennoch würde ich dir sehr gerne helfen, die Gedanken, die dich momentan beschäftigen, versuchen zu ordnen!

Liebe Cecil, ich mache mir wirkliche Sorgen um dich! Für mich klingt das, was du beschreibst, ganz klar nach einer Zwangserkrankung! Denn der Zwang hat dich und dein Leben momentan vollkommen im Griff.

Ich denke, ich kann für viele Menschen sprechen, wenn ich sage, dass fast jeder von uns eine schlechte und nervige Angewohnheit hat. Doch dahingehend gibt es zur Zwangsstörung eine Grenze! Und diese ist, dass die Dinge, die man bei "zu erledigen hat", sehr zeit - und meist auch kraftaufreibend sind. Man ist viel mit den Zwängen beschäftigt und auch die Gedanken kreisen viel um diese! Man kann also so gut wie keinen anderen Gedanken für andere Dinge fassen!
Gerade auch, weil du schreibst, dass, wenn du deine Zwänge nicht ausführen kannst, nervös wirst! Dies zeigt mir das deutlich, dass die Zwänge über dich und dein Leben bestimmen! Doch dies muss nicht immer so sein! Denn DU bist stärker als die Zwänge! Und ich weiß, dass du bereit dafür bist, gegen die Zwänge gegenanzukämpfen!

Jetzt fragst du dich mit Sicherheit, warum du gerade betroffen bist und ob du Schuld daran bist?
- Liebe Cecil: Du trägst keine Schuld! Denn der Grund für Zwänge ist, dass unterschiedliche Faktoren zusammenspielen. Wie Zwänge entstehen ist leider bis heute nicht wirklich bekannt.
Doch es gibt einen Weg daraus. Vor vielen Jahren ist dies leider noch nicht so gut möglich gewesen wie jetzt!

Jetzt gibt es für dich verschiedene Möglichkeiten! Wichtig dabei ist, dass du mit deinem Problem von nun an nicht mehr alleine fertig werden musst, sondern dir Unterstützung holst! Die ersten Ansprechpartner sind ja meistens die Eltern. Ich kann total nachvollziehen, dass du vor diesen Schritt großen Respekt hast und dich fragst, ob du dies wirklich machen sollst...aber liebe Cecil! DU KANNST DAS! Denn du hast schon bewiesen, dass du deine Probleme sehr gut in Worte fassen kannst und bereit bist, etwas an deiner momentanen Situation ändern zu wollen! Dann schaffst du den nächsten Schritt mit Sicherheit auch, davon bin ich fest überzeugt! Vorallem brauchst du dich auch in keinster Weise zu schämen, denn für eine Zwangsstörung kann man nichts!
Bitte verspreche mir, dass du mit jemanden darüber sprichst, ja? Denn ich möchte, dass es dir bald wieder besser geht und du wieder ein glückliches Mädchen wirst!
Solltest du mit deinen Eltern darüber nicht reden können, kannst du dich alternativ auch anderen Personen anvertrauen. Beispielsweise können dies nähere Verwandte, oder aber auch der Vertrauenslehrer oder Schulpsychologe (sofern vorhanden) sein!
Du könntest aber auch einen Termin bei deinem Hausarzt deines Vertrauens machen, und mit diesem über dein Problem reden. Er könnte dich dann an einen Kinder - und Jugendpsychologen weiterleiten, ohne, dass deine Eltern erst einmal davon etwas mitbekommen, denn auch gegenüber den Eltern hat ein Arzt seine Schweigepflicht einzuhalten!

Ich bin mir sicher, dass jeder dein Problem ernst nehmen wird und alles dafür tun wird, dass es dir bald wieder besser geht!

Wichtig ist aber, dass du dich wirklich nicht zu schämen brauchst! Denn du hast das geschafft, was vielen Menschen schwer fällt und zwar seine Probleme einzugestehen und daran arbeiten zu wollen! TOLL, liebe Cecil!

Wenn du dich noch ein wenig vorab über Zwangsstörungen informieren möchtest, kann ich dir unsere tolle und informative Soforthilfe ans Herz legen. Schau einfach mal rein, wenn du magst!

http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/51/Was-sind-Zwangsstoerungen.html

Solltest du noch Fragen haben oder dir etwas auf dem Herzen liegen, dann darfst du uns natürlich jederzeit gerne wieder schreiben! Denn wir sind gerne für dich da!

Ich wünsche dir vom Herzen alles Gute!

Liebe Grüße,
Stephanie